1564 – 1616 England
In Übersetzungen von
Friedrich Huch
18.
Soll ich dich
einem Sommertag vergleichen?
Er ist so lieblich
nicht, so mild wie du.
Durch Maienknospen
raue Winde streichen,
Und Sommers Reich
geht allzubald zur Ruh.
Manchmal zu heiß
des Himmels Auge blendet,
Getrübt ist bald
sein goldenes Gesicht,
Und jedes Schöne
sich vom Schönen wendet
Reift Zufall,
Laune der Natur es nicht.
Dein Sommer aber,
ewig, ohn’ Ermatten,
Verliere nicht,
was Schönes dir zum Los,
Nie prahl der Tod:
du zögst in seinen Schatten
Wirst du in ewger
Form zum Zeitenschoß.
Solange Menschen
atmen, Augen sehn,
Solang lebt Dies,
läßt lebend dich erstehn.