George Darley

1795 – 1846           Großbritannien

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In Nachdichtungen von

ZaunköniG

 

 

Mond und Meer

 

Wenn Luna sich in Neptuns Spiegel sieht

und in der See ihr eignes Bilod bemißt,

sich eine Strähne von der Wange zieht,

daß sie so schön wie strahlend ist,

 

pfleg ich, daß ich es mir vom Strand beschau,

und staun’: Mit welcher Grazie kann sie fliegen,

gleichzeitig auf den Bahnen, die sich Blau

in Meer und Himmel gegenüber liegen.

 

Nun birgt sie sich in Dünste, wie in Schnee

und schwärzt den Ozean mit ihrem Blick.

Nun lüftet sie dien Schleier, erst ein Stück,

 

und schaut erneut in voller Schönheit nieder.

Ihr Lächeln übersilbert hell die See.

Und sie, die See, reicht ihr den Spiegel wieder.

 

 

Der unbekannte Poet

 

Du, den der stolzen Musen Neun erwählte,

der auf Apollos Knien singt und spielt;

Du lachst, was plump dir mein Gedicht erzählte?

Ich habe nie nach deinem Lob geschielt.

 

Ich mime nicht den öffentlichen Schwan,

beug nicht mein Haupt vor deinen Melodien.

Auf meiner eignen Insel land' ich an,

verliere mich in Träumen, wie sie ziehn.

 

Ich werd vergessen und vergess die Welt.

Die jungen Schwäne meiner fernen Welle

besinge ich allein, den Silberglanz,

 

der Freude sprüht. Die Welle sucht den Tanz.

Dort ist genug Aplaus für mich zur Stelle;

passend wie's sich zum Verdienst verhält.