1784 – 1859 Großbritannien
ZaunköniG
An einen Fisch
Du eigenartig fremdes
Spitzgesicht,
du Trauermaul der See, das
trübe guckt
und das sein Leben lang
Salzwasser schluckt:
Dein Blut ist rot, nur warm
bist du doch nicht.
Bist selber stumm an tosend
lauter Stätte
und fischig dir dein
Schuppenpanzer wächst;
teils rund, teils flach, doch
alle sind verhext,
ganz beinlos, lieblos keusch,
verruchte Glätte! -
O Schuppenwicht, so schlüpfrig,
flink und feucht;
Was tust du, willst du? Warum
glotzt du so?
Und wie verbringst du den
gemeinen Tag?
Und wie den Sonntag? Ist denn
nur gescheucht
von steter Flut dein kalter
Flossenschlag
Ist wie dein Leib dein Leben
stumpf und roh?
Antwort des Fisches
Phänomenales Monster, wer dich
kennt
erstarrt sofort, flieht er die
Blicke nicht:
Dein flaches und schockierendes
Gesicht
vom Körper unten grausig
abgetrennt.
Du, der auf schrecklich trocknem
Lande gehst
mit lächerlichem Schritt,
gespaltnem Rumpf,
beschämend alle Anmut, Stumpf
vor Stumpf,
die Finnen nutzlos, haarig,
aufrecht stehst,
O Atmer von Unatembarem Äther,
Wie kannst du nur so trocken
existieren?
Vom wahren Lebenssaft
partizipieren?
Und wie dich fortbewegen
manchen Meter?
Ich sah euch manches Mal zu
paar gedrängt,
die Flossen ganz abscheulich
dann verschränkt.
Der Fisch wird zum
Menschen, dann
ein reiner Geist und spricht erneut
Vom Spott, der noch in deinem Lächeln liegt,
laß ab; von deiner Abscheu. Jede Art
hat ihren Nutzen, ihren eignen Part
zu füllen all die Sphären mit Musik.
Ich bin ein Geist und leb durch SEine Gunst
in dem was lebt - ob Fisch, ob Vögelein;
ohn Haß und Eitelkeit, ohn groß und klein
durchstreif ich Kreis für Kreis von Gottes Kunst.
Wohl Leid und Liebe mischt das Menschenherz,
im Hoffen maßlos und geehrt im Schmerz.
Er wünscht sich Flügel, die ihn sternwärts tragen.
Der Fisch ist anspruchslos, ist flink und vage.
Kalt und geschmeidig, wie's die Wellen lieben,
ist er von einer steten Furcht getrieben.
Er fließt geräuschlos durch Ägyptens
Sand,
wie manch Gedanke einen Traum durchzieht
und Zeiten, Dinge als Visionen sieht
und sie beläßt im Ewigkeitsbestand.
Die Höhlen, Pyramiden, Weideland
für Schafnomaden, und die Sonne brennt
herab auf das Sesostris-Monument.
Die Fürstin hielt
die Welt in ihrer Hand.
Dann kommt die mächtge Stille, ernst und streng,
entleert der Hektik und ganz weltvergessen.
Beim Wachen waren wir der Leere voll
und hörten fruchtbar nun die
Wellen längs
den Dörfern ziehn und suchten zu
ermessen
wie man die eignen Wege nehmen
soll.
Als ich von John
Keats eine Efeukrone empfing
Es ist ein herrliches Gefühl so ganz
Gespür zu sein, gekrönt mit Blätterranken,
geehrt mit solchen flüchtigen Gedanken,
berührt von der Natur, die diesen Kranz
scheint selber mit erfahr'ner Hand zu winden.
Als wollt' sie eine Weihe mir bezeigen,
fühlt sich mein Haupt vor ihrer Güte neigen,
Ringsum Aeolsfanfaren in den Linden.
Dies krönt das Innerste,
so reich und teuer!
So edel ist mir jeder Wunsch beseelt,
den Wald zu lieben und die Ewigkeit,
die Liebe selbst, und auch sei nicht mein Feuer
nach einst harmonischerem Sein verhehlt,
nach Städten, bar gehetzter Einsamkeit.
Grashüpfer und
Heimchen
Im warmen Gras, du kleiner grüner Hupfer,
faßt du zur Sommerwende dir ein Herz,
schickst deine Stimme mittags sonnenwärts,
wenn selbst die Bienen scheun das blanke Kupfer.
Und du, mein Mitbewohner, du gleichst schon
dem, dem die Zeit der Kerzen kommt zu früh.
Du liebst das Feuer, deine Melodie
zerkerbt die glatte Stille monoton.
Ihr winzigen Verwandten, ihr gehört,
der eine auf das Feld, einer zum Herde.
Ihr seid zwar klein, doch Sonne habt ihr beide
mit reinem Herz, gesendet auf die Erde.
Die Lieder der Natur, von euch gehört,
im Haus wie draußen, sommers, winters: - Freude.
Für Dr. med.
Robert Batty,
der mir eine Locke von Miltons Haar gab.
Dort liegt sie und in meinem Atem fliegen
die dünnen Fädchen, so als würde neben
mir sein edles Haupt lebendig sich erheben,
die Dinge preisend, die den Tod besiegen.
Floß weich durch seine Finger einst ihr Glanz,
mit sanftem Druck, als er im Traum geschaut
den Adam und die Locken seiner Braut?
Sah er vielleicht den eignen Myrthenkranz?
Obwohl es tot ist, strahlt dies Haar voll Liebe.
Es liegt in einer Strähne so viel Güte; -
Von dieser Pflanze überlebt die Blüte
allein den stolzen Stamm; - ja, darin steckt
die Ruhe und die Kraft - und in mir blieb
die liebevolle Ewigkeit erweckt.