Dante Alighieri

1265 – 1336

In Übersetzungen von

August Wilhelm Schlegel 

 

 

 

Melancholie kam eines Tags mir nahe:
"Besuchen will ich dich," sprach sie beym Gruße.
Mich dünkte, Schmerz und Zorn folgt' ihrem Fuße,
Die zur Gesellschaft sie sich ausersahe.

Geh! sagt' ich, hier ist nicht, wer dich empfahe;
Doch blieb sie taub den Worten, mir zur Buße,
Und redete mir vor in voller Muße,
Als ich den Gott der Liebe kommen sahe.

Er hatt' ein schwarzes Tuch um sich geschlagen,
Das Haupt bedeckt mit einem Trauerhute,
Und weinte, wie wer inn'gen Gram erleidet.

Was hast du, armer Kleiner? mußt ich fragen.
Er aber sagte: Mir ist weh im Muthe,
Denn unsre Herrin, süßer Bruder, scheidet.

 

 

 

Ihr Pilger, die ihr in Gedanken gehet.

Vielleicht an etwas, das euch nicht vorhanden:

Kommt ihr denn wirklich aus so fernen Landen,

Als denen nach der Tracht ihr ähnlich sehet?

 

Daß ihr nicht weint, da ihr inmitten stehet

Der wehevollen Stadt in Trauerbanden,

Als wärt ihr Leute, die noch nichts verstanden

Von der Beschwer, so über sie ergehet?

 

Wollt ihr verweilen, solches zu erfragen,

So sagt das Herz der Seufzer mir, und glaubet,

Daß ihr mit Tränen werdet weiter wandern.

 

Denn ihre Beatrice ist ihr geraubet,

Und Worten, die von ihr jemand kann sagen,

Wohnt Kraft bei, welche weinen macht die Andern