Benno Schirmhut Walser  

  

 

 

Cubanische Sonette

von

Gilbert de Montsalvat

 

 

1. Biographisches

 

Gilbert Bénédict Augustin de Montsalvat gehört zu jenen Figuren, die man erfinden müsste, wenn es sie nicht wirklich gäbe.[1] 1920 als Sohn des Hugo Comte de Montsalvat[2] und Arlette Baronesse de Fontainville[3] in der Bourgogne ge-boren, verbrachte Gilbert de Montsalvat seine Gym-nasialzeit zwischen 1932 und 1937 in Paris. Bis 1943 studierte er in Cambridge Geschichte, Philosophie und englische Literatur.[4] 1938 lernte er in London Sigmund Freud kennen. 1942 erlitt Montsalvat einen schweren Verkehrsunfall und lag mehrere Wochen im Koma.[5] Nach dem Studium arbeitete er bis 1945 für die französische Exilregierung in England und kehrte erst 1946 nach Frankreich zurück. Zwischen 1946 und 1949 arbeitete er in den väterlichen Betrieben, die er im Jahre 1950 veräußerte und sich eine lebenslange Rente erwarb. Bis 1955 hielt er sich in Kuba auf, wo er den Putsch von Batista gegen Prío Socarrás erlebte. In Kuba erwachte seine Liebe zum Tabak und zur Cigarre; hier begann er auch, eine umfangreiche Dokumentation zum Thema anzulegen. In Havanna nannte man Montsalvat sogar scherzhaft „El Ministro de los Puros“.[6] Nach einem Jahr als Sprachlehrer in Manila erwarb er 1956 in Genf eine Wohnung, die in der Folgezeit sein fester Stützpunkt für umfangreiche Reisen werden sollte. Nach einem kürzeren Aufenthalt in Honduras amtete er 1958 bis 1959 ein Jahr lang als Kulturattaché der Französischen Republik in Mexiko.[7] 1959 und 1960 hielt er sich abermals in Kuba auf, von wo aus er auch Santo Domingo und Nicaragua besuchte. Dank seines hervorragenden Renommees als Cigarrenenzyklopädist machte er binnen kurzem die persönliche Bekanntschaft mit Ché Guevara und Fidel Castro.[8] Während dieses Aufenthalts auf der Antilleninsel entstanden die „Cubanischen Sonette“.[9] Da Montsalvat mit dem Dichter Paul Celan befreundet war, entstand das Gerücht, dieser hätte Montsalvats Sonette ins Deutsche übersetzt.[10] In Anbetracht des geringen lite-rarischen Werts der „Cubanischen Sonette“ dürfte diese Geschichte aber ins Reich der Legenden zu verweisen sein. 1961 bis 1965 folgten Aufenthalte in Genf, Washington und Connecticut, wo er das Geheimnis des Connecticut-Shade-Deckblattes zu ergründen hoffte. 1962 lernte er anläßlich eines Diplomatenballs John F. Kennedy kennen, den er in der Folge cigarristisch beriet. 1966 bis 1970 verbrachte Montsalvat abwechslungsweise in Genf, Indonesien und auf den Philippinen, wo er seine Kenntnisse des fernöstlichen Tabakanbaus vertiefen konnte. Bis 1974 folgten wiederum Aufenthalte in Genf und Kuba, wo die Hauptteile seiner großen „Cigarrengeschichte“[11] entstanden. Zwischen 1975 und 1977 widmete sich Montsalvat wieder dem süd- und mittelamerikanischen Raum. Er machte umfangreiche Feldforschungen zur Verbreitung der Nicotiana rustica in Brasilien und Mexiko. Sein bahnbrechendes Buch „Montsalvats Kunst des Rauchens“ erschien 1978[12]. Zwischen 1978 und 1984 hielt sich der Kosmopolit und Literat[13] in Indonesien, Kuba und den Vereinigten Staaten auf. 1985 folgte das sogenannte Pariser Jahr, in dem Montsalvat das Konzept zu seinem „Großen Cigarrenführer“ entwarf. 1986 siedelte er definitiv nach Genf über, wo er eine ihm an-gemessene Villa erwarb, in der er seinen berühmten begeh-baren Humidor installieren ließ. 1987 erhielt er die Große Sozialistische Ehrenmedaille von Kuba, womit seine Verdienste für die Tabakkultur und der soziale Einsatz für die Tabakarbeiter in kapitalistischen Ländern[14] gewürdigt wurden. In der Rhonestadt beendete er die Arbeiten an seinem „Großen Cigarrenführer“[15], der im Original nicht weniger als 1067 Seiten umfasste und seinem 1994 ver-storbenen Freund Zino Davidoff gewidmet war, in dessen Schatten er mangels eigenen effizienten Marketings zu Unrecht stand. Es gehört zu den Ungerechtigkeiten der Geschichte, dass Zino Davidoff weit größeren Ruhm erlangte als Gilbert de Montsalvat. Dabei lesen sich Montsalvats Bekanntschaften wie ein Who-is-Who des 20. Jahrhunderts. Er hat seit Kennedy alle Präsidenten der Vereinigten Staaten kennen gelernt, mit Thomas Mann, Winston Churchill, Orson Welles, Frank Sinatra und Charlie Chaplin diniert und in den letzten Jahren auch Hollywood-Schauspieler wie Demi Moore und Arnold Schwarzenegger tabakistisch beraten.

1995 starb Montsalvat angeblich an einem Krebsleiden. In Wirklichkeit war er nach einer erfolgreichen philippinischen Tabakblätterwickel-Therapie einfach untergetaucht, da er nach dem Tode von Davidoff fürchtete, als Publicity-Zugpferd für den Cigarren-Boom herhalten zu müssen. Erst 1998 gab er aus der Ostschweiz ein Lebenszeichen von sich, als er als Leserbriefschreiber im Schweizer Cigar-Magazin auftauchte, das jedoch das beigelegte Sonett formal derart vergewaltigte, dass er von weiteren Pub-likationen in Cigarrenmagazinen absah.[16] Zur Zeit der Niederschrift dieser Zeilen erfreut sich Gilbert de Montsalvat wieder bester Gesundheit, wovon sich der Schreiber dieses Nachworts selbst überzeugen konnte. Inkognito lebt er in einem Patrizierhaus im Raume St. Gallen und schreibt dort an seinen Memoiren.[17]

 

 

2. Die „Cubanischen Sonette“

 

Immer wieder haben sich Leserinnen und Leser der „Cubanischen Sonette“ gefragt, ob Gilbert de Montsalvat bewusst eine literarische Persiflage vorgelegt habe oder – gewissermaßen unbewusst – bloß einer epigonalen Laune verfallen sei. Wer so fragt, wird weder dem Wesen noch dem besonderen Humor Montsalvats gerecht, der stets Ernst und Spiel in ein derart prekäres Gleichgewicht zu bringen vermag, dass die Leser selbst in den Strudel der formalen wie inhaltlichen Verunsicherung geraten. Es ist eine auf die Spitze getriebene Ambivalenz gegenüber Kunst und Kitsch, die hier manieristisch und äußerst artifiziell gestaltet wird.[18] Der Dichter ist sich seines Epigonentums wohlbewusst, darum ist der Ton, der sich an die Symbo-listen anlehnt, immer wieder von Heine’scher Ironie gebrochen.[19] Inhaltlich lässt sich die starke Ambivalenz etwa im Verhältnis Montsalvats zur kubanischen Revolution aufzeigen. Einerseits ist er ein Bewunderer seines Freundes Castro[20], andererseits kommt auch seine aristokratische Verachtung für den hirnlosen Pöbel und den politischen Opportunismus zum Vorschein.[21]

Montsalvat ist zwar keineswegs eine ernst zu neh-mende Konkurrenz für die arrivierte französische Poesie, aber er ist als poetischer Dilettant doch ein großer Meister der Anspielung. Seine Interpreten lässt er buchstäblich vom Regen in die Traufe geraten, wenn man die Titel des ersten und des letzten Sonettes metaphorisch liest.[22] Es gibt sogar Romanisten, die behaupten, Montsalvat habe seine „Cu-banischen Sonette“ vor seinem ersten Aufenthalt in Kuba geschrieben, als er mit den genauen klimatischen, biolo-gischen und soziologischen Verhältnissen noch nicht vertraut war.[23] Diese These ist – angewandt auf das ganze Korpus – nicht haltbar, da beispielsweise die Schilderung der Revolution und die indirekte Nennung Castros die Entstehungszeit nach 1959 implizieren. Auf besonders scharfsinnige Weise hat Maria Isolde Garcia de Trinidad-Nussbaum auf sachliche Unstimmigkeiten in den Sonetten hingewiesen.[24] Seither tendiert die Forschung dazu, das ganze Textkorpus als symbolistische Verschlüsselung zu betrachten, deren Realismusanteil gering sei.[25] Es gibt jedoch auch schon einzelne Stimmen, die Montsalvats Gedichte als subtile selbstreferenzielle Verulkung des postmodernen Schreibstils verstehen, die überhaupt keinen Anspruch auf eine ernsthafte Dechiffrierung einzelner Sinnsequenzen erhebt. [26] Wohl ist in der Frage der Deutung das letzte Wort noch nicht gesprochen, aber dem Reiz des Dilettanten Gilbert de Montsalvat wird sich kaum jemand ganz entziehen können.

Es ist hier nicht der Platz, die „Cubanischen Sonette“ systematisch zu analysieren, aber wenigstens die wichtigsten Ergebnisse der Forschung sollen den Leserinnen und Le-sern nicht vorenthalten werden. Montsalvats Sammlung besteht aus 34 Sonetten, eine Zahl, die auf den ersten Blick völlig unverdächtig zu sein scheint. In Wirklichkeit ist die Zahl 34 ganz bewusst gewählt: 2 mal 17.[27] Die Zwei ist die Zahl der Polarität, die Siebzehn die Zahl des Überwindens.[28] Da die Siebzehn immer im Zusammenhang mit den Mythen der Großen Flut genannt wird, ist es wohl auch kein Zufall, dass das erste und letzte Sonett Regen-Gedichte sind.[29] In dieser bewussten Wahl wiederspiegelt sich die Lehre des Vorsokratikers Thales von Milet, für den das Wasser der Urgrund der Dinge war. Basierend auf diesem Prinzip und auf arabischem Alchemistenwissen sind die Sonette, die mit Wasser zu tun haben, ganz willentlich placiert.[30] Von Anfang und Ende her läuft alles auf den polarisierten Mittelteil von Sonett 17 und 18 zu, wo die christliche Tradition Europas mit der animistischen Afrikas zusammenstößt. Die Mitte ist also ein Widerspruch, eine „coincidentia oppositorum“.[31] Wasser und Widerspruch sind also die versteckten Leitmotive in den „Cubanischen So-netten“. In der Korrelation mit der Siebzehn als der Zahl des Überwindens ergibt sich folgende Idee: Urgrund der Lebensbewältigung liegt in der vollständigen Integration der Widersprüche.[32] Diese Botschaft ist jedoch hinter der Metaphorik des Rauchens gut versteckt.[33] Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass diese poetologische Grundidee sich einem Spruch aus einem niederländischen Emblembuch verdankt, das wahrscheinlich immer noch in Mont-salvats Besitz ist.[34] Naheliegender ist jedoch, dass sich der Autor des allgemeinen metaphorischen Sinnhorizonts des Rauchens bedient, wie er sich in Literatur und in der Religion herausgebildet hat.[35]

Da der Schreibende selbst gerne einer guten Cigarre zuspricht, kann er auch ohne Übertreibung sagen, dass die Sonette von Gilbert de Montsalvat sich bei einer guten Havanna am besten genießen lassen.

 

 



[1] In der Tat hat Thomas Brunnschweiler mit seiner nicht sehr überzeugenden Erzählung „Der Papst von Genf“ den irrigen Eindruck erweckt, Gilbert de Montsalvat sei eine Fiktion, vgl. Perpetuum fumabile, Cigarren machen Geschichte[n], GS-Verlag, Basel 1999, S. 109 – 125. An anderem Ort bezeichnet Brunnschweiler Montsalvat als seinen Freund, was nicht gerade von Bescheidenheit und Diskretion zeugt; vgl. Cigar – Das europäische Cigarrenmagazin 2/1998, S.52.

[2] Vgl. Jean Pierre Basmaison, Les Montsalvats 1088 – 1958, Lyon 1960. Basmaison erörtert in seinem Buch die bisher in der mediävistischen Forschung nicht aufgegriffene These, dass Gilbert de Montsalvat ein später Nachkomme der Hüter der Gralsburg sei. Noch weiter geht Parzival Dornacher, der behauptet, Montsalvat sei in Wirklichkeit der durch Geburt bestimmte Hüter des Grals, den er in seinem Humidor aufbewahre; die Leidenschaft für die Cigarren sei bloße Fassade für seinen weltgeschichtlichen Auftrag; vgl. Parzival Dornacher, Gilbert de Montsalvat als fleischgewordene Gralsburg, in: Schriften zur anthroposophischen Geisteslehre XXXII, Basel 1988, S. 45 – 51.

[3] Vgl. Guy de Baron, Les Affaires d’une Famille Inflammable, La famille de Fontainville, Toulon 1977.

[4] Vgl. Charles S. Cartwright, All our Fellows, London 1964, S. 68. Cartwright unterläuft der unverzeihliche Fehler, den Kommilitonen als Gilbert de Monsalvat (sic!) zu verzeichnen.

[5] Der daraus abgeleitete Verlust des Geschmacks- und Geruchssinns in der Erzählung „Papst von Genf“ (vgl. Anm.1) ist eine kaum zu überbietende Boshaftigkeit, zu der Brunnschweiler womöglich von den Sonetten Nr. 26 („Die Proberaucher“) und Nr. 31 („Cigarrenpoeten“)  inspiriert wurde, welche der Forschung bis heute Rätsel aufgeben; vgl. John Montainsview, The Irritant Factors in Montsalvat’s Poems, Oxford 1975.

[6] Rosa Silvia Sánchez-Schiesser, El Ministro de los Puros, in: Kleine Schriften der Gesellschaft für deutsch-kubanische Zusammenarbeit, Paderborn 1987, S. 45 – 68.

[7] Gilbert de Montsalvat, Rencontres Méxicaines, in: Nicotiana IV, Études scientifiques sur l’Histoire du Tabac, Paris 1963, S. 13 – 34.

[8] Auf die Freundschaft mit Castro spielt natürlich Sonett Nr.3 („Abend in Havanna“) an.

[9] Originaltitel: „Sonettes Cubaines“, Éditions Fontainville, Paris 1960 (der unterdessen aufgelöste Verlag gehörte dem Bruder der Mutter von Montsalvat, dem Publizisten Edmond de Fontainville).

[10] Dieses Gerücht wird auch in der Erzählung „Der Papst von Genf“ kolportiert, wo es heißt: „ ... ein Bändchen mit französischen Cigarren-Sonetten, von denen man munkelte, es gebe eine ungedruckte deutsche Übersetzung von Paul Celan. Ich ließ mir sagen, dieses Buch sei sehr schwer zu finden, und es würden horrende Preise dafür bezahlt“ (Brunnschweiler, a.a.O., S.110).

[11] Gilbert de Montsalvat, L’Histoire du Cigare, Paris 1975.

[12] Gilbert de Montsalvat, L’Art de Fumer, Paris 1978; die deutsche Ausgabe hieß gegen des Autors Willen „Montsalvats Kunst des Rauchens“ (Berlin 1980).

[13] Gilbert de Montsalvat hat zwar sehr viel veröffentlicht, aber einen Roman mit dem Titel „Wem die Stunde qualmt“ hat er entgegen dem wohl satirisch gemeinten Aperçu von Brunnschweiler nicht geschrieben (vgl. Brunnschweiler, a.a.O., S. 110).

[14] Vgl. Gilbert de Montsalvat, Against the Capitalism in the Reach of Tobacco, London 1979, in: London Times, 5.1.1984, S.55.

[15] Gilbert de Montsalvat, Guide à travers du Monde de Cigar, Paris 1995.

[16] Vgl. Cigar – Das europäische Cigarrenmagzin 4/98, S. 75. Eine Ausnahme bildet die Kolumne „Raucherfreuden“ des NZZ-Folio, das in seiner Ausgabe vom April 1999 aus den Sonetten zitieren durfte (S.75). Dass auf der Website www.zigarrenwelt.de das Sonett „Platzregen“ veröffentlicht wurde, ist bis heute ein Rätsel.

[17] Einige Details zur Biographie finden sich – mit Vorsicht zu genießen - auch in der Erzählung „Der Papst von Genf“ von Thomas Brunnschweiler, vgl. Anm.1.

[18] Vgl. Brigitta Conduttore-Hansen, Vertigo oder der existentielle Schwindel im Werk von Gilbert de Montsalvat, in: Göttinger Alternativstudien zur bürgerlichen Germanistik 4, S. 22-29.

[19] Vgl. Sonett Nr. 8 („Im Casino“), Nr. 17 („Reise nach Sancti Spíritus“) und Nr. 19 („Juanitos Basen“).

[20] Vgl. Sonett Nr. 3 („Abend in Havanna“).

[21] Vgl. Sonett Nr. 25 („Menschentand“). Dazu ist lesenswert auch eine kleine Studie der deutsch-kubanischen Romanistin Maria Isolde Garcia de Trinidad-Nussbaum (im unpaginierten Anhang zu: 10 Preguntas sobre Cuba, por. L.M. Fornieles, Agencia de Informacion Nacional, Habana 1995)

[22] Nr.1: „Sommerregen“; Nr.34: „Platzregen“.

[23] Vgl. Felix Filth-Noteboom, The Incomprehendable Faults in Gilbert of Montsalvat’s Cuban Sonets, Cambridge 1988; auch: Maria Isolde Garcia de Trinidad-Nussbaum, Das Geheimnis der sachlichen Unschärfe bei Gilbert de Montsalvat, Köln 1992 (= Neue romanistische Beiträge der Universität Köln Nr. 16).

[24] Garcia de Trinidad-Nussbaum, a.o.O. S. 35. Hier wird aufgezeigt, dass das Naturbild im Sonett 21 („Die Störung“) vollkommen der europäischen Tradition entlehnt ist und die Linde (Tilia) im karibischen Raum nicht vorkommt!

[25] Jens-Uwe Sigaryefsky, Am Ende nur Sinnbild? Die ultimative Antwort auf das Rätsel der Unschärfe in Gilbert de Montsalvats „Cubanischen Sonetten“, in: Oops! Das neue Magazin der Germanistik, April 1997, S.22.

[26] Guillaume de la Neige, La Guillotine postmoderne de la poésie Montsalvatienne, in: Notes poststrucualistes IX, Genève 1998; Peter Jacob Biggler, The World is not enough for Gilbert de Montsalvat, Boston 1999.

[27] Montsalvat verzichtete zugunsten seiner Konzeption auf das Sonett „Herbststürme“, das für die geneigten Leser hier wiedergegeben werden soll: „ Wenn wieder Stürme schaurig brausen, / wenn jede Bohle singend knarrt, / ein Hund vor einer Türe scharrt / und Böen an den Läden zausen; // wenn Arme in der Nässe hausen – / ein Leben jammervoll und hart –, / wenn man im gelben Schlamme karrt / und Äste durch die Lüfte sausen – // dann stopf im Haus ich jede Ritze, / damit kein Zugwind jäh umwirbt / des Puros unstet-zarte Glut; // so, wenn ich in dem Lehnstuhl sitze, / kein Durchzug je mir arg verdirbt / das Glück, das in der Hand mir ruht.“ (mit freundlicher Genehmigung des Autors).

[28] Vgl. Franz Carl Endres / Annemarie Schimmel, Das Mysterium der Zahl, München4 1988, S. 236 – 238. Für den arabischen Alchemisten Dschabir ibn Hayyan besteht die Siebzehn aus der Serie 1 : 3 : 5 : 8, Zahlen, die „das Fundament aller Zahlen bilden“. Als Kombination der zehn Gebote und der sieben Gaben des Heiligen Geistes ist die Siebzehn für Augustinus das „mirabile sacramentum“.

[29] Vgl. Endres / Schimmel, a.a.O., S. 236. Die Zahl 17 kommt im Zusammenhang mit der Arche und mit Odysseus vor; aber auch Osiris wird an einem siebzehnten im Sarg des Typhon den Fluten übergeben.

[30] Vgl. Endres / Schimmel, a.a.O., S.235f. Für den arabischen Alchemisten Dschabir ibn Hayyan besteht die Siebzehn aus der Serie 1 : 3 : 5 : 8, Zahlen, die „das Fundament aller Zahlen bilden“. Als Kombination der zehn Gebote und der sieben Gaben des Heiligen Geistes ist die Siebzehn für Augustinus das „mirabile sacramentum“. Folgende Sonette haben mit Wasser zu tun: 1, 7, 11, 16, 18, 21, 24, 32, 34. Die Wahl ist auf dem Hintergrund der Zahlenmystik von Dschabir ibn Hayyan vollkommen einsichtig: 1 + 7 = 17; 11 = 7 + 1 + 3; 16 = 11 + 5; 18 = 11 + 7; 21 = 11 + 7 + 3; 24 = 17 + 7; 32 = 11 + 1 + 3; 34 = 2 x 17 oder 17 + 1 + 3 + 5 + 8; vgl. auch: Irena Zifferalska-Pernet, Die Zahlensymbolik im Werk von Gilbert de Montsalvat, Düsseldorf 1993 (= Studien zur Esoterik im Umkreis von Hans Stickelhügler-Möllemann 6).

[31] Zur Rezeption von Nicolaus Cusanus im Werk von Montsalvat: Paolo Dischorno, La Filosofia ed i Sigari da Gilbert de Montsalvat, Bologna 1977, S. 254-285.

[32] Hier ist auch der Einfluss C.G. Jungs auf den Autor der Sonette spürbar. Gilbert de Montsalvat traf Jung im Jahre 1956 tatsächlich in dessen Haus in Bolligen am Zürichsee; vgl. José Maria Galdós Pavón, Puros y Conocimiento inconsciente, in: Separatum zum Jubiläumsjahres der Eranos-Jahrbücher, Zürich 1963, S. 35-44.

[33] Vgl. Franz-Joseph Bertoli-Radlec, Ist wirklich alles Rauch und Genuss? in: Wissen und Vergessen 5, Salzburg 1994, S. 67-90. Bertoli-Radleck gehört ideologisch zu den grössten Kritikern der Montsalvat’schen Weltsicht. Er dekonstruiert die „Cubanischen Sonette“ beinahe gnadenlos.

[34] Anna Roemers Visscher, Zinne-Poppen, Amsterdam, ca. 1620. Es heisst dort bei Nr.2: „Anfachung durch Belehrung – Der Funke der Tugend scheint oft in Nebel und Rauch gehüllt;  / wenn eine gute Lehre bläst, brennt er wieder hell und flammt auf“; zit. nach A. Henkel / A. Schöne (Hrsg.), Emblemata, Handbuch zur Sinnbildkunst des XVI. und XVII. Jahrhunderts, Stuttgart 1967, Sp. 1405.

[35] Vgl. dazu: Detlef Bluhm, Auf leichten Flügeln ins Land der Phantasie, Tabak und Kultur von Columbus bis Davidoff, Berlin 1997; Thomas Brunnschweiler, Höllendampf und Himmelsdunst, Rauchen und Religion, in: Cigar – Das europäische Cigarrenmagazin 4/99, S. 70-72.