Veronica Gambara

 

 

In Übersetzungen von:

Martin Opitz

 

 

 

Ihr schöne Wasserbäch, ihr Ufer an den Flüssen,

da sich der Himmels Lufft erzeigt so schön und klar

Als irgendt, und erschöpfft an euch die Gaben gar,

Die ander Örter sonst fast sparsamlich genießen,

 

Wann sich diß mein Sonett so zierlich könnte schließen,

Als es von Herzen geht, es würden offenbar

Durch meinen schöne Vers all eurer Gaben schar,

Man sollte weit und breit von euch zureden wissen,

 

Nun aber meine rein’ und ungelernte Sinnen

Den Hügel eurer Ehr nicht überstehen können,

Erliegen sie, weil ihr so hoch gestiegen seit,

 

Ich achte mich nicht Wert mit eurem Lob zu scherzen,

Doch hab ich hier viel Freud emfangen in dem Herten;

Mit dieser bin ich euch zu ehren ganz bereit.

 

 

 

 

 

So oft ich euern glantz, ihr hellen augen, schaue,

bin ich in großer lust vertiefft so hoch und weit,

daß ich mich freuen mus auch in der härtsten zeit

und äusersten gelück’, indem ich auf euch baue.

Hergegen schätz’ ich mich für die betrübtste Fraue,

wan ihr nicht wie zufor geneigt und freundlich seid.

Ich bin mir selber gramm, mein Leben ist mier leid,

dieweil ich euch nicht hab, auf die ich einig traue.

 

Ihr irrdisches gestirn, ihr sterblichen planeten,

ihr meine sonn’ und mond, ihr, die ihr mich könt tödten;

ohn euch ist alle lust nichts als ein bloßes bild.

Was wundert ihr euch dan, daß ich zu euch mus eilen,

mein bester trost? Es fleucht ein ieder vor den pfeilen

des todes, wider welch’ ihr seid mein starker schild.