John Donne

1572 – 1631 Großbritannien

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In Nachdichtungen von

ZaunköniG

 

 

 

La Corona

 

 

I. - Fürbitte

 

Gewähr der Hand Lohn für Gebet und Lob,

der du den Schatz hast, nein, der du es bist!

daß sich die Ewigkeit, die deine ist,

sich tief meiner Melancholie verwob.

 

Doch nicht wer mir den Lorbeer überschob

lohnt’ recht, der brüchig wird und bald zersplißt:

Dein Dornenkranz bleibt wahr und wird gewiß

die Ruhmeskrone, die erblüht darob.

 

Das Ende krönt mein Werk, doch du das Ende,

daß, wenn das End beginnt, man endlos lebt.

Um dienstbar zu erfülln, dies Ziel, das groß,

 

schür meinen Durst und lenke meine Hände

bis sich in schwerer Zeit dein Wort erhebt.

Sag die, die suchen ihrer Fesseln los.

 

 

II. – Maria Verkündigung

 

Sag die, die suchen ihrer Fesseln los.

Sieh, der, der allzeit ist und überall,

Der, der nie sündigt, sühnt den Sündenfall

und der nie stirbt empfängt den Todesstoß.

 

Sieh, treue Jungfrau, du empfängst das All

und wohlbehütet liegt in deinem Schoß,

denkt sündfrei sich und alle Welt um bloß

ins Fleisch zu gehn – und bringt den Tod zu Fall.

 

Von Anbeginn der Zeit war’s so gewollt,

Bist Du, dem, der dein Sohn und Herr ist, Los,

Empfängst, der dich empfing, bist Alma Mater,

 

des Schöpfers Schöpfer, Mutter deinem Vater,

hast Licht im Dunkel und eng eingerollt

geborgen ruht das All in deinem Schoß.

 

 

 

III. - Geburt

 

Geborgen ruht das All in deinem Schoß,

doch nun verläßt es die geliebte Haft,

wo’s sich gemäß der Absicht umgeschafft,

nun schwach genug für diese Welt und bloß.

 

Doch oh, für ihn ist diese Welt nicht groß

genug. Er liegt im Stall. – orakelhaft

ziehn Sterne, Weise, um des Urteils Kraft

Herodes’ auszutilgen seinem Los

 

Sieh, meine Seele: Er füllt Raum und Zeit;

Soll’n die getreuen Augen dich belügen?

Die Gnade wird tief alle Sphär’n durchdringen.

 

Nur seine Gnade kann zum Heil genügen.

Ein Kuß; - Du mußt ihn nach Ägypten bringen,

die mütterlich geteilt hat all das Leid.

 

 

VI. - Tempel

 

Die mütterlich geteilt hat all das Leid,

Mit ihr kehr, Joseph, heim. Nun sieh dein Kind,

Wie’s Wahrheit kündet, diskutiert und sinnt

Mit Priesters oder Arzt’s Gelehrsamkeit.

 

Kaum stand die Sprache deinem sohn bereit,

Schon spricht es Wunder, sagt, was fällt, beginnt...

Ein kleines unbefangen, schein’des Kind;

Wie kann es so tief wissen dieser Zeit?

 

Die Gottheit hatte ihn noch nicht beseelt,

Nicht wurd’ er durch die Zeit zermürbt, gereift.

Für seinen schweren Weg seid frohen Mutes:

 

Er fängt sein Werk an mit der Sonne, zählt

Und wiegt, bis er nach bessrem Morgen greift

Mit übermenschlich großer Kraft für Gutes.

 

 

V. - Kreuzigung

 

Mit übermenschlich großer Kraft für Gutes

erzeugt er Neidgefühle bei den Massen.

Die ein’ bewundern ihn, die Eif’rer hassen;

Zu ihm zu kommen, - beider Regung tut es.

 

Doch oh, die Mehrheit will, im Rausch des Blutes,

den unbefleckten nicht unschuldig lassen.

Der, der das Schicksal ist, den soll’s erfassen

nach kurzer Frist durch ungebremste Wut des

 

verhetzten Pöbels. So verdammt im Hier

trägt er sein Kreuz, und trägt es bis zum Ende,

bis ihn es trägt, und hoch in Einheit ruht es.

 

Nun, da man dich erhob, ziehts mich zu dir

Und dein Tod gibt uns solche Freiheits-Spende;

Die trockne Seele netzt dein Tropfen Blutes.

 

 

VI. - Auferstehung

 

Die trockne Seele netzt dein Tropfen Blutes.

Solls mich (Sie fühlte sich bald höchsten Grades

weich und fleischlich, bald wie steinig Hartes)

Befrei’n von diesem Fleisch und diesen Sudes.

 

Du lebst noch, und du prüfst die Macht des Todes,

Du tötestest den Tod, statt Elend ward es

mir Hoffnung auf ein Sein jenseits des Hades.

Ich bin, rufst du mich heim, doch guten Mutes.

 

Das Fleisch, nach langem Schlaf, ist nicht verwest

und noch dies Wunder tut’s an diesem Tag,

Doch niemand schildert deine Herrlichkeit!

 

Du, Sünde, schlaf. Du, Tod, für immer gehst!

Daß ich geweckt von beiden rufen mag:

Begrüßt den jüngsten Tag: Die Ewigkeit!

 

 

 

VII. - Himmelfahrt

 

Mein Gruß hat deine Ewigkeit gefunden.

Zur Freude aufgehn heute Sonn’ und Sohn.

Ihr seid nun rein; nun ist gebrannt der Ton.

Wer von euch litt, das Leid sei euch verschwunden.

 

Ihr seht das Höchste, zwar dem Hier enbunden,

doch leuchtet ’s uns den Weg durch ’s Tal der Fron.

Den Aufstieg, seht ihr ihn allein obschon,

hat er für uns, als erster nur, gefunden.

 

O Sturmbock, der den Himmel für mich auftat,

O Lamm, das blutend mich den Weg hinaufbat.

Du Fackel, leuchtest uns den Weg nach vorn,

 

Mit eignem Blut stillst du den eignen Zorn.

O heil’ger Geist, der meine Seele hob,

Gewähr der Hand Lohn für Gebet und Lob!

 

 

 

 

Holy Sonnets

 

 

VII.

 

An runder welt gedachten Ecken blast

eure Posaunen, Engel, aufersteht

vom Tod, ihr ungezählten Seelen geht

und nach euren verstreuten Körpern faßt.

 

All jene, die von Flut und Brand gerichtet,

und die in Krankheit oder Krieg verrecken,

die das Gesetz und innre Not vernichtet,

die sollen keine Todesqualen schmecken.

 

Doch, - laß sie schlafen, voll ist jene Sphäre

ja, übervoll von meinen eignen Sünden,

daß zu spät mein Gesuch um Gnade wäre,

 

wenn wir erst dort sind. - Laß mich hier begründen,

lehr mich die Reue, damit wär es gut,

als segnetest du mich mit deinem Blut.