Jónas Hallgrímsson

1807 – 1845           Island

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In Übertragungen von

ZaunköniG

 

 

 

Neujahr 1845

Das alte Jahr ging aller Jahre Gang,
wie Blumen blühen der Vergänglichkeit.
Ihr Sterben ist mir nicht mehr von Belang
und ich geb nichts mehr auf den Lauf der Zeit.

Ich hege einen Schatz von stetem Wert,
mit einem Herz, das wachsam ist und ehrlich,
den Himmel sieht, und sich zur Erde kehrt,
und trüber Nebel gilt ihm nicht gefährlich.

Man sagt: "Ich soll mich hart für's Leben rüsten!",
doch will ich lieber lernen, leben, fühlen.
Als ob sie darin eine Schande wüßten,

verbirgt man mein Gedenken in den Höhlen,
wie Knochen, die der Hirt zum Mittag brach;
ein Abort, vollgestopft mit Schimpf und Schmach.

 

 

 

 

 

Gruß in die Heimat

Ein milder südlicherer Wind hat aufgefrischt
und hatte jede Welle aufgeweckt am Meer.
Er trieb sie stetig richtung Island vor sich her,
wo weiß die Küste glänzt: Der Sand, die brandungsgischt.

Ihr Winde und ihr Wellen, zart sollt ihr umfangen
die Heimat, jede Vogelkolonie am Kliff!
Liebliche Wellen, grüßt die Fischer und ihr Schiff!
Ihr Winde, grüßt die Locken und die heißen Wangen!

Du Vögelchen, das du mein Frühlingsbote bist,
das du durch Himmel fliegst, im Tal dein Lied anschlagend
und deine Stimme über alle Berge sendest;

Wenn du dort einen blauäugigen Engel fändest,
so eine niedlich rotgefranste Haube tragend,
grüß sie mir innig, da sie meine Liebste ist.