Arthur Rimbaud

1854 – 1891

 

In Übersetzungen von:

Stefan George

 

 

Der Schläfer im Tal

 

Ein grüner Winkel den ein Bach befeuchtet

Der toll das Gras mit Silberflecken säumt,

Wohin vom stolzen Berg die Sonne leuchtet –

Ein kleiner Wasserfall von Strahlen schäumt.

 

Ein Kriegsmann jung barhaupt mit offnem Munde

Den nackten badend in dem blauen Kraut

Schläft unter freiem Himmel, bleich, am Grunde

Gestreckt, im grünen Bett vom Licht betaut.

 

Ein Strauch deckt seine Füße. Wie ein Kind

Lächelnd das krank ist hält er seinen Schlummer.

Natur umhüllt ihn warm! es friert ihn noch.

 

Ihm zuckt die Nase nicht vom duftigen Wind.

Er schläft im Sonnenschein, die Hand auf stummer

Brust – auf der rechten ist ein rotes Loch.

 

 

 

 

Vokale

 

A schwarz E weiß I rot U grün O blau – Vokale

Einst werd ich euren dunklen Ursprung offenbaren:

A: schwarzer samtiger Panzer dichter Mückenscharen

Die über grausem Stanke schwirren ; Schattentale.

 

E: Helligkeit von Dämpfen und gespannten Leinen;

Speer stolzer Gletscher; blanker Fürsten; Wehn von Dolden.

I: purpurn ausgespienes Blut Gelach der Holden

Im Zorn und in der Trunkenheit der Peinen.

 

U: Räder grünlicher Gewässer göttlich Kreisen

Ruh herdenübersähter Weiden; Ruh der Weisen

Auf deren Stirne Schwarzkunst drückt das Mal.

 

O: seltsames Gezisch erhabener Posaunen,

Einöden durch die Erd- und Himmelsgeister raunen.

Omega – ihrer Augen Veilchenblauer Strahl.