Václav Jaroslav Karel Pinkava
1926 – 1995 Tschechien / Großbritannien
ZaunköniG
Rosen-Rondell
"Die Pracht auf meinem Stengel explodiert."
Fern der Idee bleibt meine Leichtigkeit.
Niemandes Buch hat je auf seinen Seiten
mein Credo und mein wahres Sein fixiert.
"Verstrickt der Zeit, bin ich des Todes Bote;
Entfalteter Batist geschmeidig gleitet;
Bin Flamme, brenn'der Dornbusch, und ich blute"
Fern der Ideen bleibt meine Leichtigkeit.
In Bildern menschliches Bedürfnis spricht,
mich über andre zu erhöh'n gewillt.
Im Hochgefühl verspür ich keine Zeit
und Worte sind mir fremd. Ich acht' sie nicht.
Von flüchtig leichtem Duft bin ich verhüllt.
Fern der Ideen bleibt meine Leichtigkeit.
Entgegen
der Nacht
Den Rüssel rollt der Schwärmer zungengleich,
die samtnen Flügel unterseits geschuppt.
Der goldne Bärenspinner setzt sich, nippt
als Erster und gleichen, die sonst bleich.
Die Türme ziehen nachts die Motten an,
von einer Marmorstatue sanft getragen.
Ein Glühwurmherzchen will sich überschlagen
und unten zieht der Strom die grüne Bahn.
Des Mondes Sichel läßt sie nicht mehr los,
die bis zum Morgen voller, größer wird.
Die Ohnmacht schließt sich heimlich ein ins Moos.
Im Spiegel beinah stiller Seenwogen
quecksilbrig unruhig jeder Mondfleck flirrt
bis taufrisch er gen den Westen fortgezogen.
Prag
Antwort-Kranz
auf Jaroslav Seifert
01
Im Einklang mit den Türmen und Portalen
beflügelt sie die schönsten Träumereien.
Nicht nur im irgendwo ein Haufen Stein,
der keinem Menschen je groß aufgefallen.
So tief durchdringt sie jede meiner Poren
und überall holt diese Stadt mich ein.
Ich könnte sonstwo aufgewachsen sein; -
warum bin ich nicht anderswo geboren?
Die Blasmusik, die schallt von ihren Zinnen,
kann mich auf ewig für den Ort gewinnen:
Ein Edelstein, den man bewundern muß.
Man könnte weder wieder von ihr lassen,
noch kann das Bild der Burg jemals verblassen,
sieht man den Barschen zu im seichten Fluß.
2
Sieh hier den Barschen zu im seichten Fluß,
die in Bewegung bleiben, permanent.
Vor diesem dunkelgrunen Firmament
gab ich einst meinem Mädchen einen Kuß,
um fortan wie ein Astronaut zu schweben,
durch Nächte, übervoll fliehender Sterne,
die den Verkehrslärm dämpfen in der Ferne,
von fahlen Fackeln ist die Burg umgeben.
Und wie der Strom zu meinem, ihrem Fuß,
obwohl er gleich scheint, nie der selbe ist,
unter dem Himmel steten Wandels fließt,
der manchmal düster schaut, mal mild gelichtert,
Sie hat zahllose Türme, wie Gesichter.
Manch einem ist's wie Wein, ein leichter Gruß.
3
Manch einem ist's wie Wein, ein leichter Gruß.
Die Arbeit hat er immer gut gemacht.
Sieh hier, wie er das Tor bewacht,
obwohl er Spott der Kader dulden muß.
Vorbei die Zeiten als Parteisoldat:
Er sah, er hatte nur noch stamm zu stehen.
Er würde nicht in den Uranberg gehen,
dabei war er ein alter Kamerad.
Die Nachtigall lernst die Gefangenschaft.
Man könnte wohl auch sagen, frei nach Brehm:
"Sie singt, nicht Freiheit suchend, in der Falle",
doch die Gefängnisluft raubt ihr die Kraft.
Sie schmeckt, wie wein, manch einem angenehm,
manch einem schmeckts wie Essig oder Galle.
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manch einem schmeckts wie Essig oder Galle,
wenn Herbstgeruch im falschen Frühling liegt.
Ich bin nicht frei in Freiheit, wenn auch pralle
Knospen springen und es klingt Musik.
Bald wird uns diese Satansfratze auch
den Staat, der dem zugrundeliegt klar zeigen,
als ob der morgendliche Nebelhauch
die Türme früh beginnt zu übersteigen.
Die Fabeln Rußlands von den Wänden schauen:
auf uns herab - in Überlebensgröße,
wie eine Dampflok, schaubend mit Getöse.
Preis Lenin, ehr ihn, wie man es so macht,
kannst du doch deinem Schatten nicht vertrauen.
Was nutzt die patinierte alte Pracht!
5
Was nutzt
die patinierte alte Pracht,
wenn ich
verfolgt vom eignen Schatten bin?
Was hat
der Liebeskranz für einen Sinn,
wenn man
aus Glockentürmen Kerker macht,
wenn
selbst das Weihwasser verdunstet ist?
Und muß auch heute niemand hungrig sein,
du weißt:
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein,
egal wie
mager oder fett du bist.
Sie
wundern sich: wir haben noch den Blick
für
Frühlingsblumen und die Sommerschwalben,
den goldnen Herbst, den gleißen Winterschnee...
Ich
wünschte mir was höh'res allenthalben.
Wozu die
Schönheit, alles Erdenglück,
wenn mein
toter Geist nicht von mir geht.
6
Wenn mein
toter Geist nicht von mir geht,
die
Schwingen auszubreiten über allem,
will ich
doch Satans Schlingen nicht verfallen
und nehm' nicht hin, daß man im Tod
verweht.
Laß einen neuen Frühling alte
Grüfte
so
überreich mit frischen Blumen schmücken,
den
lebenden Poeten soll es glücken,
daß auf ihr Grab sich legen
Wiesendüfte.
Auch ich
wünsch mir, daß ich noch einmal sähe
den
Dichter mit Binokel, doch mir fehlt
die Gabe
und wie ein getretner Hund
mein
Kriechen, Winseln von der Not erzählt.
Nichts
unterm Himmel spräche klarer und
ich gehe
in die kälte, Eis und Schnee.
7.
Ich gehe
in die Kälte, Eis und Schnee,
such
ziellos meine Wege querfeldein,
nicht mehr
verlangend nach dem alten Wein,
so dumpfgesichtig, bar jeder Idee.
Und
schließlich ist der lenz gekommen, schau!
wie überm
Strom die fremden Vögel fliegen.
Muß nicht, wer in den Himmel
schaut, erliegen,
wie Theognidos, alt, nochmal erschauert.
Mir ist das selbe Schicksal zugedacht
und ich
ging mit den Wandersleuten gerne,
die alles
was sie brauchten bei sich hatten.
Die Türme
rücken schon in weite Ferne.
Mein Stab
begleitet mich nur und mein Schatten,
Ich lasse
jeden Fleischtopf außer acht.
8.
Ich lasse
jeden Fleischtopf ausser acht.
Sie bieten eine ungewohnte Speise,
mir unbekömmlich ist dort beispielsweise
die Dauerwurst von Innereien gemacht.
wenn vorbildlich das Blöken unsrer Herde
von allen Mauern widerhallt, dann sei
dies unser Glück in dieser Sklaverei.
Doch im Verborgnen unsre Barden werden,
die Kränze windend, schöne Worte führen,
was uns in unsrer Träumerei bestärkt;
nicht wie Tyrtaios lebt in Streitereien.
Wir hätten nun an unsrem Platz zu sein,
inzwischen lösen Mädchen ihre Schnüre.
Wozu ist heute nutz ihr Mauerwerk?
9
Wozu ist
heute nutz ihr Mauerwerk,
die
unerprobte Stärke gleicht mir wohl
einer verlassnen Muschelschale, hohl,
die nur
noch Zeremonien-Waffen birgt.
Ach,
bräche ich nur endlich diesen Bann
von
Furcht- und Schamgefühlen, die sie lähmen,
um noch
die Hilfe Gottes anzunehmen.
Ruft
Christ, Maria und den Vater an!
Choräle
sind es, die den Himmel halten.
Besinnt
euch, wie sie unsre Feinde spalten.
Den Glanz
der Orden suchen wir zu schonen,
erkämpft
im Wettstreit einst mit aller Macht.
Was nutzt
die leere Form, wenn ich nicht achte
das Erbe,
uns gegeben von Aeonen.
10
Das Erbe,
uns gegeben von Aeonen,
vermag
nicht unsre Ketten aufzubrechen.
Ja, er
versteht, die Damen anzusprechen -
Gönnen wir
ihm seine Impressionen.
Und seinen
Kummer teile ich sogar,
doch bin
ich nicht zum Minnedienst geboren,
weiß
nicht, ob sie auf unsrer Seite war,
am weißen
Berg, als wir die Schlacht verloren.
In die
Geschichte schweift der Blick zu gerne.
Schreckhaft
wie ein Reh gehn sie zu Werke;
Es war
August - vor jenem Februar.
Ich nahm
mein Bündel, ließ mein Bett, wie's war.
Schon seh ich sie verblassen in der Ferne:
In zartes
Grün gewanden sich die Berge.
11
In zartes
Grün gewanden sich die Berge,
so wie die
Hügel Roms in Siebenzahl,
und sie
vergibt mir meine Flucht einmal,
kann ich
ihr Shibboleth doch in mir bergen.
Weiß
glänzend hatte sich ihr Strom gewunden.
Ich kannte
ihre tosend aufschäumenden Wehre.
Sie läßt mich in die Freiheit, ungebunden,
wie wir
von alten Kerkern vielleicht hören.
Sie
selbst, noch hinter Gittern inhaftiert,
schluchzt
in den langen Nächten; sie muß bleiben;
läßt ihre Hoffnung in die Ferne
treiben,
zeigt sich
nach außen für Touristensold
doch angehübscht, wie auf gemünztem Gold,
wenn neu
der Blütenflor im Frühling wird.
12
Wenn neu
der Blütenflor im Frühling wird,
schmückt
sie sich mit Rubinen und Opal.
Keine Zeit
der Not bracht' sie zu Fall:
Sie ist
aus Stein erbaut und gut fundiert.
Zart will
ich ihr um ihren Nacken streichen,
doch um es
kurz zu sagen, was ich meine:
Der
Nachtigall mag solch ein Käfig reichen,
doch geht
der Gartenspötter kläglich ein.
Ich wälzte
lang in alten Almanachen:
Kann
irgendwer vom Teufelszins mir sagen,
ob sie es
schafft, ihn einmal abzutragen?
Doch
keiner weiß es. Ihr Los inspirierte
noch
niemanden, ein Lied für sie zu machen:
nur
verführerische Worte, zarter Flirt.
13
Verführerische
Worte, zarter Flirt;
Ich spür
die Rote in die Wangen steigen.
Was soll
ich sagen? - Oder soll ich schweigen?
Wenn ja,
wo fang' ich an? - ich bin verwirrt.
Es
scheint, als würde uns aus heitrem Morgen,
dort die
Mariensäule neu erstehen.
Unmöglich
könnte man sie übersehen!
Vermittelt
uns der Dichter seine Sorgen?
Wo fänden
wir sie ohne Abscheu? Lag
die Stadt
doch, ihre Beine weit gespreizt,
um
hinzugeben die geheimsten Reize.
Ob sie im Breunau? im Fispanky wohnen?
Prag baut
auf die Reliquien, doch ich sag,
dies alles
schützt uns nicht vor Invasionen.
14
Dies alles
schützt uns nicht vor Invasionen,
doch
dauert es nun nicht mehr allzu lang!
O sieh,
die stadt erhebt die
Waffen schon,
hört der
Choräle dunklen Widerklang.
Nun ziemt
es sich, mich weiter auszubreiten:
wer ging, sie
zu verlassen war bereit.
Wir legten
Tunnel an von beiden Seiten
und sie
sind da für eine neue Zeit.
Gebiert
denn irgendeine Tat mehr Schuld?
Bleiben?
Gehen? Beides wird bezeugt.
in hundert
Jahren ist auch das egal,
ob wir
verstoßen waren, ob gebeugt.
Inzwischen
übt die Stadt sich in Geduld,
in
Einklang mit den Türmen und Portalen.
15
Im Einklang mit den Türmen und Portalen
sieht man den Barschen zu im seichten Fluss.
Manch einem ist's wie Wein, ein leichter Gruß,
Manch einem schmeckt's wie Essig oder Galle.
Was nutzt die patinierte alte Pracht,
wenn mein toter Geist nicht von mir geht?
Ich gehe in die Kälte, Eis und Schnee,
Ich lasse jeden Fleischtopf außer acht.
Wozu ist heute Nutz ihr Mauerwerk,
das Erbe, uns gegeben von Aeonen?
In zartes Grün gewandet sich der Berg,
wenn neu der Blütenflor im Frühling wird.
Verführerische Worte, zarter Flirt,
dies alles schützt uns nicht vor Invasionen.
Die Frau
1
Weib
Adams, die du ihn schlugst schon in Bann,
Er mußte Eden wegen dir verlassen
für einen Apfel, - ist es denn zu fassen!?
Die Eva zog des Satans Schlinge an
und Troja gab man für die Frauen hin.
Sein Mitleid war Verhängnis für Ctirad.
Durch Heliose kastriert war Abelard,
wie diese Zeile, ohne Sinn.
So teuer ist die Freude und sie driftet
nur allzu schnell in Schmerzen und in Öde.
Wir taumeln überm Abgrund, schon vergiftet.
Für uns hältst du bereit ein hartes Los und
sag: Vor wem verbeugen bir uns blöde?
Feiern wir deine Gunst als beste Losung?
2
Feiern wir deine Gunst als beste Losung?
Kein Mensch wird je geboren ohne dich.
Du trägst der Menschheit Existenz Gewicht,
Zur Fortpflanzung bist du allein die Lösung.
Durch dich alleine lebt sie und pulsiert,
Sie lebt durch dich, durch dich kommt sie auch um.
Du hintertreibst durch dein Mysterium
das Credo, bringst das Leben und es wird,
du giftige, geschmeidigste der Schlangen,
durch dich allein den Todesfluch empfangen.
Ist es ein Fliegenpilz, ist's Götternahrung?
Zur Droge ist uns die Essenz gebraut.
Du weißt: Der Mann kann nicht aus seiner Haut.
Nur allzu sinnlich ist uns deine Kosung.
3
Nur allzu
sinnlich ist uns deine Kosung.
Wir sind
durch unsren eignen Stab besiegt,
wenn du
unsren Attacken so erliegst,
ob
sitzend, knieend, ob in andren Posen.
Sei's im
vertrauten eignen Bett zuhause,
sei's
unter freiem Himmel weiter Felder,
Sei's
zwischen Hügeln oder in den Wäldern,
sei's in
der Kirche oder sei es draußen,
ob
unterhalb, ob oben, nebenan,
ob nun im
Eulenturm; in jedem Zimmer,
egal, wie
groß es ist; es zieht uns immer
wieder neu
zurück in deinen Arm,
zu teilen
den geheimnisvollen Charm,
der unsre
Sehnsüchte beflügeln kann.
4
Die unsre
Sehnsüchte beflügeln kann,
die Freude
ist in keinem Maß genug.
Ihr Netz
ist uns gestellt, so köstlich klug;
Sie legt
uns unsre Knechtschaftsfesseln an.
Ob hohe
Tochter, schlichte Bauernmagd,
ob eine
Dirne aus der Innenstadt,
die
Dichtung alle schon besungen hat;
erwachend
niemand mehr zu spotten wagt.
Wir
preisen dich und sinken in die Knie.
Allein
schon deine Brust schlägt uns in Bann.
Wer hat
sich davon jemals frei geglaubt?
Kann man
formaler Bindung sich entziehen,
so legen
wir doch selbst die Leine an,
trachten
wir als Krieger auch nach Raub.
5
Als stolze Krieger trachten wir nach Raub,
und stehen sprachlos vor dir, gaffen nur,
enthüllst du deine mythische Figur,
stellst du uns deinen nackten Leib zur Schau.
Wenn mondhaft deine Haut, nicht länger scheu,
sanft schimmernd durch die Dämmerungen fliegt,
und offen wie das Buch der Träume liegt,
lockt uns dein Anblick immer wieder neu.
Im Wechselspiel von Licht und Schatten wogen
die Kurven einer Landschaft. Manchmal zeigen
sie Hügel, ausgedehnte Täler; groß
der Drang sie zu durchstreifen, zu besteigen,
zu deimem Mund, zu Schultern, Schenkeln hingezogen,
nach deinen schönen Brüsten, Hintern, Schoß.
6.
Nach
deinen schönen Brüsten, Hntern, Schoß
zieht's
uns, die uns sind wie Gefängnismauern.
Am
Türschlitz stehst du, um auf uns zu lauern
und durch
den Schlitz wird die Vergebung groß.
Für diese
sind wir auch bereit auf alle
Freiheit
zu verzichten um uns krumm
zu machen
(Gräber: Nahrung für die Blumen)
und uns zu
duellieren, bis wir fallen.
Der Mann:
Der Frauen Sklave ist er blos.
So ist es,
Jungs, und wird nie anders sein.
Ihr Pfeil
dringt uns in Herz und Hirne ein.
Sie führen
uns, wie Goethe schon befand,
nicht
aufwärts. Auch wenn anderes uns band:
In deine
Falle führt der erste Stoß.
7.
In deine
Falle führt der erste Stoß:
Ob dieser
Weg, ob jener - kein Entrinnen!
Kein
Ausweg ist zu seh'n, den wir gewinnen.
Wir gehen
irr und werden irre blos
an jener,
die mit uns gegangen ist
und sich
doch an ihr eignes Los verschwendet,
die sich
aus Liebe richtung Sodom wendet,
bis man,
wie sie, zu Salz geworden ist.
Und jeder
Mann bekam sein eignes Weib:
All die Verführerischen,
die Verruchten:
Sie prüfen
uns, wie sie uns je versuchten:
Du Frau,
lebendiges Gorgonenhaupt,
das uns
das süsseste und größte bleibt:
Wir fallen
glücklich vor dir in den Staub.
8.
Wir fallen
glücklich vor dir in den Staub,
die wir,
gefangen, ohne Sorgen waren.
Gefangen
von Geburt bis in die Jahre
wo wir den
Test nicht mehr besteh'n. Man raubt
sein
eignes Lager aus für seine Frau
und jagt
für sie nach prächtigem Geschmeide.
Für Frauen
mußten wir den Wahnsinn leiden.
Man hat
der Welt ins Innerste geschaut.
Für sie
hat mann sich um sein Heil betrogen,
hat es für
Nichts verloren und verpfändet:
Ein
Sehnen, Sterben, Schmachten das nicht endet,
für sie,
der unsre ganze Kraft gebührt.
Der Kurs,
auf den ihr Umgang uns gezogen,
gab die
Natur; gab Zeus, einst selbst verführt.
9.
Gabs die Natur, gab's Zeus, einst
selbst verführt,
den Ärger,
Spott, die ganze Narretei,
allein
gelassen ohne die Arznei,
als in uns
der Gedanke oszilliert.
Instinkt
lenkt unsre Köpfe, unsre Herzen
und wir
verbeugen uns vor ihrem Schoß.
Ein
Protein wirkt in der Leiste, blos
um ihnen
nachzujagen unter Schmerzen.
Nur diesem Zweck sind wir bestimmt,
die Frauen
anzubeten, dralle, dünne...
Wir sind
sie Söhne Evas, die sie wiedernimmt.
Was haben
wir für unerkannte Sinne!
Der
Demiurg wird Gottes Ratschluss sein.
Dies Los:
Wie Narren tappen wir hinein.
10.
Dies Los:
Wie Narren tappen wir hinein.
Es wird
uns immer nur die Flügel stutzen,
daß wir die Freiheit seh'n und sie nicht nutzen
zur
Flucht. Der Mönch kann nicht der Sieger sein:
Sie
geißeln ihn, so lange bis es tropft.
Aus fein
gestreiften Abendwolken rollen
Phantasmen,
die sich nicht mehr legen wollen
und Träume
jagen ihm noch durch den Kopf.
Obs Mönche
sind, ob angesehne Leute,
ob auch
ein Playboy vorzeigt seine Beute:
Ihr
kleiner Finger hat sie angelockt.
Bereits im
Schöpfungsplan liegt es begründet;
Wir sind
wie Ponys an sie angepflockt.
Ein
Teufelskreis hat sich um uns geründet.
11.
Ein
Teufelskreis hat sich um uns geründet,
ein
Zirkus, dem man nimmer mehr entkommt.
Ob sie nun
tierisch-triebhaft ist, ob fromm,
Ob er auch
etwas von der Welt verstünde
oder
nicht, er wird doch weich, - und wie
ein
Hofnarr spielt er auf, nur ihr zur Ehre.
Ob sie nun
schön ist oder garstig wäre,
er bleibt
der Hofnarr mit gebeugtem Knie.
Ach
Frauen, - unter dem Mysterium
wird jeder
Mann gewöhnlich, schlicht und blind.
ist ihre
Absicht redlich oder krumm,
Wir haben
dies Verlangen stets verspürt
wie
vorbestimmt, nur weil wir Männer sind.
Dort ist
kein Weg, der in die Freiheit führt.
12
Dort ist kein Weg, der in die Freiheit führt.
Wenn wir auch nicht bekommen was gewollt,
so preisen wir doch unser Narrengold,
das wir als Schatz der Armut aufgespürt.
Es ist nicht angenehm hier ohne sie,
doch mit ihr kommt nur Ärger und Verdruss,
daß sie nur keifen
und und quälen muß.
Für dieses bisschen Glück lohnt es sich nie.
Ach, Weiber, wie ihr alle launisch seid;
ihr fädelt uns in eure Schlingen ein,
wiegt jede Freude auf mit doppelt
Leid
und neben euch der Sirius erbleicht.
Es ist unmöglich: Leben ohne euch,
sich von euch zu befreien, frei zu sein.
13
Sich von
dir zu befreien, frei zu sein...
Denkst du,
daß sich ein Einzelgänger freute?
Er wäre
glücklicher an deiner Seite.
Glaub
nicht, ihm fiele je die Lösung ein.
Auch er
ist seiner Lust noch nicht entgangen.
Vielleicht,
daß er ein Gummipüppchen fand,
vielleicht
versucht er es von eigner Hand,
doch dies
befriedigt noch nicht sein Verlangen.
Er kann
sich nicht aus seinen Trieben winden,
durch
seine Hybris scheitert er daran,
sucht das
Ventil, für was nicht warten kann.
Nur
deshalb will der Mann sich an dich binden.
Nicht um
des Rätsels Antwort rauszufinden,
zu leben
sündhaft nunmehr ohne Sünden.
14
Zu leben sündhaft nunmehr ohne Sünde?
Ob man mit Weib, ob ohne leben soll?
Das Leben wäre ohne sie nicht voll.
Wenn unser Ohr doch nicht so viel verstünde!
Wer flieht, hat Langeweile nur im Blick.
Der andre kann die Freudenstunden teilen,
doch dauert es nur eine kurze Weile
und er fällt rein auf diesen alten Trick.
Dort ist kein Weg. Nicht der ist mir geheuer,
noch jener; Keiner kommt am Ausgang an.
im siebten Himmel scheinen wir zu wohnen,
dann schleudert sie uns in die Höllenfeuer,
erst Engel, dann verschlagene Dämonin,
Weib Adams, die du ihn schlugst schon in Bann.
15.
Weib Adams, die du ihn schlugst schon in Bann;
Feiern wir deine Gunst als beste Losung?
Nur allzu sinnlich ist uns deine Kosung,
die unsre Sehnsüchte beflügeln kann.
trachten wir als Krieger auch nach Raub:
Nach deinen schönen Brüsten, Hintern, Schoß.
In deine Falle führt der erste Stoß,
wir fallen glücklich vor dir in den Staub.
Gab's die Natur, gab's Zeus, einst selbst verführt?
Dies Los: Wie Narren tappen wir hinein.
Ein Teufelskreis hat sich um uns geründet.
Dort ist kein Weg, der in die Freiheit führt.
Sich von dir zu befreien - frei zu sein,
zu leben sündhaft nunmehr ohne Sünde.
Sonettenkranz (von 1956)
Trotz wachsender
Distanz von Raum und Zeit
hab ich begonnen an
dem Kranz zu winden.
Es darf sich nichts
Verfälschtes in euch finden,
ihr Worte, die ihr
gute Nachricht seid.
Berühren sie die
spürbaren Gewalten,
so werden sie die
Schönheit in sich binden.
Du kannst die
schwersten Bürden überwinden;
Du kannst mir helfen
manches auszuhalten.
Es mag vielleicht nur
eine Täuschung sein,
der Punkt in der
Unendlichkeit verschwunden,
der erste Augenblick
des Kennenlernen.
Ich bin so froh: Ich
bin nicht mehr allein,
und habe mich allein
daran gebunden
auf seinem Weg in
eine weite Ferne.