Samuel Taylor Coleridge

1772 – 1834           Großbritannien

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& Dies krönt das Innerste

 

 

 

In Übersetzungen von

ZaunköniG

 

 

 

 

 

Arbeit ohne Hoffnung

 

Im Bienenstock herrscht emsiges Gewimmel,
Die Amsel schlägt und richtet ihren Flaum.
Noch liegt der Winter kühl im offnem Himmel,
doch trägt sein Antlitz schon den Frühlingstraum.

Nur ich derweil, ich kümmere mich kaum,
Hab mich um nichts und niemanden bemüht.
Ich weiß zwar, wo der Amaranthus blüht,
Ich kenn den Duft und auch den Nektarsaum.

O Amaranthus! Blüh' für wen du magst,
Doch nicht für mich! Gib deinen Honig fort!
Man sieht mich, blass, mit schmalen Lippen, wandern;

Und wenn du nach dem Grund der Mattheit fragst:
Die Arbeit gliche der, der Danaiden,
Ist meiner Hoffnung doch kein Ziel beschieden.

 

 

 

An den Autor von "Die Räuber"

 

Schiller! fast wünschte ich, daß ich dort starb,

als ich zur hohlen Mitternachtsstund sand

aus dunklem Kerker schütter, unverwandt

mein Angstgeschrei; Ein Vater der dort darb,

 

daß ich im nächsten Augenblick mich wähne

zermalmt. Ein Kriegsgeschrei, ein finstres Grausen

und alle Kobolde die ringsum hausen,

sie ballen sich und schrumpfen vor der Szene.

 

Oh Dichter großer grausamer Gewalt,

Oh säh' ich dich in deinen wilden Launen

mit überwachem Auge phantasiesen

 

in einem alten sturmzerzausten Wald!

Ich würde erst in stummer Ehrfurcht staunen,

mich dann in lautem Weinen jäh verlieren!

 

 

 

Als ich einen Jungen sah,

liebevoll willkommengeheißen

von seiner Schwester

 

Oh, grauser Tod!

 

Auch ich könnt' die geliebte Schwester haben!

Wie schmerzlich die Erinnerung mich traf!

Mild ihre Seele wie der Kindesschlaf,

sanft von Betragen, wie ein Frühlingsabend.

 

Ich weiß, mit jedem Atemzug verläßt,

zu ihr zu ziehn, ein Schatz die schwere Brust;

Und vom Verderben hab ich stets gewußt,

daß es gern wohnt im reinen Taubennest.

 

Laß ab Erinnerung, in mir zu bohren

und nimm das Siegel, das die Liebe gab

von meiner Seele; Qualvoll klagt mein Herz,

 

weil dieser Stich noch heut' unsäglich schmerzt.

Wofür? Hat sie doch alle Last verloren.

Sie litt ihr Lebtag; Frieden ist ihr Grab.

 

 

 

Eine späte Erkenntnis

Mein armes Herz, du blutest. Deiner Qual
nachspürend macht sich Angst im Lächeln breit,
seh ich die Wunde, und im Lauf der Zeit
wird mir das Augenlicht von Schwermut fahl.

Warum betörte Hoffnung den Verstand,
vergaßt du Warnungen für Schmeicheleien,
wenn Eifersucht erblasst, Phantastereien
dich heiß durchzittern wie von irrer Hand?

Ein schwaches Hoffnungsflimmern! Doch so lind
befällt dich süßer Traum zur Zeit der Rast.
Die größte Liebe trägt die größte Last

und stillt sie, von Besorgnis stets bedrängt,
wie eine Mutter, die ihr zartes Kind
sanft wiegt, das blass an ihrem Busen hängt.

 

 

Der Poet in den Wolken

Mit leichtem Herzen ist es ein Vergnügen,
zum Abenddämmern und im Vollmondlicht,
zu geben jeder Wolke ein Gesicht.
Dort lassen sich die Augen gern belügen,

wo aus den Formen die Gestalt ersteht
des Freundes. Neigt man seinen Kopf zur Seite,
sieht man wie goldne Flüsse talwärts gleiten
an Purpur-Ufern; und ein Pilger geht

von Berg zu Berg durchs große Wolkenland!
Du kannst auch den Gezeiten lauschen,
als blinder Barde stehn an Chios Strand,
erfüllt von inn'rem Licht und tiefem Rauschen,

zu schaun die Ilias und die Odyssee,
die steigen aus der stimmerfüllten See.