Henry Kirke White
1785 - 1806 Großbritannien
In Nachdichtungen von
ZaunköniG
Der bittere
Kelch
Ja, bald ist dieser kranke Traum vorbei
vom Leben und erläßt dem Geist die Qual.
Im Tod macht sich die müde Seele frei,
entflieht dem Schmerz in diesem Jammertal.
Der Acker wird wie immer Früchte tragen,
der Bach fließt sanft, so wie er immer fließt.
Die Lerche wird noch froh die Flügel schlagen
wenn Henrys Name längst vergessen ist.
Die Freunde sehe ich vor Freude strotzen,
ich seh sie flirten, bösem Schicksal trotzen.
Ich gönne ihnen Weib und Kinderreigen,
wenn ich auch mod're dann in meinem Grab.
Gerechter Gott, der mir den Becher gab,
Ich beuge mich und trink ihn bis zur Neige.
Im dunklen Wald
Von manchem schweren
Kummer eingekeilt,
(zwar jung, doch
leidend) wend ich meine Füße
gern in den Wald,
dort sehnsüchtig zu grüßen
den Frieden, der wie
zufällig dort weilt,
mit trübem Sinn.
Verzweiflung senkt sich tief
in meine
Schmerzensbrust - und ich ziehe
mich dort zurück vor
meines Lebens Mühe
als mich im Laub der
Abendzephyr rief
mit einer Melodie,
- ich frag' wie lange
war mir des Waldes
Stimme nicht bewußt;
Ein fades Lächeln
spielt auf meinen Wangen,
denn dunkle Phantasien
hat er gebracht.
Und ich erwäge mit
geheimer Lust
den stillen
Schlummer einer Totennacht.