Nicolas de Montreu(l)x

ca. 1560 – ca. 1610

 

In Übertragungen

unbekannter Übersetzer

 

 

 

Mich wundert warumb doch die Alten

Der Lieb zulieb viel Altär new

Gesetzt, vnd auffgricht manch Gebäw,

Vnd in so grossen Ehren ghalten:

 

Als ob sie eyngeschrieben were,

In der himlischen Göttern zal,

Oder mehr alsw die Menschen all

An herrlichkeit sey, vnd an Ehre:

 

So doch der schwächste Mensch auff Erden

Ihrm gwalt entgehn kan, unn frey werde

Von jhrem strick vnd Banden schlecht:

 

Wann er begert in jungen jaren,

Vor solchem ellend sich zbewahren,

So ihm daher entspringen möcht.

 

 

 

 

Die Götter fürwar hatten dich

Begabt vnd gesegnet miltiglich:

Daß du frey soltest sein auff Erden,

Von der Lieb nicht angefochten werden.

 

Solchs aber hilfft dich jetzund nit,

Dann du es verschütt hast damit,

Daß du auffglöset diese Band,

Den die es wol verschuldet hand.

 

Diana zürnet vber dich:

Drum wirstu bald, nit one schmertze,

Die Lieb empfinden in deim Hertzen:

 

Das glaube mir gantz sicherlich.

In Lieb dein grosse schmertz vn peyn,

Mit Lieb nicht wirdt belohnet sein.

 

 

 

Euch seyen diese Verß geschenckt:

Nit daß ich euch erzürnen wölle,

Oder sonst in was vnmuht stelle,

Sonder daß jhr mein darbey denckt.

 

Gedencket, bitt ich, meiner Lieb,

Vnd meiner Diensten stets in trewen,

Die ich gern allzeit wölt vernewen.

Vmb euch ich mich zu tod betrüb.

 

Mein Tod vns beid in schaden führt:

Dann jhr ein trewen Buhln verliert,

Ich aber alles glück vnd heile.

 

Doch habt jhrs besser, als ichs hab:

Ihr frewd euch vielleicht dieser Gaab,

Mir aber wirdt kein frewd zutheile.

 

 

 

Kein schlechts ding deinen geist occupieret,

Wan du redst vom weg so nicht vil getretten.

Ich sagt mein meinung wan mich nicht thet fretten

Mein schwache tugendt, die mich confundiert.

 

Die vnwissenheit kan nicht excusieren,

Mein willen hat den abschlag schon gedembt,

Socrates bstendig mit der sterke gekrönt,

Durch den wind, ein geist thet sein list formieren.

 

So mein wordt windt findt, ein bweglicher geist

Vermahnt dich d’Gottheit zlieben allermeist

Denck dan des der fleucht dhirten auß Libyen:

 

Die mißgwechs seind schön von gesicht vnnd wangen,

Ihr halß wier milch hindenauß öde schlangen,

So thut der schmertz den wollüsten nachschleichen.

 

 

 

 

Geistlich Sonnet

 

Ein keüsche lieb thut meinen geist vmbgeben,

Aufffliegen wil zu der vnsterblichkeit,

Die gfangenschafft so an meim leib ich leid,

Verendern soll in ein gar freyes leben.

 

Aber ich merck das ein solches fürnehmen

Mir wirdt zulufft, dan der Göttliche gwalt,

Gibt einem nicht volkomne freyheit bald,

Als bald man thut sein leben von jhm nehmen.

 

Der leib vil jamer vnderworffen ist,

Vil vbels muß außstehn zu dieser frist,

Noch hat die Seel auch jhren theil der plagen.

 

Selig der ist der sich also regiert,

Das er Gott förcht, vnd nimmermehr murret,

Ja biß ans endt seiner sterblichen tagen.