1542 – 1587
Gisbert von Vincke
Nur ein Gedanke, der mich freut
und quält,
Hält ewigwechselnd mir den Sinn
gefangen,
So daß der Furcht und Hoffnung
Stimmen klangen,
Als ich die Stunden ruhelos
gezählt.
Und wenn mein Herz dies Blatt
zum Boten wählt
Und kündet, Euch zu sehen, mein
Verlangen,
Dann, teure Schwester, faßt
mich neues Bangen,
Weil ihm die Macht, es zu
beweisen, fehlt.
Ich sah den Kahn, im Hafen fast
geborgen,
Vom Sturm im Kampf der Wogen
festgehalten,
Des Himmels heitres Antlitz
nachtumgraut.
So bin auch ich bewegt von
bangen Sorgen,
Vor Euch nicht, Schwester! Doch
des Schicksals Walten
Zerreißt das Segel oft, dem wir
vertraut.
Letzte Verse
Was nützt die mir noch
zugemeßne Zeit?
Mein Herz erstarb für irdisches
Begehren,
Nur Leiden soll mein Schatten
nicht entbehren,
Mir blieb allein die
Todesfreudigkeit.
Ihr, meine Feinde, laßt von
eurem Neid:
Mein Herz ist abgewandt der
Hoheit Ehren,
Des Schmerzes Übermaß wird mich
verzehren,
Bald geht mit mir zu Grabe Haß
und Streit.
Ihr Freunde, die ihr mein
gedenkt in Liebe,
Erwägt und glaubt, daß ohne
Kraft und Glück
Kein gutes Werk mir zu
vollenden bliebe.
So wünscht mir beßre Tage nicht
zurück,
Und weil ich schwer gestrafet
ward hienieden,
Erfleht mir meinen Teil am
ewigen Frieden.