Immanuel ben Solomon
alias
Immanuel von Rom

Manuelo Giuedo
ca. 1261 – 1332      Italien

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In Übertragungen von

ZaunköniG

 

 

 

 

Die Liebe

Nie, daß sie das Ave Maria las;
Sie hängt nicht an Prinzip und Religion;
Ihr Herzenssinn braucht weder Bild noch Ton
und nie weiß Liebe um das rechte Maß.

Die Liebe ist Regentin eigner Gnaden;
Nichts hält sie, wenn ihr nur das Ziel nicht fehlt.
Wie ein Planet schaut sie auf diese Welt
und nimmt sich selbst zurück auf ihren Pfaden..

Nicht für ein Vaterunser wird sie ruhen,
noch für den Aberglauben - Ihre Würde
erwirbt sie nicht durch des Verstandes Blick.

Die Liebe will, was mir die größte Bürde;
Für das, was ich ihr zeig', mag sie nichts tuen,
doch fordert stets: "Ich brauch' noch dies zum Glück."

 

 

 

 

 

An Meister Bosone da Gubbio

Mich, der die Tränen aus der tiefsten Schicht
des Herzens sog, - sie wurden mir gewährt -
mich hätten Schmerzensfeuer fast verzehrt,
wär dieses Übermaß an Tränen nicht.

Ich war von diesen Bränden sterbenskrank,
bis jene Sintflut meine Qualen dämpfte,
ich der den Tod ersehnt ums Leben kämpfte,
den Streichen standhielt und auch nicht ertrank.

Und Christen, Juden; weinen mögen beide,
wie einsam jeder in der Trauer war.
In meinen Tränen war auch ich gefangen.

Mir wurd bewußt; dies war das böse Jahr;
und blieb vor Gottes Angesicht befangen,
der uns nur nahm, was wir am andern neiden.

 

 

 

 

Ich weiß nicht wer ich bin, in Rom verhaßt;
Das rechte Leben führt der Ghibelline.
Ich bin nur Colonnese und Ursine
und freu' mich wenn man andren Ehr verpaßt.

In der Toskana wird der Guelph geehrt;
Als Zappetino gelt ich nichts für jene.
Ich bin nur Jude und kein Sarazene:
Nie führte gegen Christen ich mein Schwert.

Doch suche ich von jeder Religion
ein wenig mehr zu sehn und zu erfahren:
Gern hätt ich Christenspeise auf der Gabel,

dann faste ich als treuer Mosessohn
und teste Macons sorgloses Gebahren,
dem Glaube gilt nur oberhalb dem Nabel.

 

 


Stehn Paul und Peter auf der einen Seite
und auf der Andren Moses und Aaron,
so raten mir Trivican und Macon
nicht aufzugeben meine eigne Seite.

Vertraulich nimmt ein jeder mich beiseite,
doch ich vertraue jenen nur bedingt.
Ich sage nur, wer stärker in mich dringt:
"Du lebtest besser, hast du mich zur Seite!"

Nicht Guelph noch Ghibbelin sind schwarz noch weiß;
Laß den, dem sich ne eigne Farbe bot.
Ich soll das Schwarze meiden, bin sonst frei

und üb an Meinesgleichen nicht Verrat,
weist sich mein Glauben aus durch meine Tat.
Es siegt, wer sich nur treu bleibt bis zum Tod.

 

 

 

 

 

Grad' kam mir der Gedanke

Grad' kam mir der Gedanke angeschossen,
ich würde lieber einst zur Hölle gehen.
Dort kommen Milch und Honig reich geflossen,
ich würde schöne Frau'n und Mädchen sehen.

Den Weg zum Himmel würde ich bereuen;
Dort gibt es, wie man hört, nur Hutzelweiber;
mit Schorf und Pusteln sind bedeckt die Leiber;
an ihnen könnte sich mein Geist nicht freuen.

Zu welchem Glück soll dieses Eden taugen?
Die Frau'n und Männer häßlich und gemein;
und daher ist es Nichts in meinen Augen.

Doch in der Höll darf alle Pracht entflammen;
dort gehn die schönsten Frauen aus und ein
und jeder Liebreiz fließt in ihr zusammen.

 

 

 

 

Die arme Jungfrau

 

Seht meine reifen Brüste, meine Locken;

In Armut muß ich dennoch abseits stehen.

Wenn ich nur nahe, alle Freier fliehen;

Zu meiner Schand bleib ich alleine hocken.

 

Mein Herz kann doch nur seufzen, wie’s geschieht,

Weil mittellos ich bleibe, heut wie gestern.

An meiner Seite stehn drei ältre Schwestern

Und stimmen ein ins selbe Klagelied.

 

Wer will schon meine Handvoll Haut und Knochen?

Wie soll ich meinem Los ein Schnippchen schlagen,

Frißt mir die Zeit doch von den besten Tagen?

 

Die Wahrheit ist mit einem Satz gesprochen:

„Stirbt je ein Mädchen ohne Rendezvous,

fällt ihr vom Himmelsglück kein Anteil zu!“