Dante Alighieri

1265 – 1336

 

In Übersetzungen von

Karl Förster

 

 

15.

 

So adlig ist, so ehrsam das Bezeigen

Der hohen Herrin, wenn sie Andre grüßet,

Daß jede Lippe zitternd sich verschließet,

Kein Blick es wagt, zu ihr emporzusteigen,

 

Gehüllt in Tugend, mit der Demuth Reigen

Geht sie hinweg, wo sich ihr Lob ergießet;

Ein Engel scheint sie, der sich mild entschließet,

Des Himmels Wunder dieser Welt zu zeigen.

 

Dem, der sie schaut, gibt sie ein solch Behagen,

Daß durch das Aug’ ins Herz ihm Wonne träufet,

Die, wer sie nicht empfunden, nicht verstehet.

 

Ein sanfter Geist von ihrem Munde wehet,

Voll Liebe, der, weil er vorüberschweifet,

„O seufze!“ zu der Seele scheint zu sagen.