1871 – 1945
In Übersetzungen von:
Wenn der Himmel, wangenrot,
endlich dem liebenden Blick
sich gewährte,
und das Licht, das golden zu
schwinden droht,
die Zeit in den Rosen
verklärte,
dann tanzt vor mir, der
verstummt vor Glück
an solchen Gemäldes Rande,
ein Schatten mit offenem
Gürtelbande,
und der Abend hält fast es
zurück.
Dieser Gürtel flattert so
eigen,
er schauert im Lufthauch genau
wie das Band,
das sich als letzte Bindung
spannt
von der Welt zu meinem
Schweigen...
Was hilft mirs, da oder fort
zu sein,
du Lindes, Loses ... ich bin
allein !
Die Schläferin
Welches Geheimnis da in der
jungen Freundin glüht vor sich hin,-
Seele, die einer Blume Duft
durch die sanfteste Maske genießt?
Aus was für nichtiger Nahrung
erschließt
ihre arglose Wärme das Schimmern
der Schläferin?
Atem, Traum, Schweigen -,
unbezwingliche Stille, drin
du den Sieg hast, Friede, der
stärker als Weinen fließt,
wenn der volle Schlaf, der
sich ernsthaft und breit ergießt, -
einer solchen Feindin
bewältigt den Eigensinn.
Schläferin: Hingabe, Schatten
und Goldes ein Hauf,
aber dein furchtbares Ruhn tut
so große Begabungen auf,
langhin, o Hindin, bei einer
Traube gestreckte,
daß, wird die Seele, dir fern,
auch im Hades betroffen,
doch deine lautere Form, die
ein Arm wie im Fließen verdeckte,
wacht; sie wacht deine Form,
und meine Augen sind offen.
Halboffne Granaten, beengte,
die fast schon die Körner
verlieren,
ihr seid mir wie Stirnen, von
ihren
Gedanken gewaltig gesprengte!
Wenn Sonnen, die ihr ertruget,
euch also zum Hochmut geraten,
daß ihr, ihr geklafften
Granaten,
rubinere Wände durchschluget,
und wenn eine Kraft es
gewollt,
daß der Rinde trockenes Gold
über saftroten Steinen
zerspringe,
so rührt sich in mir vor dem
Spalt
eine meinige Seele der Dinge
und ihrer geheimen Gestalt.
Einmal hab ich (ich weiß nicht
mehr unter
welchen Himmeln), als Opferung
an das Nichts, in das Weltmeer
hinunter
Wein geschleudert in einem
Schwung ...
Wer verlangte deinen Verlust,
Tropfen? Hieß es ein Seher
gut?
Oder hat nur mein Herz so
gemußt,
meint ich, den Wein
vergießend, Blut?
Gleich und schon wieder wie
immer
klärte durchscheinender
Schimmer
vor mir das Meer, drin es
rötlich verrinnt...
Weg der Wein, doch die Wellen sind
trunken!...
Und da sah ich den herberen
Wind
von Gestalten der Tiefe
durchwunken...