1579 – 1649
In Übersetzungen von:
Hans Assmann
Freiherr von Abschatz
Die
schöne Unbeständige
Mir
tut, du Wechsel-Kind der Lieb, an dir nicht weh
Die Unbeständigkeit
der flüchtigen Gedanken:
Denn
wolltest du niemals von deinem Sinne wanken,
So
wärest du ein Fels in meiner Tränen-See.
Die
heiße Sommerszeit zerschmelzt den härtzten Schnee.
Man
wir dich gegen mir noch sehn vor Liebe kranken.
Bleibt
Sonn und Monde doch nicht stets in gleichen Schranken,
Sybillens
kluges Blatt führt Zephir in der Höh.
Peleens
Wunder-Braut ward zu einem Drachen,
Bald
ward sie mit der Haut des Leuen überdeckt,
Das
Feuer konnte sie doch endlich zahmer machen.
Du,
die hast in mir den heißen Brand erweckt,
Würdst
du nicht auch einmal beständig, wär es viel:
Das
Böse hat so wohl als Gutes Maß und Ziel.
Beneiderin des Guts,
das dir doch selbst gebricht,
Was hat dein kühner Mund Dorinden
vorzurücken?
Du spottest, daß bei ihr der
Augen doppelt Licht
Mit falschen Strahlen nach der
Seite pflegt zu blicken.
warum erwähntest du der zarten
Wangen nicht?
Der schönen Brust, nach der
wir tausend Seufzer schicken?
Soll dieser Fehl allein, der
dich ins Auge sticht,
Den wohlerworbnen Ruhm der
Schönheit unterdrücken?
Ach, sollten wir zugleich das
Feuer zweier Sonnen
Erdulden, da den Mohr nur eine
schwärzt und brennt?
Wir wären längst wie Schnee
und mürbes Wachs zerronnen,
Wenn Phöbus westenwärts sein
flammend Antlitz wendt
Und gegen Morgen blinkt des
Mondens Silberschein –
Solln darum mangelhaft des
Himmels Blicke sein?
Sind Amors Auffenthalt
zwei angenehme Grübgen,
Die in das schöne Wang’ ein süsses
Lächeln drückt,
So sag ich, wenn man der bey
dir so viel erblickt,
Dein Antlitz hegt und birgt
wohl tausend Venus-Bübgen.
Du prangst, o Himmels-Kind,
mit diesen Stich und Hibgen,
Als wie der Himmel mit viel
Sternen ausgeschmückt,
Den Hertzen, die dein Brand
gepülvert und zerstückt
Durchbohrt Cupido hier ein
Rosenblatt zum Siebgen.
Die Löcher gehn nicht durch,
ich trage keine Sorgen
Was unter dieser Schrifft der
Wangen liegt verborgen.
Hält nur das Hertz den Stich,
wer fraget nach der Haut.
Durchfährt man nicht den Ros,
wenn man will Honig haben?
Jemehr das Erdreich wird
bepflügt und umgegraben,
Jemehr man Edelstein’ und
schöne Früchte schaut.
Jhr
Perlen, die ihr seyd vom Eiter-Thau empfangen,
Von
innerlicher Hitz’ erhöht und ausgekocht!
Jhr
feuchten Sternen, wer von Milch die Strasse sucht,
Die
sonst am Himmel gläntzt, find sie auff diesen Wangen.
Cupido
hat allhier ein Stückwerck angefangen,
Das
zarte Fell bedeckt, das Ros’ und Purpur pocht,
Wie
wenn der Wolcken Schleyr zu Trost erdurster Frucht
Im
heissen Sommer wird der Sonnen vorgehangen.
Jhr
Buhler seyd getrost, und legt den Kummer hin,
Daß
ihrer Liljen Pracht die Fäulniß wird verletzen:
Sie
werden freudiger auff diesen Regen blühn.
Pflegt
die gescheide Welt der Steine Schmuck zu schätzen,
Das
zarte Muschel-Kind aus tieffer See zu ziehn,
Hier
zeuget die Natur Opal, Perl’ und Rubin.
Die
schöne Kleine
Du
Mittelkreis der Seel, ein engumschränktes Feld,
Mir aber
ausgesetzt zum Ruhpunkt meiner Sinnen,
Die
nur auf dich allein die Neigung richten künnen,
Wie
sich jedweder Strich vom Rand ins Mittel hält.
Klein
ist der Angelstern, die Richtschnur aller Welt;
Klein
ist des Schützen Ziel, dadurch er muß gewinnen;
Klein
ist das Bienenvolk; jedennoch wird man innen,
Wie
süß ihr Honig und wie scharf ihr Stachel fällt.
O
Auszug alles Guts, du bist ja billich klein,
Weil
auch in tiefer See und in der Berge Gründen
Die
Muschelkinder zart, Demanten Zwerge:
Begriff
von aller Lust, die auf der Welt zu finden,
Den
Himmelsbau entwirft der kleinen Kugel Riß;
Mir
ist die kleine Schoß ein irgisch Paradiß.
Die
schöne Groß-Nase
In
einer See von Milch und Blut der frischen Wangen
Ist
deiner Nase Turm zum Pharus ausgestellt.
Damit
der Hoffnung Schiff am Felsen nicht zerschellt,
Glänzt
ein doppelt Licht von oben ausgehangen.
Recht
was dem Himmel schmeckt, muß in die Höhe prangen.
Cupido,
der dein Aug als seinen Bogen hält,
Hat
ihm so starken Pfeil mit Fleiße zugestellt,
Daß er
uns desto mehr ins Herze könne langen.
O
Nase, wert dem Stirn-Gebirge bezuwohnen,
Du
kannst in dem Gesicht, das aller Hügel rein,
Der
Klugheit Wetzstein und der Schönheit Brücke sein.
Wem
deine stolze Zier in Augen ist ein Dorn,
Der
schmäh’ den Adler auch, das große Nasenhorn,
Den
Naso, den Nasic, und alle Nasamonen.
Du
hast nunmehr, mein Kind, den letzten Hafen funden,
Wo
Lieb und Hoffen dich nicht ferner hält gebunden:
Und
bist mir doch so schön in deinem Trauerkleide,
Daß ich
den Schatten noch des Todes selbst beneide.
Ich
werde nun gewahr, indem ich von dir scheide,
Daß
man sich auch mit Lust an dürren Blumen weide,
Daß
Früchte besser sein gepflückt, als da sie stunden,
Daß
süßer sei die Lust, je eher sie verschwunden.
Vor
blitzt ein jeder Blick, es brennt ein jedes Haar,
Dein
Wort bezauberte, dein Weigern brach die Sinnen,
Dein
ganzes Leben war uns Unruh und Gefahr:
Itzt
wird man keines Streits und keiner Furcht mehr innen.
Die
Schönheit, die du hast im Tode zu erwerben,
Würd
auch der selbste Tod, im Fall er könnte, sterben.