William Shakespeare

1564 – 1616           England

 

In Übersetzungen von:

Hedwig Lachmann

 

 

 

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Mein Auge sieht nie besser, als wenn zu -

Weil tags es Dinge sieht, die es nicht achtet,

Doch schließt es sich im Schlaf, erscheinst ihm du,

Und dunkel-hell, erhellt es sich, umnachtet.

 

Du, dessen Schatten Schatten Licht verleiht,

Wie würde deines Schattens Form bestehn

Erst vor dem Tag mit deiner Helligkeit -

Durchscheint er doch selbst Augen, die nicht sehn!

 

Was würde meinen Augen erst für Lohn,

Dürften im vollen Tage sie dir nahn,

Wenn sie in toter Nacht den Schatten schon,

Blind und durch schweren Schlaf so lichtvoll sahn!

 

Tag gleicht der Nacht, bis ich dich seh, für mich,

Und Nacht dem Tage, zeigt der Traum mir dich.