1265 – 1336
Melancholie kam eines Tags mir
nahe:
"Besuchen will ich dich," sprach sie beym Gruße.
Mich dünkte, Schmerz und Zorn folgt' ihrem Fuße,
Die zur Gesellschaft sie sich ausersahe.
Geh! sagt' ich, hier ist
nicht, wer dich empfahe;
Doch blieb sie taub den Worten, mir zur Buße,
Und redete mir vor in voller Muße,
Als ich den Gott der Liebe kommen sahe.
Er hatt' ein schwarzes Tuch um
sich geschlagen,
Das Haupt bedeckt mit einem Trauerhute,
Und weinte, wie wer inn'gen Gram erleidet.
Was hast du, armer Kleiner?
mußt ich fragen.
Er aber sagte: Mir ist weh im Muthe,
Denn unsre Herrin, süßer Bruder, scheidet.
Ihr Pilger, die ihr in
Gedanken gehet.
Vielleicht an etwas, das euch
nicht vorhanden:
Kommt ihr denn wirklich aus so
fernen Landen,
Als denen nach der Tracht ihr
ähnlich sehet?
Daß ihr nicht weint, da ihr
inmitten stehet
Der wehevollen Stadt in
Trauerbanden,
Als wärt ihr Leute, die noch
nichts verstanden
Von der Beschwer, so über sie
ergehet?
Wollt ihr verweilen, solches
zu erfragen,
So sagt das Herz der Seufzer
mir, und glaubet,
Daß ihr mit Tränen werdet
weiter wandern.
Denn ihre Beatrice ist ihr
geraubet,
Und Worten, die von ihr jemand
kann sagen,
Wohnt Kraft bei, welche weinen
macht die Andern