Francesco Petrarca

 

 

In Übersetzungen von:

Franz Theremin

 

 

 

Ist’s möglich, daß mein Leben solche Qualen,

so herbem Schmerz so lange kann entkommen,

daß ich, wenn eure letzen Jahre kommen,

erlöschen sehe eurer Augen Strahlen,

 

und eurer Haare Gold sich silbern malen,

den grünen Schmuck, die Kränze euch entnommen,

die Wangen farblos, die mich so beklommen,

daß Seufzer kaum sich aus dem Busen stahlen:

 

Nur dann wird mich mit solchem Mut bewehren

die Liebe, die Geschichte euch zu sagen

von meines Leidens Stunden, Tagen, Jahren,

 

und ob die Zeit das liebliche Gewähren

verbietet, werden dennoch meine Plagen

durch späte Seufzer ein’gen Trost erfahren.

 

 

 

O süßes teures Kleinod, mir entwunden

von der Natur, vom Himmel aufbehalten,

wie kann dein Mitleid so für mich erkalten,

gewohnter Beistand in des Lebens Stunden?

 

Sonst hast du dich zu sehen wert gefunden

doch meinen Schlaf; jetzt ohne Kühlung walten

läßt du dies Feuer: Und was kann dich halten?

Dort oben wird nicht Zorn nicht Stolz empfunden,

 

durch welche hier ein Herz wohl voller Güte

zuweilen sich erfreut an andrer Plagen,

daß Lieb erliegt im eigenen Gebiete.

 

Du, die die Schmerzen siehst, die an mir nagen,

und einzig kannst befreien mein Gemüte,

durch deinen Schatten sänft’ge meine Klagen.