William Shakespeare

1564 – 1616           England

 

 

In Übersetzungen von

Ernst Ortlepp

 

 

 

18.

 

Soll ich dich einem Sommertag vergleichen?

Weit milder und weit lieblicher bist du;

Des Lenzes Blüthen müssen Stürmen weichen,

Und ach! der Sommer geht zu bald zur Ruh!

 

Oft scheint zu heiß des Himmels Auge nieder,

Oft hüllet sich sein Gold in Wolken ein;

Denn alles Schöne wechselt hin und wieder,

Jedoch dein Sommer soll von Dauer sein.

 

Was du besitzest, soll er dir nicht stehlen,

Mit deinem Schatten prahle nicht der Tod,

Da ewig dich zum Stoff das Lied will wählen,

Weil du erprangst in frischem Lebensroth. –

 

So lange Menschen athmen, Augen sehen,

So lang soll deine Schönheit fortbestehen.