1552 – 1599 Großbritannien
In Übersetzungen von
I.
Oh, frohes
Blatt, in solcher Lilienhand,
die meinen Tod, mein Leben in sich birgt,
gehalten in der Liebe zarten Band,
erbebst Du, als sei Deines schon verwirkt.
Und frohe Zeilen, auf die sternenklar
sich diese Augen senken, was geblieben
für mich an Kummer, dort wo Freude war,
was blutig mir ins Herzbuch eingeschrieben.
Und Reime, badend in den heilgen Auen
von Helicon, erkennt sie Stück für Stück,
in euch, und ihr könnt Engel segnend schauen,
auch meiner ausgezehrten Seele Himmelsglück.
Die Blätter, Verse, Reime flehn alleine
um ihre Gunst, sonst interessiert mich keine.
II.
Du Wahnidee, die ich zuerst gebäre
von meiner Liebe, sehnst dich, ballst dich fest,
die ich mit Seufzern und mit Kummer nähre,
bis bald du meinem Schoß entwachsen bist.
Verlasse endlich diese Unterkunft,
in der du lauerst wie im Schlangennest:
und brauchst du Hilfe, minder die Vernunft,
in die du dich zur eignen Stärkung frißt.
Doch kommst du in der Hehren Gegenwart
durch Zufall, fall bescheiden ihr zu Füßen:
In Trauer und in demütigster Art,
gewinn Pardon, und Gnade soll mir grüßen,
die sowohl
Lieb als Leben in sich birgt.
Wenn nicht, sei mit dem Ihren meins verwirkt.
LXXXIX.
Wie auf dem
kahlen Ast die Taube trauert
um ihren Täuber, der just von ihr schied,
und zu ihm ihre Sehnsucht schickt als Lied,
wenn's auch zu seiner Rückkehr lange dauert,
muß ich, untröstlich, heute von dir weichen,
beweine in mir den Verlust der Liebe,
da ich auf meinem Weg allein nun bliebe,
und such der Taube, die da klagt, zu gleichen.
Kein Glück das fortan aufsteigt, himmelan,
kann mich erfreuen; nur ihr eigner Blick,
der Gott und Menschen gleich bezaubern kann
mit ihren unbeschwerten Neckereien.
Mein Tag ist dunkel, miss ich ihren Schein;
und tot mein Leben, fehlt ihm solches Glück.