Wie lange werd ich fröstelnd
beben müssen
Und, spottgestalt! die flache stirn dir küssen,
Wie viele pfeile fliehn aus meinen köchern
Die mystisch ferne scheibe zu durchlöchern?
Wir zehren unsre kraft in spitzen plänen,
Wir werden manche harte wehr zerhauen
Eh wir die große kreatur beschauen –
Ihr höllisches gelüst erzwingt uns tränen.
So manche fanden niemals ihr
Idol,
verwünschte bildner die die schande geißelt
Und deren hand dir haupt und busen meißelt
Mit einer hoffnung, düstres
kapitol,
Daß einst der tod, ein neues tag-gestirn,
Die blumen sprießen läßt in ihrem hirn.
FREMDLÄNDISCHER
DUFT
Wenn sich mein auge schliesst am sommerabend
Und deines heissen busens duft mich
lezt
Dann bin ich in ein selig reich
versezt.
An immer gleicher sonnenglut sich labend
Ein träges eiland das Natur beglückt
Mit seltnen bäumen früchten süsser
säfte
Mit männern schlanken leibes voller
kräfte
Und frauen deren auge freimut
schmückt.
An wunderbarem strand bin ich zu gast ·
Im weiten hafen drängt sich mast an
mast
Noch von der reise müh ein wenig
düster ·
Indes vom grünen tarnarindengang
Entschwebt ein duft und dringt mir in
die nüster
Vermischt im geiste mit der schiffer
sang.
Mein leser · hast du einmal eingesogen
Mit wollust nach des feinen schwelgers
brauch
Das weihrauchkorn in eines domes bogen
Und eines kissens matten amberhauch?
O tiefer reiz wenn das vergangne wieder
Zum leben auferwacht und uns berückt
Und wenn der freund um der geliebten
glieder
Die zarte blume der erinnrung pflückt!
Aus ihren biegsamen und schweren haaren
(Die weihrauch-rost und ambra-kissen
waren)
Entschwebte wilder trotziger geruch ·
Aus ihrer kleider sammt- und seidentuch
Ganz überhaucht von reinem
jugendschmelze
Befreite sich ein duft wie duft der
pelze.
Dein auge klar kristallen birgt die frage:
Weshalb · seltsamer freund · bin ich
dir lieb?
Sei schön und schweig! in meinem gram
ertrage
Ich nur des tieres unumhüllten trieb.
Die du in lange schlummer senkst · ich sage
Vom höllischen geheimnis nichts das
blieb ·
Von unheilsworten die die flamme
schrieb:
Gift ist mir leidenschaft und geist
mir plage.
Liebe mich sanft! aus dunklem heiligtume
Spannt Amor listig des verderbens
stahl ·
Ich kenne seiner marterkammern qual:
Schreck wahn und schmach.. o bleiche wiesenblume!
Bist du wie ich nicht auch ein
herbstes-strahl ·
O meine weisse meine kalte Blume?
Heut strahlt der abendgöttin licht geringer.
Wie eine schönheit auf der kissen wust
Die vor dem schlafe mit zerstreutem
finger
Leis überspielt die linien ihrer brust
So ruht sie auf den flaumigen lawinen
Im sterben langen schwächen
hingegeben·
Das auge richtend auf die weissen
mienen
Die blütengüssen gleich im azur
schweben.
Wenn müd und schmachtend sie auf unsre sfäre
Verstohlen manchmal träufelt eine
zähre
So naht ein dichter der den schlummer
flieht.
Er fängt die zähre auf · die hand als schale ·
Dies stück von farbenspiegelndem opale
Verbirgt er dass die sonne nicht es
sieht.
EINER
VORÜBERGEHENDEN
Es tost betäubend in der strassen raum.
Gross schmal in tiefer trauer
majestätisch
Erschien ein weib · ihr finger
gravitätisch
Erhob und wiegte kleidbesatz und saum
·
Beschwingt und hehr mit einer statue knie.
Ich las · die hände ballend wie im
wahne ·
Aus ihrem auge (heimat der orkane):
Mit anmut bannt mit liebe tötet sie.
Ein strahl ... dann nacht! o schöne wesenheit
Die mich mit EINEM blicke neu geboren
·
Kommst du erst wieder in der ewigkeit?
Verändert · fern · zu spät · auf stets verloren!
Du bist mir fremd · ich ward dir nie
genannt ·
Dich hätte ich geliebt · dich die's
erkannt.
Der frohe Tote
In einer fetten
Erde voll von Schnecken
Da richt ich eine
tiefe Grube her.
Da will ich frei
die alten Glieder recken;
Vergessen schlafen
wie ein Hai im Meer.
Ich will nicht
Testament noch Grab und Stein.
Ich will von
Menschen keine Träne heischen.
Ich lade lieber mir
die Raben ein
Daß sie den ganzen
morschen Leib zerfleischen.
Ihr Würmer! augen-
ohrenlos Gekreuch!
Ein freier froher Toter
kommt zu euch!
Ihr heitre Weise:
aufgenährt im Kot!
Durch meine Reste
dringet ohne Sorgen
Und sagt: blieb
eine Qual mir noch verborgen
Mir ohne Seele
unter Toten tot?
Die Schönheit
Ihr Menschen: Ich
bin schön: ein Traum von Stein!
Mein Busen der zu
blutgen Küssen treibt:
Dem Dichter flößt
er eine Liebe ein
Die stumm ist wie
der Stoff und ewig bleibt.
Ich bin die Sphinx
die keiner noch erfaßt;
Die Herz von Schnee
und Schwanenkleid vereint;
die jedes Rücken an
den Linien haßt –
Ich habe nie gelacht
und nie geweint.
Die Dichter all vor
meinem großen Wesen
- An stolzen bauten
scheint es abgelesen –
Zerquälen ständig
sich in strengen Schulen.
Für sie besitz ich;
die gefügten Buhlen;
Wo alles schöner
spiegelt: eine Quelle:
Mein Aug: mein weites
Aug von ewiger Helle.
Einklänge
Aus der natur
belebten tempelbaun
Oft unverständlich
wirre worte weichen –
Dort geht der
mensch durch einen wald von zeichen
Die mit vertrauten
blicken ihn beschaun.
Wie lange echo fern
zusammenrauschen
In tiefer finsterer
geselligkeit -
Weit wie die nacht
und wie die helligkeit
Parfüme farben töne
rede tauschen.
Parfüme gibt es
frisch wie kinderwangen
Süss wie hoboen
grün wie eine alm –
Und andre die
verderbt und siegreich prangen
Mit einem hauch von
unbegrenzten dingen –
Wie ambra moschus
und geweihter qualm
Die die verzückung
unsrer seelen singen.
Unstern
Um solche lasten zu
heben
Braucht es des
Sisyphus mut –
Und wär unser wille
auch gut:
Lang ist die kunst
. kurz das leben –
Fern von
ruhmreichen malen
Nach einsamem
totenwall
Zieht meine seele
in qualen
Zu trauernder
trommel schall ...
Mancher edelstein
ruht
Verscharrt in der
finsternis hut
Und weit von
stichel und brille –
Manche blume spart
Ihren duft wie
geheimnis so zart
Vergebens in
einsamer stille.
Die verse widm ich
dir wenn meinen namen
Der zufall in die
spätern zeiten bringt
Und menschen abends
dann zu sinnen zwingt
Wie segel die vom
sturm getrieben kamen:
Daß dein gedächtnis
dann – verwehte klänge! –
Den leser quäle wie
ein trommellied
Und durch ein
brüderlich und mystisch glied
An meinen stolzen
reimen dauernd hänge.
Verwünschte! die
von himmel bis zur schlucht
Allein in mir noch
ihresgleichen sucht –
O schatten dessen
spuren rasch verschleissen.
Du trittst mit
leichtem fuss und heitrem herz
Die stumpfen
menschen die dich bitter heissen –
Du dunkler engel
mit der stirn aus erz.
Die lebendige Fackel
Sie stehn vor mir –
die augen voll im Glühen –
Ein weiser engel
schuf sie zum magnet.
Es giesst auf mich
sein diamantensprühen
Ein göttlich
brüderpaar das vor mir geht.
Sie schützen mich
vor schwerem fall und strafe –
Sie leiten stets
mich auf des schönen spur –
Sie sind mir diener
und ich bin ihr sklave
Ich folge der
lebendigen fackel nur
Ihr holden augen
habt den geisterglanz
Der kerzen hell am
morgen – nicht verwehen
Nur fahlen kann im
tag ihr schattentanz.
Sie feiern tod –
ihr feiert auferstehen –
Ihr singt vom
auferstehen meiner seele –
Ihr sterne deren
licht kein tag verhehle!
Tod der
Armen
Es ist der Tod,
der Trost und Leben schenkt; |
Der Tod
der Armen Es ist der tod, der tröstet und belebt, in dem wir einzig ziel und hoffen sehn. Er gibt den trank, der uns berauscht,
erhebt, und mut, bis zu dem abend hinzugehn. Er ist beim schnee, beim sturm, beim
regenpralle, am düstern himmelsrand ein dämmertag. Er ist die weitberühmte gästehalle, wo jeder sitzen, speisen, trinken mag. Er ist der engel mit magnetnem finger, der wonneträume und des schlafes bringer, damit er armer menschen lager glätte. Er ist der götter ruhm, das kornverlies, des bettlers schatz und alte heimatstätte, das tor zum unbekannten paradies. |
Spleen
Der regenmonat grimmt dem
ganzen leben Aus seiner urne finstre kälte
schneit Auf die bewohnerschaft des
kirchhofs neben Und auf die nasse stadt die
sterblichkeit Mein magres tier mit
ruheloser posse Am estrich hin nach einem lager
sieht Mit trüber stimme fröstelnd
in der gosse Die seele eines alten
dichters flieht Der brummbass klagt mit den
verkohlten scheiten Die fistelnd die verschnupfte
uhr begleiten Und im gemisch von
schmutzigen parfümen - Das ekle erbteil einer
krankenstube - Pikdame und der schöne
karobube Sich toter liebestage düster
rühmen |
Trübsinn Der regen-mond
scheint alle welt zu hassen Aus seiner Urne
gießt er kalten graus Auf eines nahen
friedhofs bleiche sassen und sterben auf
die nassen vorstadt aus. Mein magres tier mit
ruheloser posse Am estrich hin nach einem
lager sieht Mit trüber stimme fröstelnd
in der gosse Die seele eines toten
dichters flieht Der brummbass klagt mit den
verkohlten scheiten Die fistelnd die verschnupfte
uhr begleiten Und im gemisch von
schmutzigen parfümen - Das überbleisel einer
krankenstube - Pikdame und der schöne
karobube Sich toter liebestage düster
rühmen. |
Schwarz-Kunst des
Leidens
DER lässt seine
glut in dir lodern –
Natur! und DER legt
dich in qual.
Dem einen sagt es:
vermodern!
Dem andern: leben
und strahl!
Du fremder Hermes
entfachst
Und schwächest
stets meine geister –
Der du zum Midas
mich machst –
Der schwarzkünste
traurigstem meister!
Durch dich wird
gold mir zu blech
Und himmel zu
höllen-pech.
Du lässest in
wolkendecken
Mir teuren leichnam
sich recken
Und auf den
himmlischen auen
Grosse grabmäler
bauen.
Der Tod der Liebenden
Wir haben betten
voller leichter düfte –
Wir haben polster
wie die gräber tief
Und seltne blumen
ragen in die lüfte
Die schönres land
für uns ins dasein rief.
Die letzte glut
verbrennt auf gutes glück
In unsrer herzen
beiden flammentiegeln –
Ihr zwiefach
leuchen aber strahlt zurück
In unsren geistern –
diesen zwillingsspiegeln.
Ein abend kommt mit
blau und rosa blinken -
Da flackert es noch
einmal lichterloh:
Ein langer seufzer
und ein scheidewinken.
Hernach erscheint
ein engel auf der schwelle
Um wieder zu
beleben treu und froh
Die trüben spiegel
und die tote helle.
Besessenheit
Ihr Wälder macht
wie große Kirchen bange.
Ihr heult wie
Orgeln, der verdammten Herz
Wo altes Röcheln
bebt und ewiger Schmerz
Antwortet eurem
de-profundis-sange.
Ich hasse dich, o
Meer das laut sich blähet:
Ich finde mich in
dir! Des Lachers Wut,
Des Unterjochten,
der mit schluchzen schmähet –
Sein ungeheures
Lachen tönt die Flut!
O Nacht, Wie schön
ich ohne Stern dich fände!
Bekannte Sprache
spricht der Sterne Strahl.
Ich suche nur, was
nackt ist, schwarz und kahl.
Sogar die
Finsternisse sind mir Wände
Die mir zu
Tausenden entgegenschicken
Entschwundene Wesen
mit vertrauten Blicken.
Ende des Tages
Unter blassem
lichte schwärmend
Tanzt und stürzet
ohne grund
Sich das leben
schamlos lärmend..
Doch sobald am
himmelsrund
Wonnevoll die nacht
sich breitet
Alles – auch der
hunger – ruht.
Alles – auch die
schmach – vergleitet:
Sagt der dichter:
nun ist’s gut!
Gierig flehen meine
glieder
Wie mein geist die
ruhe nieder
Von unseligem traum
zerwühlt..
Will mich auf den
rücken strecken
Eingehüllt in eure
decken –
Finsternisse die
ihr kühlt!
Die gesprungene Glocke
Wie süß und herb
ists in der winternacht
Zu lauschen wenn
des feuers wolken ringeln.
Wenn ferner zeit
erinnrung leis erwacht
Bei den geläuten,
die im nebel klingeln.
Beglückt die glocke
die mit starkem schlunde
Trotz ihres alters
heiter und mit macht
Gebet ertönen lässt
aus frommem munde
Wie alte krieger
vor dem zelt auf wacht!
Ich – meine seele
sprang.. und wenn betrübt
Zum trost sie
nächtig sich in liedern übt
So hallt es oft wie
dumpfes röcheln dessen
Den man verwundet
auf dem feld vergessen.
Der unter dichtem leichenschwarm
verdirbt
Und regungslos in
grossen nöten stirbt.
Die Eulen
Unter schützenden
schwarzen bäumen
thronen die eulen
geschart
wie götter
seltsamer art
mit feurigen augen.
Sie träumen.
So sitzen sie
unbewegt
bis zu den
traurigen stunden,
wo schiefe strahlen
verschwunden
und dunkel sich
über sie legt.
Ihr gehaben besagt,
daß der weise hier
frei sich
vor lauf und lärm
halten sollte.
Wer nach einem
schattem jagt,
trägt die strafe
stets bei sich,
daß er den platz
wechseln wollte.