1304 – 1374 Italien
In Übersetzungen von
Die Unvergleichliche
Welch Ideal aus
Engelsphantasie
Hat der Natur als Muster vorgeschwebet,
Als sie die Hüll' um einen Geist gewebet,
Den sie herab vom dritten Himmel lieh?
O Götterwerk! Mit welcher
Harmonie
Hier Geist in Leib und Leib in Geist verschwebet!
An Allem, was hienieden Schönes lebet,
Vernahm mein Sinn so reinen Einklang nie.
Der, welchem noch der Adel ihrer
Mienen,
Der Himmel nie in ihrem Aug' erschienen,
Entweiht vielleicht mein hohes Lied durch Scherz.
Der kannte nie der Liebe Lust
und Schmerz,
Der nie erfuhr, wie süß ihr Athem fächelt,
Wie wundersüß die Lippe spricht und lächelt.
Wann die goldne Frühe,
neugeboren,
Am Olymp mein matter Blick erschaut,
Dann erblaß' ich, wein' und seufze laut:
Dort im Glanze wohnt, die ich verloren!
Grauer Tithon! du empfängst Auroren
Froh aufs neu, sobald der Abend taut;
Aber ich umarm' erst meine Braut
An des Schattenlandes schwarzen Toren.
Tithon! Deines Alters Dämmerung
Mildert mit dem Strahl der Rosenstirne
Deine Gattin, ewig schön und jung:
Aber mir erloschen die Gestirne,
Sank der Tag in öde Finsternis,
Als sich Molly dieser Welt entriß.
In
die Nacht der Tannen oder Eichen,
In der stummen Heimlichkeit Gebiet,
Das der Lebensfrohe schauernd flieht,
Such' ich oft der Ruhe nachzuschleichen.
Könnt'
ich nur aus aller Wesen Reichen,
Wo der Sinn noch etwas hört und sieht;
Das den Müden an die Arbeit zieht,
Bis hinein ins leere Nichts entweichen!
Denn
so allgeheim ist kein Revier,
Keine Kluft ist irgenwo so öde,
Daß nicht Liebe mich auch da befehde;
Daß
die Allverfolgerin mit mir
Nicht von Molly und von Molly rede,
Oder, wenn sie schweiget, - ich mit ihr.