John Dovaston

1782 – 1854           Großbritannien

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& Dies krönt das Innerste

 

 

 

In Übersetzungen von

ZaunköniG

 

 

 

 

Das Sonett

 

„Im Sonett soll man das Chaos binden

und fesseln durch die Kräfte des Poeten.

Die Blütendüfte, die sonst nur verwehten,

soll’n sich in üppgen Sträußen wiederfinden.“

 

sagt man. Man sagt: „Das Kleinste soll drin leben:

Ein Veilchen, das den Vasenrand bekrönt,

mit ausgesuchten Blättern rings verschönt,

kann es als kleine Schärpe alles heben.“

 

Man sagt: „Es sei allein zum Lob gemacht,

im rechten Maß die Blumen auszustreuen“

 

Nivalis will uns dreiblättrig erfreuen,

Die Rose blüht mit fünf, das Kreuzkraut acht.

So ist’s im Blumenreichen Dichterfach.

Und das Sonett...

                          - blüht eben vierzehnfach.

 

 

 

 

An Mr. John Hamilton Reynolds

 

Reynolds, nicht mehr wie in Kinderzeiten

toben wir uns übermütg aus.

Mir kann die Landluft stilles Glück bereiten

und du putzt dich im Stadtlook fein heraus.

 

Nun hindert uns nichts uns nicht neu zu finden,

auch im Bewußtsein der sozialen Schicht.

Die Zeit kann unsre Seelen nicht entbinden,

noch trübt sie auf den Horizont die Sicht.

 

Doch darfst du diese Wälder nicht verlassen,

bevor du den August sahst golden reifen,

noch sollten deine Füße unterlassen

einst Schnee an meiner Schwelle abzustreifen.

 

Hab Freude, wie Natur mir Freude macht,

wie ich an deiner inszenierten Pracht.

 

 

 

Die Muse

Dem Menschen, der auf seine Muse lauert
sag ich: "Damit verliert es seinen Sinn!"
Ich suche, daß mein Frieden mit ihr dauert;
Ich weiß: nie find ich das Gesetz darin.

So mancher denkt; ein guter Anwalt fänd in
dem wirren Regelwerk so viele Flausen,
ganz wie in unserem... Ich wünsch vom Zanken Pause:
Ein Lehnsmann der exzentrischen Regentin.

Bald lächeln wir uns an im Waldesgrund:
"Komm! laß uns neu durch unsern Schwur vereinen!"
und sie erwidert mit geschwungnem Mund:

"Wir sind uns nicht so ähnlich, wie wir meinen."
So führen wir ein narrentolles Leben,
launisch, wie sich Eheleute geben.

 

 

 

Mai

Mein Mai, dein Zepter ist vom selben Schlag,
wie der der Liebe. - Froh und rosenblütig
sind deine Untertanen. Übermütig
und frisch vergnügt dein unbeschwerter Tag.

Ein grüner Baldachin schirmt kaum das Gleißen;
darin Insektensummen, leuchtend satt
blitzt dort ein Flügel auf besonntem Blatt
und in der Nähe zwitschern scheue Meisen.

Rot fängt sich im Mariengarn die Sonne
und flinke Schwalben schneiden durch die Lüfte.
Die Blütenkelche spenden ihre Düfte
und schauen auf dein Reich mit süßer Wonne.

Mein Mai, der Liebe bist zu eng verwandt
und mancher Grund blieb sicher ungenannt.

 

 

 

Bächlein! Deinem Los scheint meins zu gleichen,
so fröhlich läufst du und so eigensinnig
durchs Dickicht. Wurzelwerk verflicht sich innig,
dem Stolz und Macht versuchen auszuweichen;

Und haben sie doch deinen Fluß gequert,
hat keinen deine Quelle interessiert.
Nie wurde dein bescheidner Lauf kartiert,
noch warst du jemand einen Namen wert.


Doch hast du Charme, die Ränder voller bunter
Schlüsselblumen und die Vögel trinken
von dir, gern hört man ihren Liedern zu.

Die Jugend sucht dich auf, sich zu bedenken,
daß sie dem Tal entgegenströmt wie du;
Obwohl nicht unbeschwert, läufst du doch munter.