ca. 1560 – ca. 1610
unbekannter Übersetzer
Mich wundert warumb doch die
Alten
Der Lieb zulieb viel Altär new
Gesetzt, vnd auffgricht manch
Gebäw,
Vnd in so grossen Ehren
ghalten:
Als ob sie eyngeschrieben
were,
In der himlischen Göttern zal,
Oder mehr alsw die Menschen
all
An herrlichkeit sey, vnd an
Ehre:
So doch der schwächste Mensch
auff Erden
Ihrm gwalt entgehn kan, unn
frey werde
Von jhrem strick vnd Banden
schlecht:
Wann er begert in jungen
jaren,
Vor solchem ellend sich
zbewahren,
So ihm daher entspringen
möcht.
Die Götter fürwar hatten dich
Begabt vnd gesegnet
miltiglich:
Daß du frey soltest sein auff
Erden,
Von der Lieb nicht angefochten
werden.
Solchs aber hilfft dich
jetzund nit,
Dann du es verschütt hast
damit,
Daß du auffglöset diese Band,
Den die es wol verschuldet
hand.
Diana zürnet vber dich:
Drum wirstu bald, nit one
schmertze,
Die Lieb empfinden in deim
Hertzen:
Das glaube mir gantz
sicherlich.
In Lieb dein grosse schmertz
vn peyn,
Mit Lieb nicht wirdt belohnet
sein.
Euch seyen diese Verß
geschenckt:
Nit daß ich euch erzürnen
wölle,
Oder sonst in was vnmuht
stelle,
Sonder daß jhr mein darbey
denckt.
Gedencket, bitt ich, meiner
Lieb,
Vnd meiner Diensten stets in
trewen,
Die ich gern allzeit wölt
vernewen.
Vmb euch ich mich zu tod
betrüb.
Mein Tod vns beid in schaden
führt:
Dann jhr ein trewen Buhln
verliert,
Ich aber alles glück vnd
heile.
Doch habt jhrs besser, als
ichs hab:
Ihr frewd euch vielleicht
dieser Gaab,
Mir aber wirdt kein frewd
zutheile.
Kein schlechts ding deinen
geist occupieret,
Wan du redst vom weg so nicht
vil getretten.
Ich sagt mein meinung wan mich
nicht thet fretten
Mein schwache tugendt, die
mich confundiert.
Die vnwissenheit kan nicht
excusieren,
Mein willen hat den abschlag
schon gedembt,
Socrates bstendig mit der
sterke gekrönt,
Durch den wind, ein geist thet
sein list formieren.
So mein wordt windt findt, ein
bweglicher geist
Vermahnt dich d’Gottheit
zlieben allermeist
Denck dan des der fleucht
dhirten auß Libyen:
Die mißgwechs seind schön von
gesicht vnnd wangen,
Ihr halß wier milch hindenauß
öde schlangen,
So thut der schmertz den
wollüsten nachschleichen.
Ein keüsche lieb thut meinen
geist vmbgeben,
Aufffliegen wil zu der
vnsterblichkeit,
Die gfangenschafft so an meim
leib ich leid,
Verendern soll in ein gar
freyes leben.
Aber ich merck das ein solches
fürnehmen
Mir wirdt zulufft, dan der
Göttliche gwalt,
Gibt einem nicht volkomne
freyheit bald,
Als bald man thut sein leben von
jhm nehmen.
Der leib vil jamer
vnderworffen ist,
Vil vbels muß außstehn zu
dieser frist,
Noch hat die Seel auch jhren
theil der plagen.
Selig der ist der sich also
regiert,
Das er Gott förcht, vnd
nimmermehr murret,
Ja biß ans endt seiner
sterblichen tagen.