D. Luis de Gongora y argote

1561 – 1627

 

In Übersetzungen von 

Christian Heinrich Postel

 

 

Das IX Sonnet, welches anfänget:

Mientras por competir & c.

 

Weil noch der Sonnen Gold mit allen Strahlen weichet

Dem ungemeinen Glantz auf deinem schönen Haar.

Weil noch vor deiner Stirn der Liljen Silber-Schaar

Jn blasser Furcht und Scham die weissen Segel streichet.

 

Weil noch das Sähnen nach den Nelcken sich nicht gleichet

Der brünstigen Begier nach deiner Lippen Paar.

Ja weil dem Halse noch des Marmors blancke Wahr

Mit allem Schimmer nicht einmahl das Wasser reichet,

 

Laß Haare, Halß und Stirn und Mund gebrauchet sein/

Eh’ das was in dem Lentz der Jugend war zu ehren

vor Gold, vor Lilien, vor Nelcken, Marmorstein,

 

Sich wird in Silber-grau und braune Veilgen kehren.

Ja eh’ du selbst dich mit dem Hochmuht dieses Lichts

Verkehrst in Erde, Koth, Staub, Schatten, gar in Nichts.