Dante Alighieri

1265 – 1336

 

In Übersetzungen von 

                                               J. Grosse

 

 

15.

 

Ehrfurchtsvoll muß sich der Jüngling beugen,

Den das Mädchen meines Herzens grüßt!

Sie, die sittsam, sanft, bescheiden ist,

Macht die kühnste Zunge schweigen.

 

Schwebt sie hochgepriesen in dem Reigen,

Wie dann Demuth ihr im Antlitz blüht!

Und, auf wessen Mund ihr Kuß entglüht,

Scheint zum Himmel selbst emporzusteigen.

 

Oft, ach! oft sieht mir die Engelreine

In das trunkne Auge schwermuthsvoll;

O, wer’s nie gefühlt, begreift es nicht!

 

ihrer Lipp’ entschwebt ein Hauch und spricht,

Unaussprechlich süßer Anmuth voll –

Spricht zur Seele sanft und schmeichelnd: Weine!