Francesco Petrarca

1304 – 1374        Italien

 

In Übersetzungen von

Friedrich Wilhelm Josef Schelling

 

 

 

Wenn der Planete, der die Stunden scheidet,

Zum Zeichen wieder sich des Stiers erhoben,

Fällt aus den Flammenhörnern Kraft von oben,

So ganz die Welt in neue Farbe kleidet.

 

Und nicht nur was den Blick von außen weidet,

Bach, Hügel, wird mit Blümlein rings umwoben,

Nein, auch der Erd inwend’ges Feucht gehoben,

Geschwängert, was den Tag, verborgen, meidet.

 

Vielfält’ge Frucht entqiullet diesem Triebe;

So sie, die unter Frauen eine Sonne,

Zuwendend mir der schönen Augen Schimmer,

 

Wirkt in mir Wort, Gedanken, Tat der Liebe:

Jedoch, wie sie auch lenkt der Strahlen Wonne,

Frühling nur ist für mich von nun an nimmer.

 

 

 

 

Der hohe Herr, vor dem nicht hilft zu fliehen,

zu bergen sich, noch leisten Widerstand,

hat meinen Sinn zu solcher Lust entbrannt,

mit dem Geschoß gestählt in Liebes Glühen.

 

Und da dem ersten Schlag sich zu entziehen

unmöglich schon, hat er zu härterm Sinn

des Mitleids Pfeile noch auf mich gewandt,

die stechend ganz das Herze mir durchziehen.

 

Die eine Wunde strömet Feuerwellen,

die andre Tränen, die der Gram gespület

aus Augen, so erblickt die kranken Wangen.

 

Dennoch wird nimmer mir aus beiden Quellen

ein Funken nur des Brandes je gekühlet,

vielmehr durch Mitleid wächset das Verlangen.