Francesco Petrarca

1304 – 1374           Italien

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& aber echt ist

 

 

Original

Nachdichtung von ZaunköniG

E III

 

Se Phebo al primo amor non e bugiardo,

o per novo piacer non si ripente,

gia mai non gli esce il bel lauro di mente,

a la cui ombra oi i distruggo et ardo.

 

Questi solo il puo far veloce et tardo,

et lieto et tristo, et timido et valente;

ch’al suon del nome suo par che pavente,

et fu contra Phiton gia si gagliardo.

 

Altri per certo nol turbava allora,

quando nel suo bel viso gli occi apriste

et non gli offese il variato aspetto;

 

ma se pur chi voi dite il discolora,

sembianza e forse alcuna de le viste;

et so ben che ‘l mio dir parra sospetto.

 

 

 

An Messer Pietro Dietisalvi von Siena

 

Wenn Phoebus mit der Liebe nicht nur spielt

und sich nicht eine neue Liebschaft wählt,

dann spürt er auch, wie mein Herz ewig schwelt

im Schatten deines Lorbeers den ich hielt.

 

Nur er, der alles schenkt und alles stiehlt,

kann das, - der sich erweicht und sich verstählt,

der furchtsam sich aus seiner Rüstung schält

und nach dem Phyton doch so streng gezielt.

 

Nichts irritierte ihn, als Euern Blick,

den ihr zu seinem Antlitz habt erhoben,

sanft und sicher sandtet ihm entgegen.

 

Doch selber dreht er sich den eignen Strick,

hat er die falschen Blicke eingewoben.

Ich darf’s nicht sagen, doch – Ihr ahnt weswegen.

E IV

 

Quando talor, da giusta ira commosso,

de l’usata humilta pur mi disarmo

(dico la sola vista, et lei stessa armo

di poco sdegno, che d’assai non posso),

 

ratto mi giugne una piu forte adosso

per far di me, volgendo gli occi, un marmo,

simile a que’ per cui le spalle et l’armo

Hercole pose a la gran soma e ‘l dosso.

 

Allor pero che da le parti extreme

la mia sparsa vertu s’assembla al core,

per consolarlo, che sospira et geme,

 

ritorna al volto il suo primo colore;

ond’ella per vergogna si riteme

di provar poi sua forcza in un che more.

 

 

 

E 4

 

Schwillt mir mit Recht und Fug einmal die Wut

und ich sie ausnahmsweise offen zeige,

(Mit meinem Blick, wiewohl ich dennoch schweige,

und gar zu Tätlichkeiten fehlt der Mut)

 

stockt in mir augenblicklich all mein Blut

und statt, daß ich mich in den Zorn versteige,

bezwing’ ich meinen Stolz, daß er sich neige,

und bleib um ihrettwillen auf der Hut.

 

Dann aber, da von außen angeregt,

mein Blut sich kraftvoll durch die Adern drängt,

bestrebt, daß sich mein Kummer wieder legt.

 

Und während mein Gefühl sich wieder fängt,

erfüllt sie Scham, Ihr Denken wird bewegt,

vom Vorsatz, daß sie mich nicht weiter kränkt.

 

 

 

 

E VII

 

Quella che gli animal’ del mondo atterra

et nel primo principio gli rimena,

percosse il cavalier del qual e piena

ogni contrada che ‘l mar cinge et serra.

 

Ma questo e un basilico che diserra

gli occi feroci a porger morte et pena,

tal che gia mai ne lancia ne catena

porian far salvo chi con lui s’afferra.

 

Un sol remedio a il suo sguardo nocivo:

di specchi armarsi, a cio ch’egli sfaville

et torne quasi a la fontana il rivo;

 

mirando se, conven che si destille

quella sua rabbia: al modo ch’io ne scrivo

fia assicurata questa et l’altre ville.

 

 

 

 

 

Der Eine, der uns alle, wie wir sind,

zur Erde wirft, von der er uns einst nahm,

der schlägt sogar den Ritter unduldsam,

der sich als Herr schon sah’ von Welt und Wind.

 

Doch dieses Drachens Blick ist scharf wie Flint

und der Getroff’ne siecht blind, stumm und lahm.

Nicht Kette oder Speer bekommt ihn zahm,

verloren ist, wer diesen Kampf beginnt.

 

Nur eines kann den strengen Augen wehren:

Ein blanker Schild, der ihm die Blicke spiegelt,

die, wie ein Fluß, zur Quelle wiederkehren.

 

Sich selbst erkennend ist sein Los besiegelt,

wird er sich in der eignen Glut verzehren.

So sei ihm jeder Schritt und Tritt verriegelt.

E XI

 

Si mi fan risentire a l’aura sparsi

i mille e dolci nodi in fin a l’arco,

che dormendo e vegghiando ora non varco

che la mia fantasia possa acquetarsi.

 

Or veggio lei di novi atti adornarsi,

cinger l’arco e ‘l turcasso e farsi al varco

e sagittarmi; or vo d’amor si carco

che ‘l dolce peso non porria stimarsi.

 

Poi mi ricordo di Venus iddea,

qual Virgilio descrisse ‘n sua figura,

e parmi Laura in quell’atto vedere

 

or pietosa ver’ me or farsi rea:

io vergognoso e ‘n atto di paura

quasi smarrir per forza di piacere.

 

 

 

An Sennuccio del Bene

 

So sehr berührt’s mich, spielt der Wind in deinen

ausgelösten Locken in der Stirn,

daß ich nicht tags, noch unterm Nachtgestirn,

die Bilder zügeln kann, die mir erscheinen.

 

Auf sich will sie nun jeden Reiz vereinen;

ich höre schon die Liebespfeile schwirr’n

und Netze stellt sie aus so feinem Zwirn,

die doch mich halten wie in festen Leinen.

 

Ein Bild der Venus steigt zu mir herauf

und auch die Aufzeichnungen von Vergil,

und ich seh Laura so in ihrem Lauf.

 

Sie zeigt sich mir mal zornig und mal still.

So zaghaft unbestimmt steigt in mir auf,

was ich nicht weiß, und ich doch so sehr will.

E XII

 

Quella ghirlanda che la bella fronte

cingeva di color tra perle e grana,

Sennuccio mio, parveti cosa umana

o d’angeliche forme al mondo gionte?

 

Vedestu l’atto, e quelle chiome conte,

che spesso il cor mi morde e mi risana?

vedestu quel piacer che m’allontana

d’ogni vile pensier ch’al cor mi monte?

 

Udistu ‘l suon de le dolci parole?

Mirastu quell’andar leggiadro altero

dietro a chi o disviati i pensier’ miei?

 

Soffristu ‘l sguardo invidioso al sole?

Or sai per ch’io ardo vivo e spero,

ma non so dimandar quel ch’io vorrei.

 

 

 

An Sennuccio del Bene

 

Der Myrthenkranz, der diese Stirn umspielt,

dort wo Perlmutt und Purpur sich verbünden;

Kannst du, mein Freund, den Zauber je ergründen,

der dort aus Engelshaaren nach mir zielt?

 

Hast du nur je nach ihrem Blick geschielt,

der mich erfüllt mit Andacht? - Und die Sünden

löst sie, läßt sie in die Freude münden.

Sie löst auch, was mich an Verlangen hielt.

 

Vernahmst du je das Glück der süßen Stimme?

Zog es dich nie in die erhabne Schwebe,

um die ich sinnlos sehnsüchtig verglimme?

 

Um ihren Glanz sich selbst die Sonne dimme!

Nun ahnst auch du, wofür ich einzig lebe,

doch wehe, wenn ich meinen Wunsch erhebe.

 

 

 

E XIII a

 

Ingegno usato e le question profonde,

cessar non sai dal tuo proprio lavoro:

ma perche non destar, anzi, un di loro

ove senza alcun forse si risponde?

 

Le rime mie son disviate altronde,

dietro a colei per cui mi discoloro,

a’ suo’ begli occhi ed alle trecce d’oro,

ed al dolce parlar che mi confonde.

 

Ma credo che ‘n un punto dentro al core

nasce Amore e Speranza, e mai l’un senza

l’altro non possa nel principio stare.

 

Se l’aspettato ben per sua presenza

queta poi l’alma, si come a me pare,

vive Amor solo, e la sorella more.

 

 

 

An Antonio da Ferrara

 

Du Geist, der meine tiefsten Fragen kennst,

du kannst, genau wie ich, nicht aus der Haut.

Wie kommt’s, daß man nicht einem Ratschluß traut,

der klarer ist, der kein "Vielleicht" ergänzt?

 

Mein Vers hat die Bestimmung: Er bekränzt

die eine, deretwillen meine Haut

erbleicht und deren Blick mir himmlisch blaut,

und ihre Rede, sie mein Sein entgrenzt.

 

Ich glaub’ jedoch, daß sich im Herz zugleich

die Liebe und die Hoffnung regt und keine

ganz allein am Anfang stehen kann.

 

Errichtet dann die Liebe erst ihr Reich,

regiert alleine Amor, und ich meine

seine Schwester siecht, weil er gewann.

E XV

 

Antonio, cosa a fatto la tua terra

ch’io non credea che mai possibil fosse:

ella a le chiavi del mio cor si mosse,

che n’a aperta la via che ragion serra;

 

onde il signor, che mi solea far guerra,

celatamente entrando mi percosse

da duo begli occhi, si che dentro all’osse

porto la piaga e ‘l tempo non mi sferra,

 

anzi m’ancide, e lasso per vergogna

di domandar de la cagion del duolo,

ne trovo con chi parta i pensier’ miei;

 

e come suol chi nuovo piacer sogna,

se di subito e desto, cosi, solo,

torno a pensar chi puote esser costei.

 

 

 

An Antonio da Ferrara

 

Ich hatt’, Antonio, niemals gedacht,

daß deine Heimat mich so leicht verführt.

Geschickt hat sie die Riegel angerührt

und meinem Herz die Wege freigemacht,

 

vor denen bisher streng der Herr gewacht,

der heute neue Sehnsucht in mir schürt,

durch einen Blick dem alle Ehr’ gebührt,

der in mir wieder ein Begehr entfacht,

 

das mich verzehrt. Ich frag nicht mehr woher

die Schmerzen kommen, die die Zeit nicht heilt,

und niemand, scheint mir, wird mich je verstehen.

 

Wie einer der nach seinen Träumen eilt,

doch dann erwacht, bleibt nur die Frage: Wer

mag sie wohl sein? Werd’ ich sie wiedersehen?

E XIX

 

Nel tempo, lasso, de la notte, quando

prendon riposo i miseri mortali

de la fatiche loro, e gli animali

similemente tutti riposando,

 

io misero mi sento lacrimando

con piu pensieri e raddoppiarsi i mali,

e duolme piu che son meco immortali,

sempre piu lieta vita piu sperando.

 

E pur cosi da l’uno a l’altro sole,

credendomi fornir l’aspro viaggio,

sen fugge il tempo, ed io corro a la morte.

 

Quanti dolci anni, lasso, perduto aggio,

quanto desio per infelice sorte!

E questo e ‘l rimembrar che piu mi dole.

 

 

 

E 19

 

Dann in den Stunden tiefster Dunkelheit,

in denen alle Menschen Ruhe finden,

sich und ihr Vieh vom langen Tagesschinden

erholen und vergessen Raum und Zeit,

 

dann spür ich, wie sich meine Welt entzweit,

wie alle Freuden mir so weit entschwinden

und nur die Trauer will sich an mich binden,

doch hoff’ ich noch auf andres, als dies Leid.

 

Und so vergeh’n mir in dem Schmerz die Jahre,

suchend nach dem fernen Silberstreif,

doch meine Zeit verrinnt. Ich nah’ dem Grabe,

 

verschenk mein Leben weg, da ich es spare!

Vertan mein Los zu rühr’n, das fest und steif,

die Wunden bleiben meine ganze Habe.

E XX

 

Allor che sotto il Cancro cambiato hanno

le bianche spige in biondo il color vivo,

a’ pastor tempra il gran fervore estivo

o ramo o tetto, che spesso ombra fanno;

 

e i lontan messaggier, che in fretta vanno,

rinfrescan de la sete al freddo rivo,

sol per portare il trionfale olivio

che annunzia pace e de’ nemici danno.

 

Cosi vostra pietade me difende,

signor, dagli aspri colpi di fortuna,

che contr’a debil gravi colpi stende.

 

Di ringraziarvi sufficienza alcuna

non ha mia mente, ma se stessa rende,

piena di fede e poter digiuna.

 

 

 

E 20

 

Schon wenn im Mond des Krebs die Ähre reift

und golden alle Felder überschimmert,

ist den Hirten längst ein Dach gezimmert,

sei’s nur, daß ihn ein Baumesschatten streift.

 

Der Bote, der nach der Erfrischung greift,

und alles Glück ihm auf den Wellen flimmert,

berichtet, wie der Feind erliegt und wimmert,

und durch den Sieg ein langer Friede reift.

 

So schirmt auch Ihr mich, Herr, so voll der Milde,

vor all den Härten ungerechten Glücks,

das die Verlierer tilgt aus seinem Bilde.

 

Mein Dank ist Euch nur das geringste Stück,

doch weih’ ich Euch, mein Herz und Schilde,

mich selbst, und gebe mich Euch ganz zurück.

 

Sonette