Ella Wheeler Wilcox
1850 – 1919                           USA

 

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In Nachdichtungen von

ZaunköniG

 

 

 

Eine alte Taverne
In Box Hill, Surrey

Aus London eine Stunde fort (wir sponnen
unsren Weg in helle Silberfäden)
da sahen wir, fernab von Markenläden,
von Lärm und Schmutz, zu der die Stadt geronnen,

inmitten alter Bäume eine Schenke.
Lord Nelson sah hier letztmals das Gesicht,
das ihm die Welt war. Rosig weich und licht
will sich der Dunst auf alte Sünden senken.

Zum Rasen hin liegt auch der Raum, wo Keats
am Kranz unsterblich schöner Lieder schrieb
(Den die Kritik heut "reine Reime" nennt)

Und hört man heut der Lerche zu geschieht's,
daß man die Melodie von Keats erkennt,
Im Gasthof, wo der Zeitlauf stehen blieb.

 

 

 

 

Das unentdeckte Land

Der Mensch erforschte aller Herren Länder
Geheimnisse, im Osten, wie im Westen.
Und jede Gegend gab von ihrem Besten.
Er zwingt das Weltenrund in Eisenbänder

und seine Schiffe rühr'n an fernste Strände.
Die arroganten Elemente gar,
sonst herrisch, bringen ihr Geheimnis dar
auf sein Geheiß, devot und so behende.

Und doch: Obwohl er sucht an jeder Küste,
kein fernstes Land ihm fremd, kein kleinster Flecken
sich widersetzt dem forschenden Befehle,

bleibt noch ein Königreich ihm zu entdecken.
Nun geh! Erkenn' dich selbst, o Mensch: Das wüste
unentdeckte Land der eignen Seele.

 

 

 

 

Der Feuer-Ghat

 

Den Ganges trieben wir flußab entlang,
vorbei zog manche malerische Statt.
Die Sage drang zu uns vom Feuer-Ghat,
wo man die Witwen führt zum letzten Gang

und lebend auf den Scheiterhaufen warf.
Uns hat's geschaudert damals, - aber heuer
denk ich, es war ein freundlich gutes Feuer,
weil dort die Trauernde vergessen darf.

Nur eine kurze Schreck- und Grauensfrist,
paar marternde Momente, die erlösen
daß Leid und Trauer schnell vergessen waren.

Oh mein Geliebter, dieses Leben ist
ein steter Brand mit Flammen, die nie löschen,
ein Feuerghat
von sterbensmüden Jahren.

 

 

 

 

Die Liebesbriefe von Abelard und Heloise

 

Teil 1

 

Heloise an Abelard

 

I.

 

Bei dieser Leidenschaft, die in mir tost,

nach all der Zeit in Gram und Einsamkeit

fleh ich dich innigst an, bei meinem Eid,

gewähre meinem Leiden etwas Trost.

 

Inmitten dieser sündelosen Frauen;

Gedanken, schneeweiß, senden sie ans Kreuz,

bin ich die Sünderin, die nicht bereut,

in Leidenschaft ihren Verlust betrauernd.

 

Nicht Eifer, Demut oder Religion

Bringt mich je ab von unsrem Liebespfad.

Ich folge einer höchsten Emotion.

 

Mein Schleier gilt nicht Gott – nur Abelard!

Oh Eid! Konvent! Obwohl ihr meines Lieben

Herz mir entfremdet habt; - meins ist geblieben.

 

 

II.

 

Dies heilige Gewand hüllt meinen Leib;

Dort kein Altar steht mit geweihten Kerzen.

Um meinen Liebsten weine ich als Weib,

das Opfer meines heißhungrigen Herzen.

 

Im Aufruhr, so verschleiert, wie ich bin,

sieh her, stürzt mich dein Wille ins Verderben.

Ich streb zu andern Ufern betend hin,

wo Tugend blüht und Leidenschaften sterben.

 

Doch wenn ich glaube, daß der Sieg errungen,

steigt etwas sanft aus der Vergangenheit

und wiedermal erkenn’ ich mich bezwungen;

Die Küsse nährten mich zur Fastenzeit!

 

Obwohl verlorn den Liebsten, muß ich lieben;

Obwohl ich Gott schwor bin ich dein geblieben.

 

 

III.

 

Vor den Altar, so wenig ich bereue,

führ ich den alten Traum mit seinem Charme,

da ich mich auf das Liebeswerben freue.

Ich höre dich, und suche deinen Arm.

 

Ich bin des Taumels und des Schmachtens voll,

durch Schicksal und durch Schwüre eingeschränkt,

doch hindert mich nicht Gottes ganzer Groll,

daß mein Herz nur noch Abelard gedenkt.

 

Die Nacht verwitwet und der Tag voll Strenge;

Ich weiß, daß ich die Welt aufgab, mein Leben,

und Schönheit, Jugend ich als Opfer bringe.

 

Dies alles habe ich für dich gegeben.

Oh Meister, Bräutigam, dir beigelegt

die Namen, hoff ich, daß sich Mitleid regt.

 

 

IV.

 

Dann wisse um die Qualen meiner Lage.

Ein Wort such ich, in dem du Anteil nahmst.

So brich das Schweigen schier endloser Tage,

über den Weg, auf den du mich verdammst.

 

Ich bin dein Weib, trotz der Gebete letztlich,

trotz des Gelübdes, das mein Leben bleibt,

trotz diesem Los, so tragisch und entsetzlich,

das uns vernichtet, bin ich doch dein Weib.

 

Doch magst du nicht, kannst du den Kummer mindern:

Ich säh dir gern noch einmal ins Gesicht.

Wenn du mir dies verweigern kannst, so lindern

Vielleicht die Predigten, die du gern sprichst.

 

Du streust nur deine Perlen vor die Schweine,

doch willst du eine Seele retten, rette meine!

 

 

V.

 

Wenn Leib und Seele in der Leidenschaft

vereint gewesen sind, die uns nicht blieb,

in jenen Stunden, heiß und schicksalhaft,

als ich dich nicht ganz tugendsam geliebt,

 

galt mir der körperliche Mann doch nimmer
so viel wie mir sein Herzensadel war.
Nun lieb ich dich, und liebe dich für immer,
stellt Erdenglück auch keinen Wert mehr dar.

Bin ich auch Nonne aus Vernunft geworden,
so lehre nun auch Demut meinem Herz.
Es lauert kein Verrat in unsrem Orden;
Ich leid um dich, drum linder meinen Schmerz.

Auf dein Geheiß ging ich an diesen Ort;

Nun stütze mich hier dein gesprochnes Wort.

 

 

VI.

 

Bei all den Ketten, Fesseln, die mich binden,

bitt' ich, nimm von der Bürde, die mich trifft.

Gewähr mir Trost durch eine milde Schrift,

die lehrt, mich mit dem Schicksal abzufinden.

 

Willst du die Liebesglut nicht mehr begehren,

so wer ich Christi Braut, doch sag mir wie!

Weck meinen Eifer für die Glorie

der Gottesliebe, der ich heut entbehre.

 

Wie deine Lieder waren Liebes-Werben,

schreib heut mir seelige Erbauungssätze.

Erschließ mir deine neugefundnen Schätze,

leih einen Strahl meinem lebendgen Sterben.

 

Adieu! Und hilf mir durch der Jahre Lauf.

Mit Tränen setzte ich die Zeilen auf.

 

 

Abelard an Heloise

VII.

Die Freudenjahre sind vorbei und kaum
kann diese Zeit nochmal Verlockung sein.
Ich suchte in der Religion den Zaum,
der hält mein Herz fortan von Sünden rein,

hier abseits zu verbergen meine Scham,
und zu vergessen im Asyl. Oje!
Die große Stille ruft laut deinen Namen
und durch die Sonne deine Strahlen gehen.

Ich floh, dein Bild zu wissen, weit von hier.
Ich malte dich, als meiner Hoffnung Feind.
Nun suche ich nur dich, - such dich in mir.

Ich irre in Erinnerung. Mir scheint,
ich hasse, liebe, bete und ich fall'.
Ich tadle mich und Gram ist überall.

 

 

 

VIII.

Der Glaube heißt mich in Gedanken Strenge,
seit sich die Liebe meinem Leib verbot,
doch ungestüm die wilden Wogen drängen
und Leidenschaft mein schwankes Herz bedroht.

Des Büßers Pfade muß ich nun betreten,
doch kann mein Kniefall keinen Frieden bringen.
Gott schenkt keine Beachtung den Gebeten,
weil mich die Flammen noch so heiß umfingen.

Sie züngeln aus der Asche und mir fehlen
die Kräfte, sie zu flieh'n mit Gottes Milde.
Erinnerungen mich zurückbefehlen
zu meinem Dienst an deinem goldnen Bilde,
das ich gehüllt in einen Schleier finde
und jeder Vorsatz mir versagt und schwindet.

 

 

 

IX.

 

Den Himmel schaute ich in deinem Blick,

und trotz' dem Feuerpfuhl. Ich hört' dich sprechen

und steng zu sein blieb nicht mehr mein Geschick;

Der Erde Zauber liegt in ihrer Schwäche.

 

O Widerspruch, daß Tugend wie die deine

zur Schande wandelt jede Heiligkeit

und daß betörende Musik die reine

Harmonie zur Dissonanz entzweit.

 

Ich sucht' Vergessen, dacht' du hast gefunden

Asyl vor Leidenschaft und Sklavenglück

in unseren gestohl'nen Wonnestunden.

Oh, rufe die Erinnerung nicht zurück!

 

Ach, wie vergeß ich, wenn man mir gedenkt?

Ob Hoffnung aufgeht, wenn die Lust sich senkt?

 

 

 

X.

 

Sag nicht, daß wegen mir der Schwur dich bindet;
die heilige Berufung wär profan.
Gott bietet, eh die Leidenschaft verschwindet,
uns weder Nachsicht noch Erlösung an.

Beharrlich nährst du alte Sucht aufs Neue,
und deine Gunst sich meiner Schuld summiert;
du schürst noch der erinnerungen Feuer
mit Lust, die neue Sinnlichkeit gebiert.

Noch bin ich von der Sünde nicht kuriert.
Mein Geist bleibt streng; mein Herz ruft sie zurück.
Tu nichts, daß mir ein neues Leiden wird;
erzähl mir nichts von unserm alten Glück.

Ich werde schwach, an meinen Lastern schon,
auch ohne Bürde deiner Depression.

 

 

XI

Sterbliche Liebe, liegt nur Freude drin,
wird auch die Liebe Gottes nicht vernichten.
Willst du die Frömmigkeit schon im Beginn
mit unseren Erinnerungen richten?

Schon schwankt und taumelt und wird schwach mein Schwur,
denk ich an dich. Die Mahnung an die Pflicht
verhallt in meiner Seele dunklem Flur,
wenn sich Passion den Weg zum Herzen bricht.

Kannst du denn ein Bekenntnis hör'n wie dies
und drängst dich zwischen meinen Gott und mich?
Zieh dich zurück, unsel'ge Heloise,
bleib fern und rühre an mein Leben nicht.

Sei tapfer um den Leidenskelch zu lehren.
Verlass das Tier, zu Gott zurückzukehren.

 

 

XII

 

Du nennst mich Vater; Ich war Vatermörder.

Du nennst mich Meister, doch ich lehrte Sünde.

Du nennst mich dein Gemahl; das bin ich fürder,

doch zum Verderben ist es schon begründet.

 

Lösch diese Worte aus; sie sei'n ersetzt

durch Titel, die verletztem Stolz bekannt.

Ich nahm dir deine Ehre und zuletzt

gab ich dir für die Tugenden nur Schand.

 

Auch andre sind in Leidenschaft gefallen;

Soll unser Fehltritt andre seelen schwächen?

Als Beispiel gilt nun unser Irrtum allen;

Jahrhunderte wird man noch von uns sprechen.

 

Die Tränen seien meinem Heil gespendet,

in Buße nur der Tugend zugewendet.

 

 

Heloise an Abelard

 

 

XIII

 

Mein Schicksal schwankte immer in Extremen,

hat mich mit Günsten überhäuft und Qual.

In zarten Träumen sollt' ich mich bequemen,

doch grausam weckt es mich mit einem Mal.

 

Die höchsten Segen legt' es mir zu Füßen

und nahm mir alle als es dich mir nahm -

und wie es mir das Gestern mocht versüßen,

so ist mein Leben heut voll bittrem Gram.

 

Bracht' deine Liebe mir den Neid der Frauen,

bekomme ich nur Mitleid heut von allen.

Auf Wonnehöhen konnte man mich schauen,

daß Menschen wie auch Engel sah'n mich fallen.

 

Nun spielt das Schicksal seinen schlimmsten Part -

Nie wieder seh' ich meinen Abelard!

 

 

XIV

 

Es wäre Unrecht, weinte ich mich aus,

daß dir durch mich allein dein Unheil drohte.

Ich bin das Tor zu deinem Schmerzenshaus,

für mich brachst du die göttlichen Gebote.

 

Dein Adel fing sich in der Schönheit blos,

doch nur Verfall aus meinem Antlitz starrt

und Samsons Fall, die Zweifel salomos

erstehen wieder auf in Abelard.

 

Gewähre mir nur die bescheidne Gnade -

Ich wollt' dir nichts, wie Delia, zu Leide.

Mein war die blinde Leidenschaft, die gerade

heraus die Tugend gab, nur dir zur Freude.

 

An Liebe glaubend wollte ich verschenken

die Schätze - und zerstreuen die Bedenken.

 

 

 

XV

 

Nicht, dass ich mich auf Vorwände berief;

 Die Tugend gab ich hin als höchstes Gut.

 Weiß wie die Mittagssonne, intensiv,

 taucht Liebe meinen Geist in ihre Glut,

 geliebt zu sein von Abelard. Voll Kraft

 verzehrt sie alle Zwecke, wie ein Brand

 sie gierig aufnimmt und voll Leidenschaft

 Verwüstung hinterlässt, statt Ehre Schand'.

 

 ich stieß die Pflicht fort, ging nach dem Begehren,

 nur, wie ich Dich bekomme, gab ich acht.

 Gott! könnt' ich mich dem Feuer doch erwehren,

 das die Erinnerung an uns entfacht!

 

 Ach, könnte ich bereuen, was getan;

 Gott nähme mich in seiner Gnade an.

 

 

 

XVI

 

Ich kann die Schuld nur mit dem Mund bekennen

 und meine Seele weiß von keiner Reue;

 denn täglich will Erinnerung beginnen

 mir unsre Freuden aufzuzähln aufs Neue.

 

 Ich träume nachts von meinem Abelard,

 daß wir uns von den Büchern froh erheben.

 Die Weisheit sehe ich in deiner Art,

 Begeisterung in Worten und im Leben.

 

 Und ich erinner diesen lieben Ort,

 wo deine Glut mich einst zuerst entfachte.

 Sag, welcher Strom der Zeit wäscht jemals fort

 Erinnerung des Herzens? Unglück brachte

 durch Gottesliebe dir vielleicht den Frieden,

 doch meinem Weg ist steter Sturm beschieden.

 

 

 

XVII

 

Streckst du im Schlummer manchmal deinen Arm,

die weiche Form von Heloise zu fassen?

Rufst du zurück die Küsse, meinen Charme?

Hat denn die Sinne ihre Kraft verlassen?

 

In diesen Mauern weine ich und weine.

Dies Kloster widerhallt von meinem Harm:

Im Schlaf durchleb ich immer wieder nur das eine,

den unablässig, unsterblichen Gram.

 

Soll Abelard, mein Thema voll Magie

verzehrn die Seele, die sucht Gottes Thron?

Wie kann ich hoffen in der Blasphemie,

dass meine Sünde doch erfährt Pardon?

 

Ich seh vermutlich nie mehr dein Gesicht,

Hab etwas Mitgefühl und bet' für mich!

 

 

Abelard an Heloise

 

 

XVIII

 

Schreib mir nicht mehr. Gib alle Bindung auf.

Wir gingen aus der Welt, den Sinn zu richten,

doch Buße und Gebet wird uns zunichte,

wenn sich die leidenschaft im Herzen häuft.

 

Im Herzen kann kein Alchemist verschränken

die Lust und Glaube. Fried, nach dem man läuft,

ist durch die Geißelung des Fleischs erkauft.

Laß uns in Ritus und Gebet versenken.

 

Die Briefe sind Versuchung, leg ich an

die Rüstung Gottes, sinkt mein Flug zum Staub,

weil ich mein Paradies nicht finden kann.

Ich falle schlaff vorm Flammenwort des Glauben,

das mich versengt, das mir ein Dolchstoß ist,

und meinem Auge bleibt verborgen Christ.

 

 

XIX

 

Schreib mir nicht mehr. Geh nur auf Gottes Boden,

weils mich im Innern vor den Briefen scheut.

Verheilte Wunden öffnen sich erneut

und Blut befleckt die jungen frischen Soden,

 

wo doch mein Fuß besohlt mit Reue geht.

Mein Denken strebt zum Glauben ohne Rast,

doch Fleischesliebe ist nochmal sein Gast,

der Lustpfad ist im Traum nochmal betreten.

 

Schreib mir nicht mehr. Du hältst mich an der Erde.

Dein Wort wird mich vom rechten Weg entfernen.

Mein Mut erlahmt, mein Vorsatz fällt in Schweigen.

 

Brich den Impuls, bevor er größer werde.

"Gehorsam": Such des Wortes Sinn zu lernen

und leer den Kelch der Heiligen zur Neige.

 

 

XX

 

Schreib mir nicht mehr. Sei eifrig im Gebet,

denn Gott, nicht Abelard sei deine Sache.

Wenn die Erinnerungen Lust entfachen,

schau auf das Kreuz, zu dem der Zage geht.

 

Die Arme sind für immer ausgebreitet.

Unsterblichkeit nur den Verdienten werde,

durch die Bezwingung niedren Selbst. Die Erde

laß hinter dir, den Geist zu Gott geleitet.

 

Durch Schweigen gib der Liebe wahren Wert.

Dich lieben heißt, nun spurlos zu verschwinden.

Mich lieben heißt, mir fortan fern zu bleiben.

 

Doch ruft der Tod die Seelen von der Erde,

mag dein Lehm neben meinem Ruhe finden!

Adieu! Adieu! Du darfst mir nicht mehr schreiben.

 

 

 

Heloise an Abelard

 

XXI

 

Gott zeigt doch seine Rücksichtsvolle Art

und stilles Glück ersetzt den jähen Gram.

Kein Zweifel mehr in meine Seele kam,

fort ist der Liebestraum von Abelard.

 

Und keine Träne schmälert mehr den Wert

der Andachten, erinnert mich auch viel.

Mein denken fliegt geradewegs ins Ziel -

entthront dein Bild, für immer mir versperrt.

 

Lass mich bekennen meine schwache Treue,

wie launisch kann sich Liebe wandeln!

Des Herzens Herrschaft ist nun eine neue.

 

Nun, da du mich gesunken siehst in Schande,

hör mein Bekenntnis, was dir scheint so fremd:

Alleine Gott ist's, der mich von dir nimmt.

 

 

 

XXII

 

Ich will fortan Versuchungen vermeiden

und die Erinnerung, die dich verweist

auf sanfte Sünden, die dein Herz macht leiden;

Des Schicksals Fügung beugt sich nun mein Geist.

 

Du bist nicht mehr Gemahl an meiner Seite,

doch Vater, der vom Mannsein abgefallen,

vorm Pfeil der Leidenschaften gut gefeit,

ein Kämmerer in Gottes heilgen Hallen.

 

Mein Frieden kam durch Schmerz, doch will er leben:

Ein Phönix, nach dem Liebesbrand erneuert.

Der Weg des Dienstes meiner werden muß!

 

Dort ist kein Glück das Tugenden mir geben.

Um zu berührn erneut den Mund von Feuer

verlasse ich die Welt - für deinen Kuss!