Messer Cino da Pistoja

 

 

 

In Übertragungen von

Richard Zoozmann

 

 

 

An Dante Alighieri

 

 

 

Wer liebt, hegt auch den Wunsch von Rechtes wegen,

Daß er davon die Herrin unterrichte;

Deshalb erkenn in einem Traumgesichte,

Daß Amor wünschte, dies dir darzulegen.

 

Drum trug er ihr dein brennend Herz entgegen,

Daß er sie, wenn sies äße, dich verpflichte,

Die du, bedrückt von keines Grams Gewichte,

Gehüllt in Schleiern sahst des Schlummers pflegen.

 

Froh kam er – undmit lächelndem Behagen

Ließ eure Herzen er in eins sich schließen,

Erfüllend deinen Wunsch durch dies Beginnen.

 

Und weil in ihrer Brust das bange Zagen

Der Liebe ihm bekannt war, sahst du fließen

Des Mitleids Träne, als er schied von hinnen.

 

 

 

Wer Liebe fühlt, gibt auch von Rechtes wegen

Von seinem Herzen seiner Frau Berichte,

Und drum erkenn aus diesem Traumgesichte,

Daß Amor dir dies wünschte darzulegen.

 

Drum trug er ihr dein brennend Herz entgegen,

Daß deine Herrin solche Kraft verpflichte,

Die du, bedrückt von keines Traums Gewichte,

Gehüllt in Linnen sahst des Schlummers pflegen.

 

Froh schien dir Amor, als er vor dir stand,

Dir schenkend, was dem Herzen schuf Behagen,

Indem zwei Herzen er in eins verband.

 

Und als der Liebe Herzleid er erkannt,

Mit dem er die Gebieterin geschlagen,

Floß ihm des Mitleids Träne, als er schwand.

 

 

 

Seitdem mich, Dante, aus der Vaterstadt

Ein schwerer Bann zur ewigen Flucht vertrieben

Und fern der höchsten Wonne bin geblieben,

Die je des Ewigen Huld gebildet hat,

 

Ward ich mit Tränen durch die Welt gehetzt,

Als unwürdig verabscheut selbst vom Tod,

Und wenn sich, was ihr ähnlich war, mir bot,

Bekannt ich, was dabei mein Herz verletzt.

 

Nicht jenem ersten mitleidlosen Joch

Und auch der festen Hoffnung nicht entwindet

Mein Mut sich, da die Hilfe mir entschwunden;

 

Dieselbe Lust ists, die mich löst und bindet,

Und es bewirkt verwandte Schönheit doch,

Daß wechselweis mir viele Fraun verbunden.

 

 

 

 

 

 

 

Dante, nicht hör ich irgendwo ertönen

Das Heil, das allorts in Vergessenheit

Und uns entflohwen seit so langer Zeit,

Daß schon feindselige Donner uns erdröhnen.

 

Und durch die große Wandlung in den Dingen

Sieht keinen Lohn, wer sich dem Heile weiht,

Dem Heil, du weißt, dem Gott sogar verleiht,

In das Dämonenreich hinabzudringen.

 

Ist drum die Tugend jedem Ort entflogen

Auf dieser Welt, wohin du immer ziehest,

So zeige du dich freundlich mir gewogen.

 

Bleib treu, mein Bruder, den das Leid umzogen,

(Bei jener Herrin fleh ichs, die du siehest)

Dem Dichten, wenn dich Treue nicht betrogen.