Isabelle Nivière de La Roche-Guyon

Frankreich

Beschreibung: http://www.bruck-grossglockner.at/buergerservice/aktuelles.html

 

 

 

In Übertragungen von:

ZaunköniG

 

 

aus « Les Langueurs Charmées »

François Coppée gewidmet

 

 

Reichtum

 

Ich sagte ich sei arm, mit Not nur überfrachtet,
daß niemals mehr die Hoffnung in mein Herz sich wendet.
Wie irrte ich! Mein Groll hat mich so sehr verblendet
dass Tag und Nacht, ich meinen Reichtum nicht beachtet.

Das stete Ringen hat mich gnadenlos geschändet;
und nie hat meine Jugend einen Sieg genossen,
zwar hat das Leid dem Herzen Zärtlichkeit gespendet,
doch ist dem Schmerz die Liebe nicht entflossen.

dass nicht ein leiser Schimmer durch die Schatten weht'.
und mein Tyrann, Der Kummer, quält mich täglich mehr.
Der Kummer, mein Tyrann, quälte mich täglich mehr...

Doch ist der Vogel, der im Käfig sitzt, nicht stumm,
Ich sang, so wie er singt, und wurde ein Poet.
Ach ja, ich schaff im Universum selbst Begehr!

 

                                                              (Ü: ZaunköniG / Sibylle Ferner)

 

 

 

Der Segen des Poeten

                                               „Segen dieser welken Hand!“

                                                                                  Uhland

 

Auf meinem Weg, der mich in grüne Felder trug
sinniere ich und höre froh die Vögel singen,
als just ein Mensch, ein Greis, vorbeikommt, schütter, dringend
in harte Erde schiebend seinen schweren Pflug.

- und meine Seele schäumt und strömt, wie ihm der Schweiß!
Ich rief: „Daß Gott dem tapfren Herzen Segen spende!
und Segen auch für diese derb zerfurchten Hände,
den Füßen für die schwere Arbeit, für den Fleiß!“

Doch der entgegnet: „Segne lieber meine Scholle,
denn sie trägt, so Gott will, das nötige Getreide.
Dem Dichter, heißt's, gewährt Gott gern, was der auch wolle."

Mein Freund, da hast du leider falschem Wort geglaubt.
Er kann nur jenen trösten, dem sonst keine Freude;
Er pflückt ihm Blumen und bekränzt damit sein Haupt.

 

 

 

 

 

 

Trost

 

Wie Schilfrohr lebenslänglich mit dem Nordwind ringt,
so kämpft‘ auch ich mit meinem Leben Aug in Aug.
Ob Tränen, Andacht oder Todverachtung taugt:
ich habs versucht, bevor ich noch darniedersink.

Ob Wahnsinn, ob Vernunft? Mein Fehler mir bekannt,
denn ohne Flügel stürzte ich mich in den Weltenraum.
Zwar blind, ergriff ich doch den Stern, flüchtiger Traum,
verletzt erreichte ich zu schnell das feste Land.

Fatale Eitelkeit: in Ohnmacht selbst versinkend
verschloss ich lang mein Herz: Ein Spielball in den Winden.
Geknickt, gebrochen, tot, wie’s so am Boden liegt.

Doch heute spür ich dieses Herz, den Jubel trinkend,
jetzt klaglos auferstanden und sich neu erfindend,
durch dich, die Poesie, mit der das Leben siegt.