James B. Kenyon

1858 - 1924            USA

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In Nachdichtungen von

ZaunköniG

 

 

Seebestattung

Nun wieg ihn sacht in deinen Armen, Tiefe!
Kein Auge war so klar, kein Herz so groß,
das wir je übergaben deinem Schoß
und deinem Eiskuß, daß es ruhig schliefe.

Tobt an der Oberfläche noch die Gischt
und Stürme brüllen aus dem finstren West,
sei nun sein Leib in deinen Rock gepreßt.
Sinkt hin, daß seine Unrast nun verlischt.

Führ langsam ihn in deine Dämmerweiten.
Laß, starrt das Schuppenmonster zwischen Stein
und Nacht mit tumbem Blick auf ihn herab,

ihn unbehelligt in die Tiefe gleiten;
Blassgrüner Schatten hülle weich ihn ein
und Anemonen blühn auf seinem Grab.

 

 

 

 

Vorahnung

 

Sieh dort im Tal, das Schilfgras in den Winden;
Es beugt sich steifrer Brise schon am Fluß..

Der Herbst pfeift immer stärker, und so muß

Des Sommers schwache Stimme bald entschwinden.

 

Sieh nur: die Blätter, fahl und welk ringsum

Sind ihrer alten Pracht blos noch ein Schemen.

Wir wandern durch den Wald, wo ehedem

Die Vögel sangen, die nun auch verstummt.

 

Komm, laß uns lieben, eh im Lebenslauf

Des Sommers heiße Tage schließlich enden.

Für jede Rose eines Juni-Garten

Sprang eine zarte Maienknospe auf.

Dir will ich meinen ganzen Segen spenden;

Oh, soll’n wir lieben oder soll’n wir warten?