1304 – 1374 Italien
Original |
Nachdichtung von ZaunköniG |
E III
Se Phebo al primo amor non
e bugiardo, o per novo piacer non si
ripente, gia mai non gli esce il
bel lauro di mente, a la cui ombra oi i
distruggo et ardo. Questi solo il puo far
veloce et tardo, et lieto et tristo, et
timido et valente; ch’al suon del nome suo
par che pavente, et fu contra Phiton gia si
gagliardo. Altri per certo nol
turbava allora, quando nel suo bel viso
gli occi apriste et non gli offese il
variato aspetto; ma se pur chi voi dite il
discolora, sembianza e forse alcuna
de le viste; et so ben che ‘l mio dir
parra sospetto. |
An Messer Pietro Dietisalvi von Siena Wenn Phoebus mit der Liebe nicht nur spielt und sich nicht eine neue Liebschaft wählt, dann spürt er auch, wie mein Herz ewig schwelt im Schatten deines Lorbeers den ich hielt. Nur er, der alles schenkt und alles stiehlt, kann das, - der sich erweicht und sich verstählt, der furchtsam sich aus seiner Rüstung schält und nach dem Phyton doch so streng gezielt. Nichts irritierte ihn, als Euern Blick, den ihr zu seinem Antlitz habt erhoben, sanft und sicher sandtet ihm entgegen. Doch selber dreht er sich den eignen Strick, hat er die falschen Blicke eingewoben. Ich darf’s nicht sagen, doch – Ihr ahnt weswegen. |
E IV
Quando talor, da giusta
ira commosso, de l’usata humilta pur mi
disarmo (dico la sola vista, et
lei stessa armo di poco sdegno, che
d’assai non posso), ratto mi giugne una piu
forte adosso per far di me, volgendo
gli occi, un marmo, simile a que’ per cui le
spalle et l’armo Hercole pose a la gran
soma e ‘l dosso. Allor pero che da le parti
extreme la mia sparsa vertu
s’assembla al core, per consolarlo, che
sospira et geme, ritorna al volto il suo
primo colore; ond’ella per vergogna si
riteme di provar poi sua forcza
in un che more. |
E 4 Schwillt mir mit Recht und Fug einmal die Wut und ich sie ausnahmsweise offen zeige, (Mit meinem Blick, wiewohl ich dennoch schweige, und gar zu Tätlichkeiten fehlt der Mut) stockt in mir augenblicklich all mein Blut und statt, daß ich mich in den Zorn versteige, bezwing’ ich meinen Stolz, daß er sich neige, und bleib um ihrettwillen auf der Hut. Dann aber, da von außen angeregt, mein Blut sich kraftvoll durch die Adern drängt, bestrebt, daß sich mein Kummer wieder legt. Und während mein Gefühl sich wieder fängt, erfüllt sie Scham, Ihr Denken wird bewegt, vom Vorsatz, daß sie mich nicht weiter kränkt. |
E VII
Quella che gli animal’ del
mondo atterra et nel primo principio gli
rimena, percosse il cavalier del
qual e piena ogni contrada che ‘l mar
cinge et serra. Ma questo e un basilico
che diserra gli occi feroci a porger
morte et pena, tal che gia mai ne lancia
ne catena porian far salvo chi con
lui s’afferra. Un sol remedio a il suo
sguardo nocivo: di specchi armarsi, a cio
ch’egli sfaville et torne quasi a la
fontana il rivo; mirando se, conven che si
destille quella sua rabbia: al modo
ch’io ne scrivo fia assicurata questa et
l’altre ville. |
Der Eine, der uns alle, wie wir sind, zur Erde wirft, von der er uns einst nahm, der schlägt sogar den Ritter unduldsam, der sich als Herr schon sah’ von Welt und Wind. Doch dieses Drachens Blick ist scharf wie Flint und der Getroff’ne siecht blind, stumm und lahm. Nicht Kette oder Speer bekommt ihn zahm, verloren ist, wer diesen Kampf beginnt. Nur eines kann den strengen Augen wehren: Ein blanker Schild, der ihm die Blicke spiegelt, die, wie ein Fluß, zur Quelle wiederkehren. Sich selbst erkennend ist sein Los besiegelt, wird er sich in der eignen Glut verzehren. So sei ihm jeder Schritt und Tritt verriegelt. |
E XI
Si mi fan risentire a
l’aura sparsi i mille e dolci nodi in
fin a l’arco, che dormendo e vegghiando
ora non varco che la mia fantasia possa
acquetarsi. Or veggio lei di novi atti
adornarsi, cinger l’arco e ‘l
turcasso e farsi al varco e sagittarmi; or vo d’amor
si carco che ‘l dolce peso non
porria stimarsi. Poi mi ricordo di Venus
iddea, qual Virgilio descrisse ‘n
sua figura, e parmi Laura in
quell’atto vedere or pietosa ver’ me or
farsi rea: io vergognoso e ‘n atto di
paura quasi smarrir per forza di
piacere. |
An Sennuccio del Bene So sehr berührt’s mich, spielt der Wind in deinen ausgelösten Locken in der Stirn, daß ich nicht tags, noch unterm Nachtgestirn, die Bilder zügeln kann, die mir erscheinen. Auf sich will sie nun jeden Reiz vereinen; ich höre schon die Liebespfeile schwirr’n und Netze stellt sie aus so feinem Zwirn, die doch mich halten wie in festen Leinen. Ein Bild der Venus steigt zu mir herauf und auch die Aufzeichnungen von Vergil, und ich seh Laura so in ihrem Lauf. Sie zeigt sich mir mal zornig und mal still. So zaghaft unbestimmt steigt in mir auf, was ich nicht weiß, und ich doch so sehr will. |
E XII
Quella ghirlanda che la
bella fronte cingeva di color tra perle
e grana, Sennuccio mio, parveti
cosa umana o d’angeliche forme al
mondo gionte? Vedestu l’atto, e quelle
chiome conte, che spesso il cor mi morde
e mi risana? vedestu quel piacer che
m’allontana d’ogni vile pensier ch’al
cor mi monte? Udistu ‘l suon de le dolci
parole? Mirastu quell’andar
leggiadro altero dietro a chi o disviati i
pensier’ miei? Soffristu ‘l sguardo
invidioso al sole? Or sai per ch’io ardo vivo
e spero, ma non so dimandar quel
ch’io vorrei. |
An Sennuccio del Bene Der Myrthenkranz, der diese Stirn umspielt, dort wo Perlmutt und Purpur sich verbünden; Kannst du, mein Freund, den Zauber je ergründen, der dort aus Engelshaaren nach mir zielt? Hast du nur je nach ihrem Blick geschielt, der mich erfüllt mit Andacht? - Und die Sünden löst sie, läßt sie in die Freude münden. Sie löst auch, was mich an Verlangen hielt. Vernahmst du je das Glück der süßen Stimme? Zog es dich nie in die erhabne Schwebe, um die ich sinnlos sehnsüchtig verglimme? Um ihren Glanz sich selbst die Sonne dimme! Nun ahnst auch du, wofür ich einzig lebe, doch wehe, wenn ich meinen Wunsch erhebe. |
E XIII a
Ingegno usato e le
question profonde, cessar non sai dal tuo
proprio lavoro: ma perche non destar,
anzi, un di loro ove senza alcun forse si
risponde? Le rime mie son disviate
altronde, dietro a colei per cui mi
discoloro, a’ suo’ begli occhi ed
alle trecce d’oro, ed al dolce parlar che mi
confonde. Ma credo che ‘n un punto
dentro al core nasce Amore e Speranza, e
mai l’un senza l’altro non possa nel
principio stare. Se l’aspettato ben per sua
presenza queta poi l’alma, si come
a me pare, vive Amor solo, e la
sorella more. |
An Antonio da Ferrara Du Geist, der meine tiefsten Fragen kennst, du kannst, genau wie ich, nicht aus der Haut. Wie kommt’s, daß man nicht einem Ratschluß traut, der klarer ist, der kein "Vielleicht"
ergänzt? Mein Vers hat die Bestimmung: Er bekränzt die eine, deretwillen meine Haut erbleicht und deren Blick mir himmlisch blaut, und ihre Rede, sie mein Sein entgrenzt. Ich glaub’ jedoch, daß sich im Herz zugleich die Liebe und die Hoffnung regt und keine ganz allein am Anfang stehen kann. Errichtet dann die Liebe erst ihr Reich, regiert alleine Amor, und ich meine seine Schwester siecht, weil er gewann. |
E XV
Antonio, cosa a fatto la
tua terra ch’io non credea che mai
possibil fosse: ella a le chiavi del mio
cor si mosse, che n’a aperta la via che
ragion serra; onde il signor, che mi
solea far guerra, celatamente entrando mi
percosse da duo begli occhi, si che
dentro all’osse porto la piaga e ‘l tempo
non mi sferra, anzi m’ancide, e lasso per
vergogna di domandar de la cagion
del duolo, ne trovo con chi parta i
pensier’ miei; e come suol chi nuovo
piacer sogna, se di subito e desto,
cosi, solo, torno a pensar chi puote
esser costei. |
An Antonio da Ferrara Ich hatt’, Antonio, niemals gedacht, daß deine Heimat mich so leicht verführt. Geschickt hat sie die Riegel angerührt und meinem Herz die Wege freigemacht, vor denen bisher streng der Herr gewacht, der heute neue Sehnsucht in mir schürt, durch einen Blick dem alle Ehr’ gebührt, der in mir wieder ein Begehr entfacht, das mich verzehrt. Ich frag nicht mehr woher die Schmerzen kommen, die die Zeit nicht heilt, und niemand, scheint mir, wird mich je verstehen. Wie einer der nach seinen Träumen eilt, doch dann erwacht, bleibt nur die Frage: Wer mag sie wohl sein? Werd’ ich sie wiedersehen? |
E XIX
Nel tempo, lasso, de la
notte, quando prendon riposo i miseri
mortali de la fatiche loro, e gli
animali similemente tutti
riposando, io misero mi sento
lacrimando con piu pensieri e
raddoppiarsi i mali, e duolme piu che son meco
immortali, sempre piu lieta vita piu
sperando. E pur cosi da l’uno a
l’altro sole, credendomi fornir l’aspro
viaggio, sen fugge il tempo, ed io
corro a la morte. Quanti dolci anni, lasso,
perduto aggio, quanto desio per infelice
sorte! E questo e ‘l rimembrar
che piu mi dole. |
E 19 Dann in den Stunden tiefster Dunkelheit, in denen alle Menschen Ruhe finden, sich und ihr Vieh vom langen Tagesschinden erholen und vergessen Raum und Zeit, dann spür ich, wie sich meine Welt entzweit, wie alle Freuden mir so weit entschwinden und nur die Trauer will sich an mich binden, doch hoff’ ich noch auf andres, als dies Leid. Und so vergeh’n mir in dem Schmerz die Jahre, suchend nach dem fernen Silberstreif, doch meine Zeit verrinnt. Ich nah’ dem Grabe, verschenk mein Leben weg, da ich es spare! Vertan mein Los zu rühr’n, das fest und steif, die Wunden bleiben meine ganze Habe. |
E XX
Allor che sotto il Cancro
cambiato hanno le bianche spige in biondo
il color vivo, a’ pastor tempra il gran
fervore estivo o ramo o tetto, che spesso
ombra fanno; e i lontan messaggier, che
in fretta vanno, rinfrescan de la sete al
freddo rivo, sol per portare il
trionfale olivio che annunzia pace e de’
nemici danno. Cosi vostra pietade me
difende, signor, dagli aspri colpi
di fortuna, che contr’a debil gravi
colpi stende. Di ringraziarvi
sufficienza alcuna non ha mia mente, ma se
stessa rende, piena di fede e poter
digiuna. |
E 20 Schon wenn im Mond des Krebs die Ähre reift und golden alle Felder überschimmert, ist den Hirten längst ein Dach gezimmert, sei’s nur, daß ihn ein Baumesschatten streift. Der Bote, der nach der Erfrischung greift, und alles Glück ihm auf den Wellen flimmert, berichtet, wie der Feind erliegt und wimmert, und durch den Sieg ein langer Friede reift. So schirmt auch Ihr mich, Herr, so voll der Milde, vor all den Härten ungerechten Glücks, das die Verlierer tilgt aus seinem Bilde. Mein Dank ist Euch nur das geringste Stück, doch weih’ ich Euch, mein Herz und Schilde, mich selbst, und gebe mich Euch ganz zurück. |
Sonette