Camoens

In Übersetzungen von

 

August Wilhelm Schlegel

 

 

 

Jakob war sieben Jaht als Hirt verdungen

Bei Laban, Rahels Vater; doch sein Dienen

Galt nicht dem Vater, sollt’ ihm bloß verdienen

Die schöne Bäurin, der er nachgerungen.

 

Das Zögern mancher Tage ward bezwungen

Durch Hoffnung eines Tags; da der erschienen,

Brach schlau den Bund der Vater zwischen ihnen,

Für Rahel ward ihm Lea aufgedrungen.

 

Der traur’ge Hirt sah was ihm widerfahre,

Wie List ihm seine Hirtin nicht gewähre,

Als ob sie immer unverdient noch bliebe;

 

Begann zu dienen andre sieben Jahre,

Und sprach: ich diente mehr, wenn nur nicht wäre

So kurz das Leben für so große Liebe.

 

 

Das Beste

 

Wahrheit, Vernunft, Lieb und Verdienst gereichen

jedem Gemüth zur Ruh und muthigem Streben;

jedoch Glück, Zufall, Zeit, Geschick erheben

sich herrschend in der Welt verwirrten Reichen.

 

Viel tausend Fälle kann der Sinn vergleichen,

und weiß nicht, welchen Grund dafür zu geben;

doch weiß er, daß, was über Tod und Leben,

der menschliche Verstand nicht kann erreichen.

 

Gelehrte können hohe Schlüsse machen,

doch mehr bewährt sich die Erfahrung feste;

drum ist es beßer, wenn man viel gesehen.

 

Geschehne gibts und nicht geglaubte Sachen,

und gibt geglaubte: welche nicht geschehen:

an Christus glauben aber ist das Beste.