in Übertragungen von
Von
schönsten Wesen wünscht man einen Spross
Dass
dadurch nie der Schönheit Rose sterbe:
Und
wenn die reifere mit der Zeit verschoss
Ihr
Angedenken trag ein zarter Erbe.
Doch
der sein eignes helles Auge freit
Du
nährst dein Licht mit eignen Wesens Loh,
Machst
aus dem Überfluss die Teure-Zeit,
Dir
feind und für dein süsses Selbst zu roh.
Du
für die Welt jezt eine frische Zier
Und
erst der Herold vor des Frühlings Reiz:
In
eigner Knospe gräbst ein Grab du dir
Und,
zarter Neider, schleuderst weg im Geiz.
Gönn
dich der Welt! Nicht wie ein Schlemmer
tu:
Esst
nicht der Welt Behör, das Grab und du!
Belagern
vierzig Winter deine Braun,
Ziehn
Gräben tief in deiner Schönheit Flur:
Ist
deiner Jugend Putz, heut ein Gestaun,
Dann
eine wertlos rissige Hülle nur.
Fragt
wer nach deiner Schönheiten Geschick
Und
allen Schätzen deiner rüstigen Zeit:
Dann
zeigen eignen eingesunknen Blick
Wär
Scham die Frisst und Lob das missgedeiht.
Mehr
Lob erwürbe deiner Schönheit Huld,
Könntst
du erwidern: "Dies mein schönes
Kind
Zahlt
meine Rechnung, löst des Alters Schuld."
Da
seine Reize dein durch Erbrecht sind.
Dies
wär ein neues Wirken wenn du alt,
Du
sähest warm dein Blut, fühlt es sich kalt.
Dein
Antlitz dem im Spiegel du begegnest
Verlangt
dass du ein neues bald gestaltest,
Die
Welt nicht täuschst und deine Mutter segnest.
Nun
ist es Zeit dass du Ersatz erhaltest.
Wo
ist die Schöne deren bracher Schoss
Vor
deines Anbaus Furchenzug erschrickt?
Wess
törige Eigenliebe ist so gross
Dass
er - ein Grab - die Nachkommen erstickt?
Du
bist der Mutter Spiegel und er stellt
Ihr
lieblichen April der Jugend dar.
So
wird durch Alters Fenster einst erhellt
Dir
trotz der Runzeln dies dein golden Jahr.
Doch
lebst du zum Vergessenwerden hier:
Stirb
einzeln und dein Bild erstirbt mit dir.
Was
zehrst, verschwenderische Lieblichkeit,
Du
für dich selber deiner Schönheit Pfand?
Natur
macht nicht Geschenke sondern leiht
Und
sie die frank ist leiht der freien Hand.
Weshalb
du, schöner Geizhals, nur missbrauchst
Die
Fülle, dir gegeben dass du gebest!
Weshalb
du, ungelohnter Wuchrer, brauchst
So
grosser Summen Summe, doch nicht lebest!
Da
du Verkehr hast mit dir selber nur
Und
selbst dich um dein süsses Selbst betrügst,
Was
stellt, ruft dich von hinnen die Natur,
Als
Rechnungsschluss sich dar dem du genügst?
Die
Schönheit, ungenüzt, geht mit zu Grab,
Genüzt
wird sie Vollstrecker deiner Hab.
Die
Stunden die mit holdem Werk umziehn
Liebliche
Schau drauf jedes Auge ruht
Entzieren
was am zierlichsten gediehn
Und
treffen ganz das gleiche Ding mit Wut.
Den
Sommer treibt die Zeit die nimmer steht
Greulichem
Winter zu und tilgt ihn dort:
Saft
dürr im Frost und üppig Laub verweht!
Schönheit
vereist! Kahlheit an jedem Ort!
Doch
bliebe flüssig nicht in Glases Haft
Als
Geist zurück des Sommers Filterung,
So
wär mit Schönheit auch der Schönheit Kraft
Geraubt
- es schwände selbst Erinnerung.
Doch
Geist der Blumen, ob auch Winter grüsse,
Entbehrt
nur Form: Es lebt die innre Süsse.
Sei
nicht durch Winters knorrige Hand verdorrt
Dein
Lenz eh deinen Duft ein Filter fasst!
Mach
eine Phiole süss! Schmück einen Ort
Mit
Schmuck der Schönheit eh sie in sich blasst!
Der
Nutz ist nicht verpönt als wucherlich
Der
den beglückt der zahlt für williges Lehn.
Erzeuge
für dich selbst ein andres Ich -
Und
zehnmal mehr Glück, sinds statt einem zehn!
Du
wärst zehnmal beglückter als du bist
Wenn
zehn von dir dich zehnmal dargestellt.
Was
nimmt der Tod wenn deine Zeit um ist
Da
er dich lebend lässt für spätre Welt?
Sei
nicht selbstwillig; du bist viel zu hold
Für
Todesbeute und der Würmer Sold.
Schau
in den Osten wie das gnädige Licht
Sein
brennend Haupt erhebt: Jed Auge späht
In
Ehrfurcht zu der neu erschienenen Sicht,
Dient
mit dem Blick der heiligen Majestät.
Und
wenn es Himmels steilen Berg erklomm,
Der
Jugend gleich in ihrer Mittelkraft,
So
sehn die Menschen seine Schönheit fromm
Und
warten seiner goldnen Pilgerschaft.
Doch
rollt von höchster Höh mit müdem Rad
Wie
schwaches Alter es vom Tage fort,
Wenden
wir uns von seinem niedren Pfad,
Wir,
vorher dienstbar, schaun zu andrem Ort.
So
stirbst du, wenn dein Mittag dir entflohn,
Unangesehen
- zeugst du keinen Sohn.
Musik
dem Ohr, was hörst du Musik traurig?
Süss
kämpft mit Süss nicht, Lust ist froh mit Lust.
Warum
du liebst was du empfängst als schaurig
Und
gern empfängst woran du leiden musst!
Schlägt
wohlgestimmter Töne treue Einheit,
Verknüpft
zum Bunde, quälend an dein Ohr:
Sie
schelten sanft dich der du in Alleinheit
Sie
störst weil deine Stimme fehlt im Chor.
Merk
wie sich eine Saite süss verbinde
Der
andern, auf sie treff im Wechselgang,
Beglückten
Eltern gleichend mit dem Kinde,
Versammelt
all zu einem holden Klang.
Wortloser
Sang, aus vielen, scheint nur einer.
Er
singt dir zu: "Einzeln wirkst du
als keiner."
Ist
es die Angst um einer Witwe Not
Wenn
einzeln du verzehrest deinen Leib?
Ach
dich wird, wenn du ohne Nachwuchs tot,
Die
Welt beweinen wie ein ehlos Weib.
Die
Welt ist deine Witwe und sie weint
Dass
nach dir keine Form mehr auf dich weist,
Wenn
jeder einzlen Witwe auch erscheint
Durch
Kinder-Aug des Gatten Form im Geist.
Sieh
welche Summ ein Taugnichts auch verschwende -
Sie
tauscht den Platz nur: Stets der Welt
gehört sie.
Doch
hat der Schönheit Nutzung hier ein Ende:
Der
Braucher der sie falsch gebraucht zerstört sie.
Dess
Brust nicht Liebe für die andern nährt
Der
mit sich selbst so mörderisch verfährt.
Der
Schande! Leugn es: Liebe gibst du keinem,
Du
für dich selber aller Sorge bar.
Gesteh
das du geliebt bist von manch einem.
Doch
dass du niemand lieb hast ist ganz klar.
Du
bist dir selbst so mörderisch verhasst
Dass
du dich selbst anstiftest ohne Graun:
Zerstören
willst den herrlichen Palast,
Wo
deine Pflicht es wär an ihm zu baun.
Tausch
deinen Sinn, so tausch ich meinen Mut.
Soll
schöner wohnen Hass als edle Lieb?
Sei
so wie deine Nähe, hold und gut,
Und
gütig mindestens dir selber gib!
Mach
dir ein andres Selbst aus Lieb zu mir
Dass
Schönheit lebt im Deinen oder dir.
So
schnell als du verwelkst so schnell gedeihst
Im
Deinen du durch das was du entsendest.
Das
frische Blut dann was du jung verleihst
Heisst
dein wenn du dich von der Jugend wendest.
Darin
liegt Wissen Schönheit Fruchtbarkeit
Daraussen
Torheit Alter kaltes Ende . . .
Wenn
all so dächten wäre Schluss der Zeit,
Nur
ein Schock Jahre bis die Welt verende.
Wen
nicht Natur bestellt zur Schaffnerei,
Hart,
formlos, roh - dass der unfruchtbar sterbe!
Sieh! Wem sie viel gab schenkt sie noch dabei,
Bewahre
gütig du ihr gütiges Erbe.
Sie
dich als Siegel schneidend sprach damit:
"Brauch
es zum Druck, zerstöre nicht den Schnitt!"
Zähl
ich im Glockenschlag den Schritt der Zeit,
Seh
ich in grausige Nacht den heitren Tag
Versenkt,
und Veilchen wenn der Frühling weit,
Und
silbrig weiss wo dunkle Locke lag . . .
Seh
ich den stolzen Baum dess Blätter starben,
Der
Herden jüngst vor Sonnenglut bewahrt,
Des
Sommers ganzes Grün gehäuft in Garben
Hinausgeführt
in weissem struppigem Bart:
Dann
denk ich wie's mit deiner Schönheit ist,
Dass
sie im Trümmerwerk der Zeit vergeht,
Da
Süss- und Schönes selber sich vergisst
Und
stirbt so schnell als andres vor ihm steht.
Vor
Zeit mit ihrer Sense ist kein Schutz
Als
Same - ihr wenn sie dich holt zum Trutz.
O
wärest du dir selbst! Doch lieb du bist
So
lange nur dir selber als hier lebend.
Du
musst dich rüsten zum Verlauf der Frist,
Dein
süsses Äussre einem andren gebend.
So
würde Schönheit die du hältst als Lehn
Niemals
verfallen und du wärst nicht minder
Du
selbst nach deinem Tode wenn entstehn
In
deinen süssen Formen süsse Kinder.
So
schönes Haus - wer lässt es dem Verfall,
Wo
Ordnung gäbe ehrenvollen Halt
Wider
der Wintertage stürmischen Prall
Und
dürre Wut und Todes ewiges Kalt?
O
nur Verschwender . . . Teurer, weisst
du nicht:
Dir
war ein Vater? Dass dein Sohn so
spricht!
Nicht
von den Sternen nahm ich Wissenschaft,
Besitz
ich auch - so scheint mir - Deutekunst.
Nur
red ich nicht von Glücks und Unheils Kraft
Von
Pest von Teurung oder Jahres Gunst,
Noch
kann ich wahrsagen für kurze Frist
Ob
Donner droht ob Regen oder Winde,
Noch
Fürsten künden wie die Zukunft ist
Durch
häufigen Spruch den ich im Himmel finde.
Von
deinen Augen kommt mir Wissenheit.
Dort,
ständige Sterne, les ich solchen Satz:
Dass
Treu und Schönheit im Verein gedeiht,
Besinnst
du dich und mehrst den Vorratschatz.
Tu
dies da ich sonst prophezeien muss:
Dein
Tod ist treu und Schönheits Fall und Schluss.
Denk
ich wie alle Dinge die dastehn
Vollkommen
dies nur eine kurze Stund tun
Und
dieser riesige Schauplatz nur lässt sehn
Was
Sterne im geheimen Einfluss kundtun,
Merk
ich dass wie ein Baum der Mensch ansteigt,
Erquickt,
erstickt von ganz derselben Luft,
In
Jugendsaft sich rühmt, sich abwärts
neigt,
Sein
rüstig Dasein hinbringt für die Gruft:
In
Bildern solcher Unbeständigkeit
Schwebst
du dann vor mir ganz in Jugendpracht
Und
der Verfall hält Rat mit wüster Zeit,
Zieht
deinen Jugendtag in garstige Nacht.
Ich,
mit der Zeit im Kampfe dir zu Lieb,
Geb
dir wenn sie dir wegnimmt neuen Trieb.
Was
zahlst du nicht mit mächtigerem Schlage
Der
Zeit, dem blutigen Tyrannen, heim?
Was
stärkst du dich nicht für die Niederlage
Heilsamer
als durch meinen dürren Reim?
Du
blickst herab von seliger Stunden Hang:
Und
manch jungfräulich unbebaut Gefild
Trüge
dein lebend Grün mit keuschem Drang
Das
mehr dir gleicht als dein gemaltes Bild.
Dem
Leben bringe Lebens Zug Gewinn
Das
Schrift der Zeit nicht noch mein Schülerstift -
Um
zu erhalten dich im Menschensinn –
An
innrem Wert und äussrer Schöne trifft.
Gibst
du dich weg, erhältst du dich zurück:
Leb
durch dein eignes süsses Meisterstück.
Wer
glaubt mir später, auch wenn du erschienst
In
meinem Vers mit deiner reichsten Gabe?
Er
zeigt - weiss Himmel - kaum dein halb Verdienst
Und
hüllt dein Leben wie in einem Grabe.
Hätt
ich dem Reize deines Augs genügt,
Mäss
ich in neuem Maass all deine Schöne,
So
spräche künftige Zeit: "Der
Dichter lügt.
Kein
Erdgesicht birgt solche Himmelstöne."
Wer
dann die altersgelben Blätter las
Lacht
- wie auf Greise minder wahr als lang,
Nennt
dein gut Recht ein dichterlich Geras,
Gedehnten
Ton von einem alten Sang.
Doch
lebt dann noch von deinem Stamm ein Glied,
So
lebst du zwier: in ihm und meinem Lied.
Soll
ich vergleichen einem Sommertage
Dich
der du lieblicher und milder bist?
Des
Maien teure Knospen drehn im Schlage
Des
Sturms und allzukurz ist Sommers Frist.
Des
Himmels Aug scheint manchmal bis zum Brennen,
Trägt
goldne Farbe die sich oft verliert,
Jed
Schön will sich vom Schönen manchmal trennen
Durch
Zufall oder Wechsels Lauf entziert.
Doch
soll dein ewiger Sommer nie ermatten:
Dein
Schönes sei vor dem Verlust gefeit.
Nie
prahle Tod, du gingst in seinem Schatten . . .
In
ewigen Reimen ragst du in die Zeit.
Solang
als Menschen atmen, Augen sehn
Wird
dies und du der darin lebt bestehn.
Verschlingerin
Zeit, stumpf ab des Löwen Klau,
Heiss
Erde schlingen eigne süsse Brut!
Den
spitzen Zahn aus Tigers Rachen hau,
Langlebigen
Phönix brenn in seinem Blut!
Frohe
und trübe Zeiten lass zurück,
Behandle
wie du willst, schnellflüssige Zeit,
Die
weite Welt und all ihr welkend Glück!
Nur
ein ganz furchtbar Unding lass beiseit:
O
schneid nicht in des Liebsten schöne Braun,
Zieh
keinen Strich mit deinem alten Stift,
Auf
deinem Gang lass unbefleckt ihn schaun
Den
Künftigen als der Schönheit Meisterschrift!
Bring,
alte Zeit, die schwerste Schädigung!
In
meinem Lied bleibt meine Liebe jung.
Ein
Frauenantlitz das Natur selbsthändig
Gemalt
- hast du, Herr-Herrin meiner Minne,
Ein
zartes Frauenherz, doch das nicht ständig
Den
Wechsel sucht nach falscher Frauen Sinne.
Ein
Aug so hell wie ihrs doch nicht so hehlend,
Jed
Ding vergoldend worauf es sich wendet,
Ein
Mann in Form, den Formen all befehlend,
Der
Mannes Aug und Weibes Seele blendet.
Du
warst als Frau gedacht als erst dich schaffte
Natur,
doch sie verliebte sich beim Werke,
Indem
durch Zutat sie dich mir entraffte
Tat
sie ein Ding bei - nicht für meine Zwecke.
Doch
da sie dich erlas zu Weibes Labe,
Sei
mein dein Lieben, ihnen Liebes-Gabe.
So
ist das meine nicht wie jenes Lied
Das
angemalte Schönheit treibt zum Klang,
Das
gar zur Zier den Himmel herbeschied
Und
jedes Schön als eignes Schön besang.
Mit
stolzem Gleichnis macht es kein Geschling,
Mit
Sonn und Mond, Kleinod aus Flut und Grund,
Mir
erstem Maiflor, jedem seltnen Ding
Womit
der Himmel säumt sein mächtig Rund.
Wahr
wie mein Lieben sei mein Schreiben wahr.
Und
glaubt dann: Meine Liebe ist so schön
Wie
jeder Mutter Kind, nur nicht so klar
Wie
jene Goldkerzen auf Himmelshöhn.
Rede
wer Redereien liebt sein Teil!
Ich
rühme nicht dass mir ein Ding nicht feil.
Nicht
glaub ich meinem Spiegel, ich sei alt
Solang
ihr, du und Jugend, euch noch gleicht.
Doch
seh ich: Zeit reisst in dich ihren
Spalt,
So
weiss ich dass mein Tag sein End erreicht.
Denn
all die Schönheit hingestreut auf dir
Deckt
als ein schicklich Kleid mein Herz nur zu:
Das
lebt in deiner Brust wie deins in mir:
Wie
könnt ich also älter sein als du?
O
Liebe, drum nimm auf dich selbst Bedacht
Wie
ich der es für dich - für sich nicht - tut.
Ich
trag dein Herz und nehm es so in acht
Wie
zarte Amme hält ihr Kind in hut.
Beanspruch
nicht dein Herz, geht meins zu Grabe:
Du
gabst mir deins auf Nimmerwiedergabe.
So
wie ein unvollkommner Spieler tut
Der
seine Rolle in der Angst vergass
Und
wie ein wild Geschöpf mit zuviel Wut
Das
selbst sich schwächt durch Stärke-Übermass:
So
entfiel mir weil ich mir nicht vertrau
Des
Liebe-Gottesdienstes richtiger Gang.
Durch
eigne Wucht scheint meine Liebe flau,
Bedrückt
durch eigner Stärke Überschwang.
O
sei mein Buch drum meine Redekunst
Und
stummer Künder meiner Brust die fragt!
Es
fleht um Liebe und schaut aus nach Gunst
Mehr
als der Mund der mehr schon mehr gesagt.
O
lern verstehn was stille Liebe schrieb!
Mit
Augen hören - das kann kluge Lieb.
Mein
Auge ward zum Maler und es fasst
Auf
meines Herzens Grund dein Konterfei.
Mein
Körper ist der Rahmen drin es passt:
Als
Täuschung ist es beste Malerei.
Denn
um dein wahres Bild zu finden musst
Du
durch den Maler sehn ders hergestellt.
Stets
hängt es in der Werkstatt meiner Brust:
Ihr
Fenster ist dein Aug das sie erhellt.
Sieh: Aug und Aug wie dienen die sich fein!
Mein
Aug schuf deine Form, deins ist für mich
Das
Fenster meiner Brust wo Sonnenschein
Froh
durchschaut, denn er schaut darin auf dich.
Jedoch
ein Kunstgriff bleibt dem Auge fern:
Es
malt nur was es sieht, kennt nicht den Kern.
Lass
die begünstigt sind von ihrem Stern
Von
äussrer Ehre prahlen, Rang und Pracht:
Ich,
durchs Geschick von solcher Glorie fern,
Geniesse
still was meine Ehre macht.
Der
Fürsten Günstlinge tun schön sich auf
Wie
vor dem Sonnenblick die Ringelblum . . .
Doch
oft nimmt ihre Hoffart jähen Lauf:
Ein
Stirnerunzeln und es stirbt ihr Ruhm.
Der
mühevolle Krieger kampfbegabt
Wenn
er nach tausend Siegen Schmach erlitt
Ist
aus dem Buch der Ehre weggeschabt,
Vergessen
ist was vormals er erstritt.
Welch
Glück für mich: Ich lieb und bin
geliebt
Wo
ich nicht schiebe und mich keiner schiebt.
Herr
meiner Liebe der in Lehenspflicht
Hält
meine Schuld geknüpft an seine Gunst!
Dir
send ich diesen schriftlichen Bericht,
Nur
Zeichen meiner Schuld nicht meiner Kunst.
So
grosse Schuld die eine Kunst so klein
Bar
scheinen lässt - denn redend bleibt sie stecken -
Doch
hoff ich, eine gute Meinung dein
In
deiner Seele wird die Nackte decken.
Bis
jener Stern der mich zum Gang getrieben
Mit
günstigem Stande gnädig auf mich lacht,
Gewänder
legt um mein armselig Lieben,
Mich
würdig zeigt für deine süsse Acht:
Dann
wag ich mich zu rühmen erst "Dich lieb ich"
Bis
dahin wär es gut, verborgen blieb ich.
Wenn
müd der Müh ich auf mein Lager eile,
Die
teure Ruh für Glieder reise-matt,
Dann
erst beginnt in meinem Kopf die Meile,
Gibt
Werk dem Geist, hat es der Körper satt.
Denn
dann will mein Gedanke aus den Weiten
Zu
dir in frommem Pilgertume gehn,
Hält
weit die Lider auf die niedergleiten
Und
schaut ins Dunkel das die Blinden sehn.
Doch
das erträumte Sehen meiner Seele
Beut
deinen Schatten dar sichtloser Schau
Gleich
dem im Fenster hängenden Juwele,
Macht
schön die Nacht die vorher alt und grau.
Sieh
wie bei Tag den Leib, bei Nacht den Geist
Nie
unser beider Schuld zur Ruhe weist.
Wie
kehr ich je zurück in heitren Stand
Wenn
mir der Ruhe Wohltat wird entrückt?
Wenn
Tages Druck bei Nacht nicht Lindrung fand
Und
Nacht bei Tag und Tag bei Nacht bedrückt?
Sieht
jedes auch als Feind des andren Heer,
Sie
reichen sich die Hand, zur Folter mir:
Diese
durch Mühe, jener durch Beschwer
Dass
ich mich mühe - stets mehr weg von dir.
Ich
sag dem Tag: Hell seist du ihm zur
Pracht
Und
zierst ihn wenn Gewölk das Blau verdunkelt . . .
So
schmeichl ich auch der schwärzlich schauenden Nacht:
Du
färbest golden wenn kein Sternlicht funkelt . . .
Doch
Tag mehrt Tages meine Sorgen immer
Und
Nacht macht nachts des Grames Härte schlimmer.
Wenn
ich verbannt von Glück und Menschenblick
Bewein
allein mein Ausgestossnen-Los,
Mich
selber sehend fluche dem Geschick,
Zum
tauben Himmel schreie aussichtslos:
Möcht
ich wie einer sein mit Freunden viel,
Wie
er geformt, wie er von Hoffnung voll
Und
wünsche eines Kunst, des andren Ziel -
Dess
mindest froh was meist mich freuen soll.
In
solchem Sinnen fast mich selbst verachtend
Fällst
du mir plötzlich ein: Ich steig empor
Und,
wie die Lerche mit dem Frührot trachtend
Aus
trüber Erd, lobsing am Himmelstor.
Dein,
süsse Liebe, denken bringt solch Glück . . .
Nun
weis ich tausch mit Königen zurück.
Wenn
ich zu süssen stillen Sinnens Tag
Aufruf'
Erinnrung der Vergangenheit,
Beseufze
manch ein Ding woran mir lag
Und
altes Weh neu weint um Schwund der Zeit:
Dann
fliesst mein Aug dem seltne Träne kam
Um
teure Freunde fern in Todesnacht,
Rinnt
um der lang getilgten Liebe Gram,
Klagt
um den Ausfall viel verblichner Pracht.
Dann
schmerzen mich die Schmerzen längst ertragen
Und
schwer von Weh zu Wehe zähl ich her
Die
trübe Liste schon beklagter Klagen
Und
zahle sie wie nicht bezahlt vorher.
Doch
denk ich, teurer Freund, an dich dieweil,
Sind
Sorgen ferne und Verluste heil.
Dein
Busen ist mit allen Herzen reich
Die
ich gestorben meinte beim Verlust -
Der
Lieb und jeden Liebesdings Bereich
Und
aller Freunde dich ich tot gewusst.
Wie
hat viel heilige trauerhafte Zähren
Fromm-teure
Lieb in meinem Aug erweckt
Als
Recht der Toten - und nun scheint, die wären
Etwas
Entrücktes nur, in dir versteckt!
Du
bist die Gruft wo Liebe lebt im Grab,
Vom
Denk-Schmuck meiner fernen Lieben voll,
Sie
gaben all ihr Teil von mir dir ab,
Nun
ist ganz dein was vielen eignen soll.
Jed
Bild das ich geliebt seh ich in dir
Und
du - sie all - hast all das All von mir.
Wenn
du vom günstigen Tag an weiterlebst
Wo
Rüpel Tot Staub streut auf mein Gebein -
Zufällig
mit dem Blicke nochmals schwebst
Auf
deines toten Minners plumpen Reihn:
Vergleich
sie mit der Zeit Verbesserung,
Bewahr
sie, überholt durch jede Schrift,
Um
meine Liebe, nicht um ihren Schwung
Dess
Höhe manch Beglückter übertrifft.
Sprich
huldvoll dann mit liebendem Bedacht:
"Wär
mit der Zeit Gedeihn gediehn sein Sang,
Hätt
edler Werk des Freundes Lieb erbracht
Um
dazustehn in stattlicherem Rang.
Doch
da er starb und Dichter besser schrieben
Les
ich sie um den Stil, ihn um sein Lieben."
Manch
prächtigen Morgen sah ich überglühn
Die
Bergeshöhn mit königlicher Gunst . . .
Sein
goldnes Antlitz küsst der Wiesen Grün,
Vergüldet
bleichen Strom mit Götterkunst.
Dann
liess er niederstes Gewölk beziehn
Mit
garstigem Dampfe seinen Himmelsblick,
Verhüllt
aus der verlassnen Welt zu fliehn
Unsichtbar
westwärts mit dem Missgeschick.
So
sah ich früh einst meiner Sonne Schein
Mit
dem Allsieger-Glanz auf meiner Brau,
Doch
ach, nur eine Stunde war sie mein:
Höh-Wolken
bergen mir nun ihre Schau.
Doch,
Liebe, für dies Blassen nimmer hasse
Sonnen
der Welt wenn Himmels Sonne blasse!
Warum
versprachst du solchen schönen Tag
Dass
ich mich ohne Mantel aufgemacht?
Mich
holten niedre Wolken ein - da lag
Verhüllt
in fauligem Dunste deine Pracht.
's
ist nicht genug dass du durch Wolken siehst,
Und
trocken wischst mein sturmgepeitscht Gesicht . . .
Denn
keiner solche Salbe lobt: Sie schliesst
Die
Wunde aber heilt den Unfall nicht,
Noch
zieht mein Schmerz Arznei aus deiner Scham . . .
Bereust
du auch, ist der Verlust doch mein.
Nur
schwache Lindrung gibt des Kränkers Gram
Dem
der erträgt der schweren Kränkung Pein.
Doch
Tränen die du weinst sind Perlen - ach!
Und
sie sind reich und sühnen jede Schmach.
Nicht
länger sei dir leid was du getan -
Rose
hat Dornen, Schlamm der Silberbronn,
Der
ekle Wurm frisst süsste Knospen an,
Wolk
und Verfinstrung fleckt auf Mond und Sonn.
Wir
irren all und ich bin darin irr
Dass
ich mit Gleichnis dein Vergehn erhebe,
Mich
selbst bestechend löse dein Gewirr
Und
deiner Schuld mehr wie sie gilt vergebe.
Für
deine Sinnenfehler find ich Sinn -
Dein
eigner Widerpart spricht für Erlass -
Ich
der vorm Recht mein eigner Kläger bin . . .
Solch
innren Krieg führt in mir Lieb und Hass
Dass
er zum Helfershelfer mich befiehlt
Dem
süssen Dieb der bitter mich bestiehlt.
Wir
müssen sein wie zwei, lass mich gestehn,
Ist
unsre Liebe auch unteilbar-ein.
Du
darfst die Flecken nicht die mit mir gehn
Mittragen
wollen, sondern ich allein.
In
unsrem Lieben ist nur ein Bedacht,
Ist
auch im Leben trennender Verdruss.
Wohl
schwächt er nicht der Liebe volle Macht,
Doch
stiehlt ihr süsse Stunden vom Genuss.
Nicht
heiss es mehr ich sei vertraut mit dir,
Sonst
bringt dir mein beklagter Fehler Scham,
Noch
zeig du offner Güte Ehre mir,
Dass
nicht von seiner Ehre lässt dein Nam.
Doch
tu dies nicht! Derart ist unser Bund:
Mein,
da du mein bist, ist auch dein Leumund.
So
sieht ein greiser Vater freudenvoll
Wenn
frisch sein Kind das Werk der Jugend schafft . . .
So
gibt mir, lahm durch Schicksals tiefsten Groll,
All
meinen Trost dein Wert und deine Kraft.
Ob
Adel Schönheit Reichtum oder Witz
Ob
eins davon in dir ob alle ganz
Berechtigt
seien zum gekrönten Sitz:
Ich
pflanze meine Lieb auf deinen Glanz.
So
bin ich nicht verschmäht noch arm noch matt
Wenn
dieser Schatten solches Mark verleiht.
Ich
fühle mich in deiner Fülle satt
Und
teile alle deine Herrlichkeit.
Sieh
was das Beste ist wünsch ich für dich.
Mein
Wunsch ward mein: Drum zehnmal
glücklich ich!
Fällt
meiner Muse die Erfindung schwer
Solang
du hauchst? Du strömst in mein Gedicht
Den
eignen süssen Inhalt, allzuhehr
Als
dass er aus gemeinem Blatte spricht.
O
dank dir selbst wenn etwas du in mir
Der
Durchsicht würdig dir vors Auge stellst:
Wo
bliebe einer stumpf, schreibt er von dir,
Da
selbst du mit Erfindung ihn erhellst.
Du
zehnte Muse, zehnmal mehr an Wert
Als
die von Reimern angeflehten Neun!
Die
zu dir rufen denen sei'n beschert
Gesänge
die sich ewigen Daseins freun!
Gefällt
mein schlichtes Lied der spähenden Zeit,
Sei
mir die Müh und dir der Ruhm bereit!
Wie
mag ich deinen Wert mit Anstand singen?
Bist
du doch nur der bessere Teil von mir!
Was
kann mein eignes Lob mir selber bringen?
Mein
Lob ist nur, red ich zum Lobe dir.
Aus
diesem Grund lass uns geschieden leben.
Nicht
heisse unsre Liebe eins hinfür:
So
kann ich dir durch diese Trennung geben
Was
dein Verdienst ist, dir allein gebühr.
O
was für eine Qual das Fernsein bliebe,
Gäb
nicht dein bittrer Urlaub süssen Fug
Zu
sinnen in der Zwischenzeit von Liebe,
Was
Zeit und Sinn hinhält mit süssem Trug,
Und
lernt ich nicht wie Zwei aus Eins entsteht,
Wenn
ich hier preise den der fern dort geht.
Nimm
meine Lieben, Lieb, ja nimm sie alle!
Hast
du nicht alles, gab ichs nicht schon eh'r?
Kein
Lieben, Lieb, das dir als echt gefalle -
Mein
Alles war schon dein vor diesem "mehr".
Wenn
mir zu liebe du mein Lieb empfängst
So
tadl' ich nicht wenn du mein Lieb bedarfst.
Doch
sei getadelt wenn du nur dich hängst
In
trotziger Lust an das was du verwarfst.
Vergeben
sei der Raub dir holdem Diebe,
Stiehlst
du auch weg all mein geringes Gut.
Und
doch - weiss Liebe! - grössern Schmerz bringt Liebe
Durch
Unbill als der Hass durch offne Wut.
Wollüstige
Anmut! Dir steht Schlechtes fein.
Quäl
mich zu Tod! Nur Feind darfst du nicht
sein.
Die
hübschen Sünden die der Leichtsinn tut
Wenn
manchmal ich von deinem Herzen fern:
Sie
stehn der Schönheit deiner Jahre gut,
Denn
wo du bist folgt die Versuchung gern.
Liebreich
bist du: Und deshalb zu gewinnen,
Schön
bist du: Deshalb wird um dich gekriegt,
Und
welches Weibes Sohn wenn Weiber minnen
Verliesse
mürrisch sie eh sie gesiegt.
Weh
mir! Doch meiden könntest du mein Haus
Und
deine Schönheit schmähn und junge Lust
Die
dorthin dich entführt in Saus und Braus
Wo
zwiefach du die Treue brechen musst:
Ihre,
weil deine Schönheit lockt zu dir -
Deine,
weil deine Schönheit falsch zu mir.
Dass
du sie hast ist nicht mein ganzer Gram
Und
doch wird recht gesagt: Sie liebt ich
herzlich.
Dass
sie dich hat ist was als Schlimmstes kam,
Mehr
trifft mich der Verlust an Liebe schmerzlich.
Die
ihr mit Liebe kränkt, seid so entschuldet:
Du
liebst: Denn du weisst sie von mir
geliebt.
Auch
sie betrügt mich meinethalb und duldet
Dass
meinethalb mein Freund sich ihr ergibt.
Verlier
ich dich, gewinnt mein Lieb dabei,
Von
mir verloren fand mein Freund sie - beide
Finden
einander, ich verliere zwei
Und
beide tun mir meinthalb dies zu leide.
Doch
dies ist gut: Ich und mein Freund sind
Ein -
Süss
Schmeichelwort: So liebt sie mich
allein.
Mein
Auge sieht am besten, schliesst es sich,
Da
es sich tags an nichtige Dinge wendet.
Doch,
schlaf ich, blickt in Träumen es auf dich,
Ist
nächtig-hell, hell in die Nacht gesendet.
Denn
du, dess Schatten hell durch Schatten bricht,
Wie
machte deines Schattens Form erst froh
Den
klaren Tag durch dein viel klarer Licht,
Glänzt
schon geschlossnem Aug dein Schatten so!
Wie,
sag ich, wär des Auges Glück erst gross
Wenn
es dich sähe im lebendigen Tag,
Da
schon in toter Nacht dein Schatten bloss
Durch
schweren Schlaf vor blinden Augen lag.
Tag
ist wie Nacht zu sehn eh ich dich sah,
Nacht
heller Tag, bringt dich der Traum mir nah.
Wär
meines Fleisches dumpfer Stoff der Sinn
So
triebe Ferne mich nicht kränkend fort.
Dann
zöge ich dem Raum zum Trotze hin
Von
weit entlegner Mark an deinen Ort.
Dann
wärs das gleiche wenn mein Fuss auch stand
Auf
fernster Erde weggeführt allein:
Der
flinke Sinn springt über Meer und Land
Schnell
wie den Platz er denkt wo er will sein.
Ach
Sinnen tötet mich dass nicht als Sinn
Ich
wenn du fern bist laufe lange Meile,
Dass
ich der viel aus Erd und Wasser bin
Muss
seufzend warten auf die Gunst der Weile.
Da
mir solch träge Stoffe nichts verleihn
Als
Tränen schwer - Zeichen von beider Pein.
Die
andren: leichte Luft und läuternd Feuer
Umgeben
beide dich wo ich auch bin,
Nah-ferne
gleitend mit geschwindem Steuer . . .
Jenes
ist meine Sehnsucht, dies mein Sinn.
Wenn
diese schnellern Stoffe sich befrein
Zu
zartem Liebesboten-Dienst, so bückt
Mein
Leben, das aus vier besteht, mit zwein
Sich
hin zum Tod von Traurigkeit erdrückt.
Dem
Leben kommt erst neuer Halt wenn nahn
Die
raschen Sendlinge zurück von dir . . .
Sie
kehren eben wieder und sie sahn
Gesund
und schön dich und berichtens mir.
Dies
bringt mir Freude: Doch nur kurz
entzückt
Send
ich sie wieder weg und bin bedrückt.
Mein
Herz und Auge kämpfen darob wild
An
wen die Beute deines Anblicks fällt:
Mein
Auge will mein Herz von deinem Bild
Wegdrängen
und mein Herz am Vorrecht hält.
Mein
Herz führt dies an: In ihm sei dein
Platz,
Nie
vom kristallnen Aug durchbohrter Schrein.
Jedoch
der Gegner leugnet diesen Satz
Und
sagt, in ihm nur sei dein holder Schein.
Die
Frage zu entscheiden übernimmt
Gerichtshof
von Gedanken, alle Knechte
Des
Herzens, und ihr Wahrspruch hat bestimmt
Des
klaren Augs, des teuren Herzens Rechte,
Wie
folgt: Dass meinem Aug dein Äussres
bliebe,
Dem
Herzen deines Herzens innre Liebe.
Ein
Bündnis zwischen Herz und Aug fand statt,
Wo
eins dem andern gute Hilfe schickt.
Ist
Aug nach einem Blicke hungermatt,
Ist
Herz von liebendem Geschluchz erstickt:
Mit
meiner Liebe Bild mein Aug dann prasst
Und
lädt mein Herz zu dem gemalten Schmaus.
Dann
wieder ruft mein Herz mein Aug als Gast,
Teilt
ihm von seinem Liebes-Sinnen aus.
So
durch dein Bildnis oder meine Liebe
Bist
du auch ferne gegenwärtig mir.
Dir
ist kein Ort wohin mein Sinn nicht triebe
Und
ich bin stets bei ihm und er bei dir.
Und,
schläft er, weckt dein Bild in meiner Brust
Das
Herz zu Herzens und zu Auges Lust.
Wie
achtsam war ich, ging ich aus dem Haus!
Jed
kleines Ding verriegelte ich gut,
Schloss
es zu meinem Nutz vom Nutzen aus
Unehrlicher
Hände, in der treue Hut.
Doch
du der Tand aus meinen Schätzen macht,
Heut
grösster Gram, du Trost vor allem lieb,
Bestes
vom Teuren, meine einzige Acht,
Du
wardst als Beute jedem schnöden Dieb!
Dich
schloss ich nicht in andre Truhe ein
Als
wo du nicht bist - fühl ich auch du bist -
Drinnen
in meines Busens edlem Schrein . . .
Du
kommst und gehst wie dir gefällig ist.
Doch
stiehlt man dich auch dort - mir bangt, es weise
Sich
Treue selbst als Dieb bei solchem Preise.
Für
jene Zeit - wär ich ihr nie gedenk! -
Wann
du auf meine Fehler zürnend siehst,
Du
hinwarfst deinen Liebe lezt Geschenk,
Auf
klugen Ratschlag deine Rechnung ziehst:
Für
jene Zeit wo du dich fremd entfernst,
Kaum
diese Sonne mich - dein Auge - grüsst,
Wenn
Ursach findend zu gemessnem Ernst
Die
Liebe frühere Dinge eingebüsst:
Für
jene Zeit umschirme ich mich hier
In
meines eignen Wertes Wissenheit
Und
heb die Hand auf, selber feindlich mir,
Dem
guten Recht zum Schutz auf deiner Seit.
Verlass
mich nur, da das Gesetz dich schüzt
Und
mich kein Grund dass du mich liebest stüzt!
Wie
schwer wandr ich auf meinem Wege fort
Und
meiner trüben Reise Ziel nur scheu'nd . . .
Denn
seine Rast und Labung lehrt dies Wort:
"Wie
weit die Meilen messen bis zum Freund!"
Mich
trägt mein Tier das müd von meinem Wehe
Dumpf
weiter trabt - es trägt die Last in mir -
Als
ob des armen innrer Trieb verstehe:
Sein
Reiter liebt nicht Eile, fern von dir.
Die
blutigen Sporen reizen es nicht mehr
Die
manchmal in die Haut ihm stösst mein Zorn
Und
mit Gestöhn erwidert es mir schwer
Das
für mich schärfer ist als ihm mein Sporn.
Denn
dies Gestöhn ruft meinen Geist zurück:
Mein
Gram liegt vorn und hinten liegt mein Glück.
Entschuldige
Liebe für langsamen Trutz
Den
dumpfen Träger, brech ich von dir auf!
Sollt
ich enteilen wo du bist? Nicht nutz
Ist
bis ich wiederkehr ein schleuniger Lauf.
Was
dann mein armes Tier entschuldigend sagt
Wenn
Äusserstes der Schnelle mir dünkt Rast?
Ich
gäb die Sporen selbst vom Wind gejagt
Und
Stillstand fänd ich in beschwingter Hast.
Dann
hält kein Pferd mit meiner Sehnsucht schritt
Und
Sehnsucht soll - die vollster Lieb entspross -
Wiehern,
kein dumpfes Fleisch, in glühendem Ritt.
Aus
Lieb entschuldige Liebe dann mein Ross:
"Einst,
von dir gehend, ging es trotzig-lang.
Hin
zu dir lauf ich, lass ihm seinen Gang."
Dem
Reichen gleich ich dem sein liebes Schloss
Aufspringt
zum süss verborgenen Besitze
Dess
Anblick er nicht jederzeit genoss
Dass
nicht verstumpft der seltnen Freude Spitze.
Feste
sind drum so einzig und so hehr
Weil
dünn-gesezt sie langes Jahr durchschneiden
Wie
edle Steine, seltner Wiederkehr,
Und
wie die Hauptjuwelen an Geschmeiden.
So
hält die Zeit dich mir wie eine Lade
Und
wie das Fach vom Feierkleid gefüllt:
Besondre
Stunde bringt besondre Gnade
Wenn
sie den eingefangnen Prunk enthüllt.
Gesegnet
bist du: Dessen Wert, wenn offen
Zum
Jubel anlässt, wenn verdeckt, zum Hoffen.
Was
war der Stoff der dich gebildet hatte,
Dass
tausend fremde Schatten dich umreihn?
Ist
jedem Dinge, jedem, nur ein Schatte:
Kannst
du, der Eine, tausend Schatten leihn?
Beschreib
Adonis, und die Schilderei
Ist
eine schwache Nachahmung von dir . . .
Helenens
Stirn leg alle Reize bei,
Und
du bist neu gemalt in griechischer Zier.
Von
Frühling sprich, von Früchtezeit im Jahr -
Eins
lässt den Schatten deiner Schönheit sehn,
Das
andre macht uns deine Güte klar:
Aus
jeder teuren Form willst du erstehn . . .
Kein
äussrer Reiz der nicht an dir erfreue!
Doch
gleichst du keinem, keiner dir, an Treue.
O
wieviel mehr die Schönheit schön erscheint
Durch
jenen süssen Schmuck den Wert ihr webt!
Hold
sieht die Rose aus, doch holder meint
Man
jenen süssen Duft der in ihr lebt.
Wildblüten
haben gleiche tiefe Glut
Am
gleichen Dorn wie riechend farbige Rosen
Und,
wenn des Sommers Atem offen tut
Die
Knospenlarven, gleiches üppiges Kosen.
Doch
ihre Tugend liegt nur im Gesicht,
Sie
leben ohne Lieb und Ehr, am Strauch
Absterbend
. . . Süsse Rosen tun das nicht:
Aus
ihrem süssen Tod strömt süsster Hauch.
So
träufle, lieblicher und schöner Knabe,
Wenn
alles welkt dein wert aus meiner Gabe.
Nicht
Marmor lebt und nicht vergoldet Mal
Solang
als diese mächtigen Melodien,
Nicht
scheint so hell als dieser Reihen Zahl
Der
schmutzige Stein von ekler Zeit bespien.
Wenn
grimmiger Krieg die Säulen überrennt
Und
Streit das Werk stürzt das der Maurer schuf:
Nicht
Schwert des Mars, nicht Kriegesfeuer brennt
Deines
Gedächtnisses lebendigen Ruf.
Durch
Tod und allvergessenen Verdruss
Gehst
du hindurch . . . Dein Preis bleibt
noch bestellt
Im
Auge aller Künftigen die die Welt
Aufbrauchen
bis zu dem verhängten Schluss.
So
lebst du, bis du aufstehst beim Gericht,
Hierin
und in der Liebenden Gesicht.
Erneue,
süsse Liebe, deine Kraft
Dass
diese Glut nicht stumpfer heissen darf
Als
Hunger der durch Speise heut erschlafft,
Am
nächsten Tag mit frischer Stärke scharf.
So,
Liebe, tu! Machst du auch heute voll
Dein
hungrig Auge bis es schwimmt vor Sattheit:
Schau
morgen wieder hin, nicht sterben soll
Der
Geist der Liebe durch beständige Mattheit.
Die
trübe Zwischenzeit sei wie das Meer
Das
Küsten trennt wo neuverbundnes Paar
Täglich
am Strand sich trifft: Die Wiederkehr
Der
Liebe stellt den Anblick schöner dar.
Auch
denke dir den Winter grambeschwert
Der
Sommers Gruss mehr wünschbar macht, mehr wert.
Ich
bin dein Sklave der nur auf die Stunden
Und
Zeiten deiner Lust zu harren weiss.
Nie
bin ich an kostbare Zeit gebunden
Noch
einen Dienst wenn nicht auf dein Geheiss.
Nicht
schelt ich auf die endlos lange Frist
Wenn
ich, Gebieter, deinthalb schau zur Uhr
Noch
denk ich wie die Ferne bitter ist
Wenn
dann dein Knecht auf deinen Wink entfuhr.
Nicht
wagt mein eifersüchtiger Sinn die Frag
Wo
du nun bist, an welch Geschäft du eilst . . .
Ich
harre, ein betrübter Sklav, und sag
Mir
bloss wie du beglückst wo du grad weilst.
Solch
treuer Narr ist Liebe: Ihr ist recht
Was
du auch wünschest, niemals denkt sie schlecht.
Verhüte
Gott der mich euch schuf zum Knecht
Dass
ich im Sinn Zeit eurer Lust bewachte
Noch
mir von euch auf Stunden nähm ein Recht:
Ich
eur Vasall der eure Musse achte!
O
lasst mich eure Freiheit - meine Haft -
Erdulden,
eurem Winke nur mich weihend.
Geduld,
gezähmt zum Leiden, habe Kraft
Für
alle Stösse, nie der Kränkung zeihend.
Tut
was ihr mögt! Eur Freibrief geht so
weit
Dass
ihr könnt spenden eurer Stunden Huld
Für
was ihr wollt, ihr dem das Recht verleiht
Selbst
zu vergeben selbsterworbne Schuld.
So
wart ich, ist auch Warten Höllenglut.
Nie
tadl ich eure Lust, ob bös ob gut.
Wenn
nichts neu ist, schon alles vorher war -
Wie
unsre Hirne dann betrogen sind!
Sie
mühn sich um Erfindung . . . Nicht
gewahr
Gehn
sie mit zweiter Last von früherem Kind.
O
liess Erinnerung mich, rückgewandt
Mehr
als fünfhundertmal der Sonne Gang,
Dein
Bildnis sehn in einem alten Band
Seitdem
zuerst der Geist aus Zeichen Drang!
So
säh ich was die Welt der Alten sprach
Von
deines Wunders aufgestelltem Bau -
Sind
wir verbessert? Stehn wir jenen nach?
Gleichen
die Umwandlungen sich genau?
O
ich weiss wohl: Die Kunst der früheren
Zeit
Hat
schlechterm Gegenstand ihr Lob geweiht.
Wie
Wogen drängen nach dem steinigen Strand
Ziehn
unsre Stunden eilig an ihr End
Und
jede tauscht mit der die vorher stand
Mühsamen
Zugs nach vorwärts nötigend.
Geburt,
einstmals in einer Flut von Licht,
Kriecht
bis zur Reife . . . Kaum damit
geschmückt,
Droht
schiefe Finstrung die den Glanz durchbricht
Und
Zeit die gab hat ihr Geschenk entrückt.
Zeit
sticht ins Grün der Jugend ihre Spur
Und
höhlt die Linie in der Schönheit Braue,
Frisst
von den Kostbarkeiten der Natur . . .
Nichts
ist worein nicht ihre Sense haue.
Doch
hält mein Vers für künftig Alter stand,
Preist
deinen Wert trotz ihrer grimmen Hand.
Ist
dein Befehl, dein Bildnis halte offen
Mein
schweres Augenlid in trüber Nacht?
Und
wünschest du, mein Schlummer sei durchbrochen
Da
mich ein Schatten der dir gleicht verlacht?
Ist
es dein Geist der ausgesandt von dir
So
weit vom Heim in meinen Taten sucht,
Unehr
entdeckt und müssige Zeit in mir,
Der
Zweck und Inhalt deiner Eifersucht?
O
deine Lieb ist sehr, doch nicht so gross . . .
Kraft
meines Liebens nur mein Auge wacht.
Mein
eignes treues Lieben raubt mir bloss
Die
Rast wenn sichs um dich zum Wächter macht.
Ich
wache für dich hier und du wachst da,
Weit
von mir weg, mit andren allzunah.
Der
Eigenliebe Sünde hat jed Teil,
Mein
Aug wie meine Seele in Gewalt -
Und
wider diese Sünde ist kein Heil:
Sie
hat im innern Herzen festen Halt.
Kein
Antlitz das mir so wie meins gefiel' -
So
wichtig keine Form, so wahr geprägt . . .
Ich
selbst nur setze meinem Wert ein Ziel
Der
allen Wert von allen andren schlägt.
Doch
wenn mein Spiegel mich zu sehen lehrt,
Von
Alters Beize eingeknickt, zerfetzt:
Les
ich die Eigenliebe umgekehrt,
Sich
so zu lieben wär Verruchtheit jetzt.
Du
bists, mein Selbst! Dich lob ich und
ich trage
Mein
Alter in die Schönheit deiner Tage.
Einst
geht es meinem Liebsten wie mir jezt.
Ihn
drückt und schwächt die Zeit mit rohem Schlag.
Wenn
sie sein Blut verdünnt, die Stirn verlezt
Mit
Strich und Runzel, wenn sein Jugendtag
Gewandert
ist nach Alters jäher Nacht -
Und
alle Schönheit der er nun befiehlt
Entschwindende
und schon geschwundne Pracht,
Wenn
sie ihm seines Frühlings Schätze stiehlt:
Für
solche Zeiten sammle ich nun Kraft
Dass
Alters grimmes Schwert ihm ferne bleibt,
Dass
es der Welt die Schönheit nicht entrafft
Der
süssen Lieb, ob auch des Liebsten Leib.
Von
seiner Schönheit zeugen schwarze Reihn:
Sie
werden leben und er jung drin sein.
Sah
ich durch grimme Hand der Zeit zerrauft
Reich-stolzen
Prunk vernuzt begrabner Welten
Und
sah ich hohe Türme die zerschellten
Und
ewiges Erz der Todes-Wut verkauft.
Sah
ich das Meer mit seinem gierigen Mund
Ein
Stück vom Königreich des Ufers fassen
Und
festen Grund entwandt den Flutenmassen . . .
Schwund
wird durch Anwachs, Anwachs wird durch Schwund . . .
Sah
ich den Wechselgang der Dinge dort
Und
diese Dinge selbst verdammt zum Übeln,
Dann
lehrten mich die Trümmer so zu grübeln:
Zeit
kommt und nimmt mir meine Liebe fort.
Solch
Denken ist wie Tod das so in Not
Weint
dass es hat was ihm zu schwinden droht.
LXV
Da
Erz und Stein, Land und endlose Flut
Bewältigt
wird von trübem Erdentume -
Kommt
Schönheit je zu Wort vor solcher Wut
Mit
einer Macht nicht stärker als der Blume?
O
wie soll Sommers Honigduft noch wehn
In
stürmischer Tage unheilvollem Prall,
Wenn
unbewegte Felsen nicht bestehn
Und
eherne Tore in der Zeit Verfall?
O
furchtbarer Gedanke! Wo hat Schutz
Der
Zeiten best Juwel vorm Zeitenstaub?
Welch
starke Hand beut schnellen Flüssen Trutz?
Verhindert
einer je der Schönheit Raub?
O
nie! wird nicht dies Wunder offenbar:
Aus
schwarzer Schrift strahlt meine Liebe klar.
Dies
alles müd ruf ich nach Todes Rast:
Seh
ich Verdienst als Bettelmann geborn
Und
dürftiges Nichts in Herrlichkeit gefasst
Und
reinsten Glauben unheilvoll verschworn
Und
goldne Ehre schändlich missverwandt
Und
jungfräuliche Tugend roh geschwächt
Und
das Vollkommne ungerecht verbannt
Und
Kraft durch lahme Lenkung abgeflächt
Und
Kunst schwer-zungig vor der Obrigkeit
Und
Geist vorm Doktor Narrheit ohne Recht
Und
Einfachheit missnannt Einfältigkeit
Und
Sklave Gut in Dienst beim Herren Schlecht.
Dies
alles müd möcht ich gegangen sein,
Liess
ich nicht, sterbend, meine Lieb allein.
Ach
warum er in der Verseuchung lebt,
Den
Freveln Zier durch seine Nähe schafft,
Und
Sünde sich mit Vorteil durch ihn hebt
Und
sich verbrämt mit seiner Nachbarschaft!
Weshalb
sein Antlitz falschen Malern borgt,
Verblasstes
Sehn ihm stiehlt lebendigen Glanz
Und
arme Schönheit auf dem Umweg sorgt
Um
Dunst von Rosen! Er ist Rose ganz!
Was
lebt er bei dem Einsturz der Natur
Wo
Lebensadern betteln gehn um Blut?
Sie
hat kein Schatzhaus als das seine nur.
Sie,
stoltz auf viele, lebt von seinem Gut.
Ihn
hält sie zum Beweis wie reich besetzt
Sie
war in früherm Jahr vorm schlechten Jetzt.
LXVIII
Sein
Antlitz gibt das Bild von fernen Tagen
Als
Schönheit lebt' und starb wie Blumen nun,
Eh
diese Bastardzeichen sie getragen
Und
wagte auf lebendige Stirn zu tun.
Eh
von den Toten man den goldnen Schopf,
Das
Recht der Grabesstätten, scheren liess
Zum
zweiten Leben auf dem zweiten Kopf,
Eh
man geprunkt mit toter Schönheit Vliess.
In
ihm die heiligen alten Stunden blühn,
Ohn
allen Zierat, für sich selbst und treu,
Sie
machten keinen Lenz mit andrem Grün,
Kein
Raub von Altem schmückte Schönheit neu.
Mit
ihm hält die Natur ein Bild empor
Der
falschen Kunst was Schönheit war zuvor.
LXIX
Dem
Teil an dir auf das die Welt hinschaut
Fehlt
nichts was Herzens Sinn verbessern könnt . . .
Dies
sagt dir aller Mund, der Seelen Laut,
Nur
Wahrheit kündend die der Feind selbst gönnt.
Dein
Äussres ist mit äussrem Preis gekrönt,
Doch
alle die dein Recht so zugestehn
Verdrehn
dies Lob mit Wort das anders tönt
Beim
Weiterdringen als die Augen sehn.
Sie
spähn nach Schönheit aus in deinem Geist,
Und
tun nach deinen Taten ihren Spruch . . .
War
auch ihr Auge mild: Ihr Sinn fügt
dreist
Zu
holder Blume geilen Unkrauts Ruch.
Nicht
ist dein Aussehn und dein Duft im Bund.
Die
Ursach ist: Du wächst auf aller Grund.
Dir
sei kein Vorwurf wenn sie schmähn gemacht,
Da
die Verleumdung gern das Holde sticht.
Die
Schönheit hat zum Zierat den Verdacht,
Die
Krähe fliegt in Himmels schönstes Licht.
Verleumdung
macht den Wert dir, wenn du gut,
Nur
grösser, dir umworben von der Zeit:
Denn
Lasters Wurm in süssten Knospen ruht . . .
Doch
ist dein Frühling rein und unentweiht.
Du
gingst aus junger Tage Hinterhalt -
Seis
nicht bestürmt, seis siegend im Gefecht.
Doch
hat dein Preis nicht so als Preis Gewalt
Dass
er den Neid hemmt der sich stets erfrecht.
Verhüllte
nicht der Argwohn deinen Ruhm:
Du
hättest aller Herzen Königtum.
Nicht
länger klage um mich wenn ich tot
Als
du die Glocke hörst die grämlich-graus
Der
Welt die Kunde meines Weggangs bot
Aus
feiler Welt zu feilster Würmer Haus.
Ja
liest du diese Reihn, sei ausser Frag
Die
Hand die schrieb! Dich lieb ich so dass
eh
Dein
süsses Denken mich vergessen mag
Als
dass du meiner denkend fühlst ein Weh.
O,
sag ich, siehst du dann auf dies Gedicht
Wenn
ich vielleicht verschüttet bin mit Staub:
Dann
nenn auch meinen armen Namen nicht,
Dein
Lieben schwinde mit des Lebens Raub.
Sonst
sieht die Welt klug auf dein Klagen hin,
Höhnt
dich mit mir wenn ich von hinnen bin.
Auf
dass die Welt kein Wort von euch begehr
Was
mein Verdienst war dass ihr mich noch liebt
Nach
meinem Tod: Mein Freund, denkt mein
nicht mehr
Da
sich aus mir nichts Würdiges ergibt.
Es
sei denn ihr ersännet frommen Lug
Um
mehr für mich zu tun als ziemlich ist
Und
lobtet mich nach meinem Weiterzug
Mehr
als die karge Wahrheit gern bemisst.
Würd
eure wahre Liebe falsch darin
Dass
sie aus Lieb unwahr gut von mir spricht:
Legt
meinen Namen wo mein Leib ist hin,
Und
euch wie mir zur Scham verbleib er nicht!
Ich
bin beschämt durch das was ich vollbring . . .
Ihr
müsst es sein, liebt ihr ein wertlos Ding.
Die
Zeit des Jahres magst du in mir sehn
Wo
gelbe Blätter, keine, wenige hangen
Auf
diesen Ästen die im Wind sich drehn,
Chor-Trümmer
kahl wo einst die Vögel sangen.
In
mir siehst du Zwielicht von solchem Tag
Der
nach der Sonne Weggang bleicht im West,
Das
schwarze Nacht gar bald entführen mag . . .
Zwilling
des Tods umhüllt sie alles fest.
In
mir siehst du das Brennen solcher Glut
Die
auf den Aschen ihrer Jugend schwebt
Wie
auf dem Totenbett wo sie bald ruht -
Durch
das verzehrt wovon sie einst gelebt.
Dein
Lieben wächst, wirst du dir des bewusst,
Und
du liebst wohl was du bald lassen musst.
Doch
sei zufrieden, wenn der grause Spruch
Ohn
allen Aufschub mich von dannen treibt:
So
hat mein Leben Wert in diesem Buch
Das
noch als Angedenken bei dir bleibt.
Du
siehst wenn du es übersiehst hinfür:
Den
grössren Anteil widmete ich dir.
Die
Erd erhält nur Erde als Gebühr,
Mein
Geist ist dein, der bessre Teil von mir.
So
hast du nur verloren wenn ich starb
Des
Lebens Hefe, fürs Gewürm den Rest,
Die
Beute die ein Meuchler feig erwarb -
Zu
schlecht als dass du dich erinnertest.
Der
Wert von jenem ist was ihm entschwebt
Und
das ist dieses hier: Was mit dir lebt.
So
bist du meinem Sinn wie Brot dem Leibe,
Wie
süss gewürzter Regen ist fürs Feld.
Ich
der ums Glück in dir in Kämpfen treibe,
Wie
es dem Geizhals geht mit seinem Geld.
Bin
bald wie ein Geniesser stolz, bald bang
Dass
diebisches Alter seine Schätze raube.
Bald
wünsch ich dich mir zum Allein-Empfang,
Bald
möcht ich dass die Welt mein Glück auch glaube.
Oft
schwelg ich voll in deinem Angesicht
Und
dann verhungr ich rein um einen Blick.
Und
andre Lust besitz und such ich nicht
Als
mich aus dir heisst nehmen das Geschick.
So
bin ich täglich trunken und verdorrt,
An
allem schlemmend oder alles fort.
Was
ist mein Vers an neuer Pracht so leer,
Von
Wechsel fern und schneller Änderung?
Was
schiel ich mit der Zeit nicht auch umher
Nach
neuer Art und seltner Fertigung.
Was
ich nur stets das Gleiche schreib, das Eine,
Erfindung
halt im üblichen Gewand?
Dass
fast aus jedem Wort mein Name scheine,
Die
Herkunft zeigend und wie es entstand?
O
süsses Lieb, ich schreibe stets von dir
Und
du und Liebe, ihr seid noch mein Plan . . .
Mein
Bestes: Altes Wort in neuer Zier:
Dies
tu ich immer, ists auch schon getan.
So
wie die Sonne täglich alt und neu
Sagt
meine Liebe schon Gesagtes treu.
Dein
Spiegel zeigt dir: So zerreisst dein
Schmuck,
Dein
Zeiger: Deine kostbarn Stunden fliehn.
Dies
leere Buch für deines Geistes Druck -
Aus
seinen Blättern magst du Lehre ziehn:
Die
Runzeln die dein Spiegel treu erweist
Sie
mahnen dich an Gräber gähnend weit,
Und
durch des Zeigers schattig Schleichen weisst
Du
diebischen Lauf der Zeit zur Ewigkeit.
Was
du nicht festhältst hinter deiner Stirn
Gib
diesen leeren Blättern: Und einst siehst
Du
diese Kinder gross aus deinem Hirn
Mit
denen neu dein Geist Bekanntschaft schliesst.
Zu
diesem Werk mach häufig den Versuch:
Dir
bringt es Nutz und Reichtum deinem Buch.
Oft
fleht ich dich als meine Muse an
Und
fand so schöne Hilfe für mein Lied
Dass
mir manch andrer Kiel es nachgetan:
Sein
Dichten unter deinen Schutz beschied.
Dein
Auge wies den Dumpfen hoch zu singen
Und
schwere Unkenntnis hinaufzufliehn,
Hat
Federn zugefügt des Weisen Schwingen,
Der
Armut zwiefach Herrlichkeit verliehn.
Doch
meist sei stolz auf mein gereimtes Spiel:
Es
hängt von dir ab, ist gezeugt von dir.
In
andrer Werken feilst du bloss den Stil,
Verzierest
Kunst mit deiner süssen Zier:
All
meine Kunst bist du und trägst soweit
Wie
Kenntnis meine rohe Unweisheit.
Als
ich allein um deine Hilfe rief
War
meiner Schrift allein dein edler Strich.
Nun
stehen meine artigen Zeilen schief
Und
meine kranke Muse andren wich.
Ich
weiss, süss Lieb, dein lieblicher Gehalt
Verdient
das Werk von würdigerem Reim,
Doch
was von dir aus deinem Dichter schallt
Das
raubt er dir und zahlt dir wieder heim.
Er
leiht dir Tugend und er stahl dies Wort
Von
deiner Haltung . . . Der die Schönheit
bringt
Fand
sie auf deiner Wange . . . Er gibt fort
An
dich kein andres Lob als dir entspringt.
Drum
danke ihm für das nicht was er schreibt:
Du
zahlst ja selbst was er dir schuldig bleibt.
Wie
fehlt mirs wenn ich von dir schreib an Kraft!
Ich
weiss dem bessern Geiste dient dein Nam
Zu
dessen Preis mit aller Macht er schafft -
Da
er dich rühmt macht er mich zungenlahm.
An
Weite gleicht dein Wert dem Ozean
Der
schwache so wie stolze Segel führt,
Auf
dem mein dreister und viel mindrer Kahn
Sich
gern in deinen breiten Wellen rührt.
Mich
hältst du mit der schwächsten Hilfe flott,
Er
zieht auf deiner unermessnen Flut . . .
Und
treib ich als ein Boot zerschellt zum Spott,
Ist
er von hohem Bau und wackrem Mut.
Dies
ist wenn ers erreicht und ich verdarb
Das
Schlimmste: Dass ich durch mein Lieben
starb.
Ob
ich einst deine Grabschrift machen werde,
Ob
du fortlebst, lieg ich im Staub zerfressen:
Kein
Tod raubt deinen Namen von der Erde,
Ist
auch von mir ein jeder Teil vergessen.
Wenn
dann dein Nam unsterblich lebt: So hab
Ich,
einmal tot, niemand der mein gedenkt.
Mir
gibt die Erde nur ein Alltagsgrab,
Du
lebst in aller Menschen Blick gesenkt.
Du
hast als Denkmal dann mein zart Gedicht
Das
heut noch unerschaffne Augen lesen.
In
spätren Zungen dann dein Wesen spricht
Wenn
alle Haucher dieser Zeit verwesen.
Dann
lebst du noch - mein Wirken ist der Grund -
Wo
Hauch am meisten haucht: in Menschenmund.
Du
bist mit meiner Muse nicht vermählt,
Drum
magst du schauen ohne Widerspruch
Der
Widmung Worte die so mancher wählt
Fürs
schöne Vorbild, Segen jedem Buch.
Du
bist so schön in Weisheit wie in Form
Und
hältst für deinen Wert mein Wort gering.
Deshalb
bist du gezwungen neue Norm
Zu
suchen in der Zeit die vorwärts ging.
Ja
tu das, Lieb. Doch zeigten sie auch
offen
Welch
mühsam Werk dem Redeprunk gelingt:
So
hat dich wahrhaft Schönen wahr getroffen
Mit
schlichtem Wort dein Freund der Wahres bringt.
Mit
ihrem groben Färben sei verhehlt
Blutlose
Wange: Bei dir ists verfehlt.
Ich
sah noch nie, euch wäre Färbung not
Und
darum färbt ich eure Schönheit nicht.
Ich
fand - mir schien, ich fand - sie überbot
Den
dürftigen Antrag einer Dichter-Pflicht.
Drum
schlief ich und hab nichts von euch gesagt
Damit
ihr der ihr daseid selber zeigt
Wie
eine Alltagsfeder zuviel wagt,
Spricht
sie mit Wert vom Wert der aus euch steigt.
Dies
Schweigen kam euch vor als böser Wille . . .
Doch
mir zum grössten Ruhme blieb ich stumm.
Ich
schadete der Schönheit nicht durch Stille
Sie
die beleben wollten brachten um.
Mehr
Leben gibt eins eurer schönen Augen
Als
eurer beiden Dichter Hymnen taugen.
Wer
spricht am meisten und was spricht so gut
Als
dieses reiche Lob: Ihr nur seid ihr?
In
wessen Mauern liegt der Schatz in Hut,
Ein
Gegenstück zu euresgleichen hier?
Armseligkeit
in jener Feder wohnt
Die
ihrem Stoff nicht etwas Glanz verleihe.
Doch
wer von euch schreibt, wenn er nur betont,
Ihr
wäret ihr, gibt seinem Wort die Weihe.
Er
schreibe einfach ab was in euch steht,
Verschlechtre
nicht was klar Natur erschuf -
Und
solch ein Ebenbild rühmt ihn beredt,
Bringt
seinen Stil an jedem Ort in Ruf.
Ihr
fügt zu eurem holden Segen Fluch,
Liebt
was eur Lob verringert: Lobes Spruch.
Mir
schweigt die Muse, macht nichts Wesens viel
Da
deines Lobs Berichte reich verteilt
Ihr
Wesen festigen mit goldnem Kiel
Und
Sätzeschmuck von allen Neun gefeilt.
Ich
sinne gut und andre schreiben gut.
Wie
Messner aus dem Volk ruf ich nur Amen
Zu
jedem Preislied das ein Fähiger tut
Mit
wohlverfeinter Schrift in glatten Rahmen.
Hör
ich dein Lob, so sag ich "ja 's ist wahr"
Und
setz aufs meiste Lob noch etwas mehr . . .
Doch
nur im Sinn - dess Liebe zu euch zwar
An
Wort zulezt kommt, doch an Rang weit ehr.
Gib
andren für ihr schallend Wort Gewicht,
Mir
für mein dumpf Gesinn draus Wahrheit spricht.
Tat
dies sein prächtig segelnd grosses Lied,
Das
auszog um eur allzukostbar Lob -
Dass
reifer Plan in meinem Hirn verschied,
Zu
Gruft der Grund ward draus er sich erhob?
War
es sein Geist der Geistes Lehr genoss
Weit
über Menschenhöh, was mich zerhieb? . .
.
Nicht
er vermocht es noch sein nächtiger Tross,
Sein
Helfer, dass mein Lied verschüchtert blieb.
Das
er nicht noch sein häuslich gütiger Geist
Der
nächtens ihn mit Eingebungen narrt
Sich
als mein Sieger, der mich stumm macht, preist!
Ich
war von derart Ängsten nicht erstarrt.
Doch
euer Ansehn füllte seine Reihn:
Da
ging ich leer aus - meine wurden klein.
Lebwohl! Zu teuer ist dein Besitz für mich
Und
du weisst wohl wie schwer du bist zu kaufen . . .
Der
Freibrief deines Werts entbindet dich . . .
Mein
Recht auf dich ist völlig abgelaufen.
Wie
hab ich dich, wenn nicht durch mein Gewähren?
Verdien
ich was von deinen Schätzen allen?
Aus
mir ist nicht dein Schenken zu erklären . . .
So
ist mein Gnadenlehn anheimgefallen.
Du
gabst dich damals, deinen Wert nicht sehend -
Vielleicht
auch dem du gabst, mich, anders nehmend . . .
Dein
gross Geschenk, aus Irrtum nur entstehend,
Kehrt
heimwärts bessrem Urteil sich bequemend.
So
hatt ich dich wie Träume die beschleichen -
Im
Schlaf ein Fürst, doch wachend nichts dergleichen.
Hast
du einst mich gering zu achten Lust,
Und
stellest mein Verdienst vors Aug des Neids:
Kämpf
ich für dich zum eigenen Verlust,
Nenn
ich dich gut trotz deines falschen Eids.
Ich
lege selbst die eigne Schwäche offen
Zu
deinem Nutzen - selbst am besten wissend
Was
an verborgnen Fehlern mich betroffen . . .
Und
vielen Glanz erwirbst du, mich vermissend.
Und
ich bin ein Gewinner noch dazu.
Mit
allen Sinnen neig ich ja zu dir . . .
Und
gibt die Unbill die ich selbst mir tu
Dir
Vorteil: Gibt sie Doppel-Vorteil mir.
So
ist mein Lieben, so bin ich dein Knecht
Dass
ich jed Falsch ertrage für dein Recht.
Sag,
du verliessest mich um einen Fehl,
Und
ich entschuldige dich für diesen Schlag.
Sag,
ich sei lahm, so hink ich auf Befehl
Da
ich mit deinem Grund nicht rechten mag.
Du,
Lieb, verstössest mich nicht halb so schlimm
Um
dem erwünschten Wechsel Form zu leihn
Als
ich mich selbst verstosse . . . Du
bestimm!
So
töt ich Freundschaft, schau als Fremder drein . . .
Bin
fern von deinen Wegen . . . Nie mehr sei
Dein
süss geliebter Nam auf meinem Mund
Dass
ich Unheiliger ihn nicht entweih . . .
Und
etwa künde unsren alten Bund.
Dich
schützend stoss ich nach der eignen Brust,
Ich
darf nicht lieben den du hassen musst.
Nun
hass mich wenn du willst! Wenn je, so
jetzt:
Jetzt
wo die Welt mein Werk durchquert mit Lust.
Erdrück
mich, hilf dem Schicksal das mich hetzt
Und
komm mir nicht mit einem Nachverlust.
Ach,
wenn mein Herz entronnen seinen Sorgen
Fall
in den Rücken nicht besiegtem Leid!
Gib
nicht zur Wind-Nacht einen Regen-Morgen,
Verzögre
nicht verdammenden Bescheid.
Willst
du mich lassen, lass mich nicht am Schluss
Wenn
schon manch kleines Leid sein Werk vollbracht . . .
Komm
beim Beginn wo ich gleich kosten muss
Das
Allerschlimmste von des Schicksals Macht.
Und
manch ein Weh, scheint es auch jetzt als eins,
Gemessen
am Verlust von dir, ist keins.
Der
pocht auf Kunst, der auf Vermögensstand,
Der
auf des Körpers Kraft, der auf Geblüt,
Der
auf ein schlecht-neumodisches Gewand
Und
der auf Hund und Habicht und Gestüt.
Jed
Wesen hat sein zugeteilt Vergnügen
Darin
es Freude sucht mehr als im Reste . . .
Ich
aber frage nichts nach Einzelzügen,
Ich:
besser als sie all durchs eine Beste.
Besser
als Blut ist deine Liebe mir,
Reicher
als Gut, stolzer als köstlich Kleid,
Ist
mehr als Hund und Habicht meine Zier,
Und
bist du mein, prang ich zu aller Neid . . .
Elend
nur darin dass du nehmen magst
All
dies - und mich ins grösste Elend jagst.
Doch
tu dein Schlimmstes nur: Stiehl dich
hinaus!
Für
Lebens Frist bist du gesichert mein.
Mit
deiner Liebe geht mein Leben aus:
Es
ist gebunden an die Liebe dein.
Wie
hätt ich also Furcht vorm schlimmsten Weh
Wenn
durch ein kleinstes schon mein Leben fällt?
Ein
bessres Los ist was ich vor mir seh
Als
dies das sich an deine Laune hält.
Nicht
kränken kannst du mich mit Unbestand
Wenn
durch dein Weggehn schon mein Leben floh!
O
was ich für ein frohes Anrecht fand:
Froh
dich zu lieben und zu sterben froh!
Doch
gibts ein Selig-Schön dem nichts gebricht?
Du
magst mir falsch sein und ich weiss es nicht.
So
werd ich leben, meinend, du wärst treu,
Wie
ein getäuschter Gatte . . . Dem Gesicht
Der
Liebe will ich traun, schaut es auch neu . . .
Dein
Aug ist bei mir und dein Herz ists nicht.
Denn
leben kann kein Hass in deinem Blick,
Weshalb
ich deinen Wechsel nie erfahr . . .
In
mancher Augen steht des Lugs Chronik
In
Blinzeln Zucken Rollen sonderbar.
Jedoch
der Himmel der dich schuf hat stet
Dein
Antlitz süsser Liebe Sitz geweiht.
Was
auch dein Sinn, was auch dein Herz begeht:
Dein
Auge sage nichts als Süssigkeit.
Dein
Reiz wird wie der Apfel Evas sein,
Gleicht
deine süsse Tugend nicht dem Schein.
Wer
Macht zu schaden hat und schränkt sie ein,
Wer
das nicht tut was meist er trägt zur Schau,
Wer
andre rührend selber ist wie Stein
Unrührbar
kalt und bei Versuchung flau:
Der
nimmt mit Recht Besitz von Himmels Gaben
Und
spart der Erde Schatz dass er nicht schwinde,
Der
darf sein Gut als Herr und Eigner haben -
Die
andern sind nur seiner Pracht Gesinde.
Des
Sommers Blume ist dem Sommer lieb,
Sie,
ob auch nur für sich frisch oder tot . . .
Jedoch
befällt die Blume schnöder Trieb,
Wird
von dem ärmsten Gras ihr Glanz bedroht.
Denn
Süssestem ist herbster Fall gemäss.
Lilie
die fault riecht übler als Gegräs.
Wie
süss und lieblich machst du gar die Schmach
Die
wie der Wurm in einer duftigen Rose
Die
Schönheit deines blühenden Namens stach!
Wie
süss umhüllest du das Sittenlose!
Wer
deinen Taglauf und, unzüchtigerweis
Auslegend,
deinen Zeitvertreib bespricht:
Kann
tadeln nur mit einer Art von Preis . . .
Dein
Name segnet widrigen Bericht.
Für
solche Laster - o welch ein Versteck
Die
dich sich ausgesucht zu ihrem Haus!
Der
Schönheit Schleier schwebt auf jedem Fleck
Und
schön fällt jeglich Ding fürs Auge aus.
Die
mahne, teures Herz, solch ein Triumph:
Die
schärfste Schneide schlecht gebraucht wird stumpf.
Der
sagt, dein Fehl sei Jugend, loser Streich,
Der
sagt, dein Reiz sei Jugend, edles Spiel,
Und
Reiz und Fehl liebt man bei arm und reich.
Du
machst zum Reiz den Fehl der dich befiel.
Wie
an der Fürstin Hand in voller Zier
Das
ärmste Kleinod wird als Wert betrachtet,
So
setzen sich die Irrtümer an dir
In
Wahrheit um und sind als wahr geachtet.
Wie
manches Lamm der wilde Wolf betröge,
Könnt
als ein Lamm er seinen Blick verdrehn!
Wie
mancher Schauende hintennach dir zöge
Wenn
du die volle Stärke liessest sehn!
Doch
tu dies nicht - derart ist unser Bund:
Mein
da du mein bist ist auch dein Leumund.
Gleich
einem Winter war mir meine Ferne
Von
dir, Entzücken du vom flüchtigen Jahr!
Wie
fühlt ich Frost! Verdunkelt sahn die Sterne,
Und
überall Dezember alt und bar!
Doch
waren Sommers Zeiten die entlegnen:
Der
trächtige Herbst, mit reicher Schwellung gross,
Trug
von dem Sommer her das üppige Segnen
Wie
nach des Gatten Tod der Witwe Schoss.
Doch
dieser volle Ausbruch deuchte mir
Hoffnung
von Waisen, vaterlose Frucht -
Denn
Sommer und sein Reichtum warten dir
Und
Vögel werden stumm bei deiner Flucht.
Doch
wenn sie singen ist so trüb der Laut
Dass
bleich das Laub wird dem vorm Winter graut.
Von
dir war ich entfernt im Vorfrühling
Als
stolz April im bunten Schmucke schritt
Und
Geist der Jugend goss in jedes Ding -
Der
schwere Saturn lief und lachte mit.
Doch
gab mir Vogellied und süsser Hauch
Von
Blumen reich an Duft und Glanz nicht Lust
Mich
zu ergehen nach des Sommers Brauch,
Sie
zu entpflücken ihrer stolzen Brust.
Das
Weiss der Lilie nahm ich nicht in acht
Noch
lobte ich der Rose tiefes Rot . . .
Sie
waren süss, doch Abglanz nur der Pracht:
Nach
dir gezeichnet der das Vorbild bot.
Doch
Winter schien es, denn du kamest nie:
Wie
deinen Schatten so umspielt ich sie.
Das
übermütige Veilchen schalt ich drob:
"Wo,
süsser Dieb, stahlst du dein Süss das haucht?
Von
meines Liebsten Atem! . . . Purpurn Lob
Auf
deiner Wange? Du hast eingetaucht
In
meines Liebsten Adern allzugrob."
Die
Lilie klagt ich an um deine Hand,
Die
Mairan-Knospe die dein Haar bestahl -
Und
manche Rose bang am Dorne stand
Die
rote Scham, und jene weisse Qual.
Nicht
weiss noch rot, die dritte, stahl von zwein
Die
deinen Hauch zu nehmen sich vermass,
Doch
für den Diebstahl trotz dem stolzen Schein
Ein
rachevoller Wurm zu Tod sie frass.
Mehr
Blumen traf ich an, doch keine kam
Die
Duft und Farbe nicht von dir entnahm.
Wo
bist du, Muse? Du vergisst zu lang
Zu
künden was dir schenkt all deinen Geist.
Warfst
du dein Feuer weg für eitlen Sang,
Schwächst
deine Kraft die niedre Stoffe preist?
Kehr
um, nachlässige Muse, füll erneut
Mit
edlem Ton so schlecht verwandte Zeit,
Sing
für das Ohr das deines Lieds sich freut
Und
deinem Stift Kunst und Gehalt verleiht.
Auf! Muse, komm!
Des Liebsten süss Gesicht
Schau
an: Grub Zeit dort eine Furche schon?
Und
wenn - schreib auf Verfall ein Spottgedicht,
Mach
dass vom Raub der Zeit man spricht mit Hohn.
Gib
Ruhm ihm schnelleren Gangs als Zeit versehrt,
Schütz
ihn vor ihrer Sens' und krummem Schwert.
O
träge Muse, wie machst du das gut
Dass
du solang nicht Wahr mit Schönem malst?
Denn
Wahr und Schön in meiner Liebe ruht
So
wie in dir: Dies ists wodurch du strahlst.
Gib
Antwort, Muse! Sagst du nicht
vielleicht:
"Wahres
braucht keinen Glanz - voll eignem Glanz . . .
Schönes
nicht Pinsel der aufs Wahre streicht . . .
Bestes
ist Bestes - ohne Mischung ganz?"
Weil
er nicht Preis bedarf drum brichst du ab?
Entschulde
so dein Schweigen nicht: Du weisst
Wodurch
er lebt mehr als durch goldnes Grab
Und
was ihn in den künftigen Zeiten preist.
So,
Muse, tu dein Amt! Dich lehr ich ihn
Spät
noch so zeigen wie er heut erschien.
Stark
ist mein Lieben - schwach nur in Erscheinung.
Nicht
minder lieb ich wenn sichs minder zeigt.
Die
Lieb ist Kaufgut deren reiche Meinung
Beständig
aus des Eigners Munde steigt.
Damals
war Lenz und unsre Liebe grün,
Da
grüsst ich täglich sie mit meinem Sang.
So
schlägt die Nachtigall in Sommers Blühn
Und
schweigt den Ton in reifrer Tage Gang.
Nicht
dass der Sommer minder schön nun sei
Da
nicht ihr Klaglied mehr bricht durch die Nacht:
Doch
beugt den Busch die wilde Melodei,
Und
Süsses lässt durch Brauch die holde Pracht.
Darum,
gleich ihr, verstumme ich so lang
Dass
du nicht müde wirst durch meinen Sang.
Was
meine Muse, ach, so arm beschert
Bei
solchem Stoff zum Zeigen ihrer Pracht!
Der
blosse Gegenstand hat grössren Wert
Als
den mein zugefügtes Lob ihm macht.
O
scheltet nicht für die so karge Schrift!
In
eurem Spiegel seht euer Antlitz nach
Das
meine dumpfen Fabeln übertrifft . . .
Es
macht mein Reimen matt und bringt mir Schmach.
Verbessern-Suchen
- wäre dies nicht Schuld?
Trübmachen
die Gestalt die schön zuvor?
Nur
deine Gaben künd ich, deine Huld:
Mein
Vers strebt nicht zu einem andren Tor.
Mehr,
viel mehr als in meinen Versen steht
Sagt
euer Spiegel wenn ihr darein seht.
Für
mich, mein schöner Freund, seid ihr nie alt:
Denn
ganz wie erst ich sah in eur Gesicht,
Scheint
eure Schönheit noch . . . Drei Winter
kalt
Jagten
vom Walde dreier Sommer Licht.
Drei
Lenze schön, in gelben Herbst gewandt,
Sah
ich im Lauf der Zeiten und das Blühn
Des
Mai dreimal von Juni-Glut verbrannt
Seit
erst ich frisch euch sah, euch jezt noch grün.
Ach,
Schönheit schleicht doch wie ein Zeiger geht
Unmerklich
vorwärts auf dem Blatt der Uhr!
Hat
nicht eur süsser Reiz der, scheint mir, steht
Bewegung
und mein Auge täuscht sich nur!
Hör,
ungeborne Zeit, da solches droht:
Eh
du da warst, war Lenz der Schönheit tot.
Nennt
meine Liebe nicht Abgötterei
Drin
den Geliebten ihr als Götzen seht -
Sagt
nicht, mein Sang und Lob sei einerlei:
Einem,
an einen, immernoch und stet.
Gut
ist heut meine Liebe, morgen gut,
Beständig
stets in wunderbarem Grad -
Weshalb
mein Vers auf Ständigkeit beruht,
Ein
Ding nur sagt, nicht sucht nach andrem Pfad.
"Schön
gut und treu" dies ist mein ganzer Plan . . .
"Schön
gut und treu" mit neuer Worte Spiel . . .
Mein
Dichten dreht sich nur in dieser Bahn.
Drei
Ding in einem: Wunderbares Ziel!
Schön
gut und treu: Sie lebten oft allein
Doch
selten an demselben Platz zu drein.
Wenn
ich in der zerronnenen Zeiten Buch
Gezeichnet
seh der schönsten Leute Bild -
Macht
dort die Schönheit schönen alten Spruch
Zum
Preis von Damen tot und Rittern mild:
So
seh ich wo sich süsse Schönheit schmückt
Mit
Bestem, Fuss und Hand und Aug und Mund:
Ihr
alter Griffel wünschte ausgedrückt
Das
Schöne grad wie ihrs beherrscht zur Stund.
So
war ihr ganzer Preis nur Prophezein
Auf
unsre Zeit: Sie bildeten euch vor,
Sie,
schauend mit der Ahnung Aug allein,
Nicht
ganz geschickt für eures Ruhmes Chor.
Wir
haben, lebend in dem heutigen Kreis,
Auge
zum Schauen doch nicht Wort zum Preis.
Nicht
eigne Angst noch der prophetische Geist
Der
weiten Welt der künftige Dinge ahnt
Auf
meiner treuen Liebe Ablauf weist
Und
an Verfall zu fester Frist gemahnt.
Der
Menschen Mond strahlte nach Finsternis
Und
trübe Magier spotten eignen Spruchs.
Das
Reich der Schwankungen ward nun gewiss,
Friede
ruft Palmen aus von ewigem Wuchs.
Jezt
in dem Träufeln so balsamischer Zeit
Blickt
meine Liebe frisch und Tod gibt nach
Da
trotz ihm mein arm Lied mir Dauer leiht . . .
Er
schlage Menschen dumpf und ohne Sprach!
Und
dir wird hierin ein Gedächtnismal
Wenn
Herrscher-Reif verfiel und Gruft von Stahl.
Was
ist im Hirn das Tinte kann verleihn
Das
ich dir nicht entwarf mit treuem Sinne?
Was
gibt es neu zu reden, neu zu reihn
Zu
deinem teuren Wert, zu meiner Minne?
Nichts,
süsser Knabe . . . Doch wie Gott
anflehend
Muss
ich dasselbe sagen allezeit:
Du
mein, ich dein - nichts alt im Alten sehend -
Seit
ich dir holdem Namen erst geweiht.
Die
ewige Lieb im frischen Liebesschmuck
Beachtet
nicht der Jahre Sturm und Fall,
Glaubt
nicht an der notwendigen Falten Druck
Und
hält das Alter ständig als Vasall.
Für
sie lebt noch der ersten Liebe Geist
Wo
Zeit und äussre Form ihn tot erweist.
O
sag nicht dass ich falsch von Herzen sei,
Schien
Ferne auch zu dämpfen meine Glut:
So
leicht macht ich des eignen Ichs mich frei
Als
meiner Seele die im Herz dir ruht.
Dort
ist mein Haus der Liebe. Wie der Wandrer
Kehr
ich dorthin zurück nach weiter Strecke,
Recht
zu der Zeit und mit der Zeit kein Andrer -
So
bring ich Wasser selbst für meine Flecke.
Glaub
nimmermehr wenn auch mein Wesen steckt
Voll
Schwächen - sie befallen jeglich Blut -
Dass
es sich so unsinnigerweis befleckt
Und
für ein Nichts lässt sein gesamtes Gut.
Mir
giltst allein auf weitem Erdenball
Du,
meine Rose, du bist drin mein All.
Ach
es ist wahr: Ich schweifte hier und
dort
Und
machte mich zum Schecken für den Schein,
Stach
in den eignen Sinn, warf Wertstes fort
Und
schuf aus neuem Lieben alte Pein.
Es
ist ganz wahr: Ich blickte scheel und
scheu
Die
Wahrheit an - jedoch bei allem Droben! -
Dies
Abseitgehn gab mir die Jugend neu:
Ich
sah als Bestes dich bei schlechtern Proben.
All
dies ist hin . . . Nimm nun was nie
verblasst!
Und
nimmermehr sei meine Lust gesptizt
Auf
neuere Kost, dem ältern Freund zur Last,
Dem
Gott in Liebe der mich ganz besitzt.
So
nimm, du nächst dem Herrn mir höchste Lust,
Mich
an die reine, lieb-liebreiche Brust.
O
zeigt euch meinethalb aufs Glück ergrimmt,
Die
schuldige Gottheit meiner Leidensfahrt,
Die
für mein Leben Bessres nicht bestimmt
Als
Volks-Erwerb der nachzieht Volkes Art.
Daher
empfängt mein Name einen Brand,
Daher
wird all mein Wesen fast bedräut
Durch
meine Arbeit - wie des Färbers Hand.
Habt
Mitleid denn und wünschet mich erneut.
Dann
schlürf ich wie ein williger Kranker ein
Den
Essig-Trank für meine giftige Sucht
Und
nichts von Bittrem soll mir bitter sein
Noch
Doppelstrafe mehrend Zucht mit Zucht.
Habt
Mitleid mit mir, Teurer! Dann bekund
ich:
Allein
von eurem Mitleid schon gesund ich.
Mit
Lieb und Mitleid füllt ihr aus was hohl
Unglimpf
des Volks mir in die Stirn gepresst.
Was
gilt mir ob man übel spricht ob wohl
Wenn
ihr mein Böses denkt, mein Gutes messt!
Ihr
seid mir all die Welt, und mir ist Pflicht
Dass
Lob dass Schmach mir kommt kraft eures Winks
Kein
Andrer gilt mir, ich für Andren nicht
Der
ehernen Sinn mir drehe, rechts noch links.
So
tief zum Abgrund werf ich alle Acht
Auf
Andrer Rede dass mein Nattern-Ohr
Sich
taub für Schmeichler wie für Tadler macht,
Für
meinen Gleichmut bring ich dieses vor:
Ihr
haltet so in meinem Sinne fest
Dass
tot mir dünkt der ganzen Erde Rest.
Seit
ich euch liess verbleibt mein Aug im Geist
Und
was mein Führer ist von Ort zu Ort
Teilt
nunmehr seinen Dienst, ist blind zumeist,
Scheint
sehnend aber wirklich ist es fort.
Nie
liefert es dem Herzen die Gestalt
Von
Vogel Blume Körper die es fängt,
Der
hurtige Zug macht für den Geist nicht halt
Noch
bannt es selbst die Schau die es empfängt.
Ob
es das Rauhste, Zartste sehen mag,
Die
süsste Stirn, den ungestaltsten Wicht:
Es
formt Gebirg und See und Nacht und Tag
Und
Taub' und Kräh nach eurem Angesicht . . .
So
dass für andres schwach, von euch gefüllt,
Mein
treuster Geist mein Aug in Untreu hüllt.
Wie
ist es? Schlürft mein Geist, eur
Thron-Nachbar,
Des
Herrschers Plage ein, die Schmeichelei?
Wie
oder sage ich: Mein Aug spricht wahr
Und
eure Liebe lehrt es Zauberei,
Dass
es aus Scheusal macht und roher Brut
Engel
wie deinem süssen Selbst sie gleichen,
Aus
jedem Bös schafft ein vollkommen Gut
Sobald
die Dinge seinen Strahl erreichen?
O
's ist das Erste! Schmeicheln macht
mich sehn.
Mein
hoher Geist schlürft es ganz fürstlich ein.
Mein
Aug kann diese Vorlieb wohl verstehn,
Bereitet
ihm für seinen Schmack den Wein.
Ist
Gift darin, entschuldigt dies den Trug:
Mein
Aug liebt es und tut den ersten Zug.
Die
Reihen die ich früher schrieb sind Lug,
Auch
dieses: Lieben könnt ich euch nicht
treuer.
Damals
sah ich nicht ein nach welchem Fug
Einst
heller brennen sollt mein vollstes Feuer.
Doch
denk ich nach, wie Zeit millionenfach
Einschleicht
in Schwüre, bricht der Könige Wort,
Bleicht
heilige Schönheit, drückt das Härtste flach,
Zieht
starken Geist auf schwanke Wege fort:
Ach
dass ich bang vor der Gewalt der Zeit
Nicht
sprechen darf: "Nun lieb ich euch
zu best".
Wenn
ich gesichert vor Unsicherheit
Das
Heute kröne, zweifle an dem Rest!
Liebe
ist Kind: Dann sprech ich richtig doch
Von
vollem Wuchs wo weitres Wachstum noch!
Man
spreche nicht bei treuer Geister Bund
Von
Hindernis! Liebe ist nicht mehr Liebe
Die
eine Ändrung säh als Ändrungs-Grund
Und
mit dem Schiebenden willfährig schiebe.
O
nein, sie ist ein immer fester Turm
Der
auf die Wetter schaut und unberennbar.
Sie
ist ein Stern für jedes Schiff im Sturm:
Man
misst den Stand, doch ist sein Wert unnennbar.
Lieb'
ist nicht Narr der Zeit: Ob Rosen-Mund
Und
-Wang auch kommt vor jene Sichelhand . . .
Lieb'
ändert nicht mit kurzer Woch und Stund,
Nein,
sie hält aus bis an des Grabes Rand.
Ist
dies Irrtum der sich an mir bewies,
Hat
nie ein Mensch geliebt, nie schrieb ich dies.
So
klagt mich an: Dass ich für mich nur
nahm
Was
eurer hohen Gunst ich schuldig war,
Zu
eurer treusten Liebe nicht mehr kam
An
die jed Band mich fesselt immerdar,
Dass
ich mit Geistern ging die wertlos sind,
Dein
schwer erkauftes Recht preisgab der Welt,
Mein
Segel hissen liess nach jedem Wind
Der
mich am fernsten von euch weggeschnellt.
Schreibt
meinen Starrsinn auf und meinen Wahn,
Macht
- nach Beweis - das Maass mit Argwohn voll,
Bringt
mich in eures Missgefallens Bahn,
Doch
trefft mich nicht in eurem wachen Groll.
Mein
Einspruch sagt dass ich nur so befand
Euerer
Liebe Tugend und Bestand.
Wie
man zur Schärfung seiner Esslust tut,
Mit
beissendem Gemische reizt die Zung,
Wie
vor noch fernem Übel auf der Hut,
Man
Krankheit schafft durch Blutes Reinigung:
So
voll von deiner Süsse die nie sattmacht
Stellt
ich mein Essen her mit bittrer Brühe
Und
krank vom Wohlsein suchte ich was mattmacht,
Fast
freudig eh geboten war die Mühe.
Vorweg
sich nehmen so aus Liebes-List
Ein
kommend Weh - zog wahr Gebrest herbei . . .
In
Siechtum kehrt ich um gesunde Frist,
Zu
voll von Wohl fand ich im Weh Arznei.
Draus
zieh ich Lehre die das Rechte trifft:
Wer
an dir krankt dem werden Mittel Gift.
Trank
ich Sirenen-Tränen, Mischerei
Aus
Tiegeln scheusslich wie die Hölle drin!
Gab
Ängsten Hoffnung, Hoffnung Ängste bei,
Verlor
da wo ich griff nach dem Gewinn!
Indes
es selig sich wie niemals dachte,
Wie
nur mein Herz verfiel in sündiges Irren!
Was
so mein Aug aus seinem Kreise brachte
In
dieses wahnsinnhaften Fiebers Wirren!
O
Glück des Übels! Nun seh ich genau:
Das
Bessre wird durch Übel stets noch besser.
Zerstörte
Liebe wird beim neuen Bau
Schöner
wie erst und kräftiger und grösser.
So
kehr ich um, zu meinem Glück ein Tor,
Gewann
durch Schuld dreifach was ich verlor.
Dass
ihr einst Unfreund wart erfreut mich nun,
Und
denk ich der dabei empfundnen Qual
Muss
niederbeugen mich mein Übeltun,
Sind
meine Nerven nicht von Erz und Stahl.
Denn
littet ihr von meiner Freundschaft Schlägen
Wie
ich von euch, gingt ihr durch Höllen-Zeit,
Und
ich Tyrann nahm mir nicht Müh zu wägen
Was
ich einst litt durch eure Sündigkeit.
O
hätte unsre Leidensnacht erinnert
Mein
tiefst Gemüt an Schlag von wahrem Schmerz . . .
Und
euren - wie ihr meinen - bald gelindert
Mit
schlichtem Balsam, gut fürs wunde Herz.
Doch
dieses eur Vergehn wird nun zum Zoll:
Es
löst euch wie mich eures lösen soll.
Besser
ist schlecht zu sein als schlecht genannt
Wenn
Nicht-Bestehn verklagt wird zum Bestehen
Und
edle Lust verpönt - nicht aberkannt
Durch
unser Fühlen, doch durch Andrer Sehen.
Was
sollte Andrer fälschend tückische Nähe
Die
Blicke werfen auf mein lebhaft Blut?
Was
soll für meine Schwächen schwächere Spähe
Der
das als bös erscheint was mir als gut?
Nein,
ich bin der ich bin . . . Die
losgezogen
Auf
meine Fehler stellen ihre dar.
Ich
mag gerade sein, sie selbst gebogen -
Nicht
leg ihr geiler Sinn mein Handeln klar.
Sie
glaubten denn ans Übel allerseit:
Jeder
sei schlecht und herrsch in Schlechtigkeit.
Das
Merkbuch, dein Geschenk, trag ich in mir
Voll
von Erinnerung für alle Zeit
Die
länger bleibt als diese nichtige Zier
Jenseit
der Tage bis zur Ewigkeit.
Wenn
nicht, so lange doch als Herz und Geist
Von
der Natur erlaubt ist zu bestehn . . .
Bis
beides in Vergessens Schutt verweist
Sein
Stück von dir, wird nie dein Bild vergehn.
Dies
aufbewahrte Ding hält nicht so sehr,
Für
deiner Liebe Wert brauchts keinen Stab
Sie
drin zu kerben - darum gab ichs her
Dem
Buch zu traun drin ich dich besser hab.
Mir
Helfer halten dein gedenk zu sein:
Das
würfe auf mich des Vergessens Schein.
Nein,
Zeit, sag du nicht stolz, ich ändre mich,
Bau
deine Träume auf mit frischer Macht:
Sie
sind für mich nicht neu nicht sonderlich,
Sie
sind nur Aufschmuck einer frühern Pracht.
Wir
leben kurz nur - weshalb wir bestaunen
Was
du uns unterschiebst das schon geschah.
Wir
denkens eh'r gezeugt für unsre Launen
Wie
als ein Ding das man längst hört und sah.
Ich
trotz euch, dir und deinem Federzug.
Aufs
Heut aufs Gestern blicke ich gefasst . . .
Denn
dein Gerücht und was wir schaun ist Lug
Und
gross und klein Werk deiner ständigen Hast.
Doch
dies soll immer sein - das schwör ich mir:
Ich
bleibe treu trotz deiner Sens' und dir.
Wär
meine Liebe nur ein Kind der Pracht
So
könnte Glück als Bastard sie entvätern,
So
würfe Zeit die zürnt und Zeit die lacht
Den
Pflückern sie als Blum, als Gras den Jätern.
Nein,
sie entstand fern von Zufälligkeit.
Sie
leidet nicht durch Pomp der gleisst, noch sinkt
Vorm
Schlag gedrückter Unzufriedenheit
Wozu
die Zeit jezt unsrer Laune winkt.
Sie
fürchtet Klugheit nicht, die Ketzerin,
Wirkt
nicht mit kurzbemessnem Überlass.
Sie
nur steht da mit maasslos klugem Sinn,
Wächst
nicht durch Hitze, weicht nicht auf durch Nass.
Hier
mögt ihr Narrn der Zeit mir Rede stehn:
Ihr
starbt fürs Recht und lebtet fürs Vergehn.
Umsonst
nur trüge ich den Baldachin,
Mit
meinem Äussern huldigend dem Schein,
Und
- was so kurz wie Fall ist und Ruin -
Legt
ich zu ewigem Bau den Unterstein.
Sah
ich nicht Schwelgende in Form und Hülle
Arm,
ärmer werden durch zu hohen Zins?
Sie
tauschten schlichte Kost für süsse Fülle,
Opfer
der Schaulust, kläglichen Gewinns.
Nein,
dir im Herzen will ich Beter sein.
Nimm
meine Spende arm, doch williglich.
Sie
mischt sich nicht mit Zutat, kennt nicht Schein -
Nur
Doppelhingab: einzig mich für dich.
Weg,
falscher Künder! . . . Eine treue Seel,
Wie
sehr bedrängt auch, zwingt nicht dein Befehl.
In
alter Zeit hielt man nicht Schwarz für fein
Und
wenn, so trug es nicht der Schönheit Nam . . .
Nun
sezt sich Schwarz als Schönheitserben ein
Und
Schönheit leidet Schimpf und Bastard-Scham.
Denn
da sich Jeder kraft der Schöpfung stahl,
Aus
Kunst und Borg, aus Schlechtem Schönes schuf:
Fehlt
süsser Schönheit Nam und heiliger Saal . . .
Sie
ist entweiht und lebt gar in Verruf.
Drum,
Herrin, hast du Haare schwarz wie Nacht
Und
Augen so - und sie sind Traurern gleich
Da
man, nicht schön von Art, sich Schönheit macht,
Mit
falschem Prunk beschimpft das Erdenreich.
Doch,
da sie trauern, ziert so ihre Pein
Dass
jeder ausruft: Schönheit muss so sein!
Wie
oft wenn du, mein Klang, die Klänge spielst
Auf
dem beglückten Holz dess Regung tönt
Von
deiner süssen Hand und sanft befiehlst
Der
Drähte Einhall der mein Ohr umdröhnt:
Beneid
ich diese Tasten die mit Eil
Das
zarte Innre küssen deiner Hand . . .
Indess
mein armer Mund, reif für solch Teil,
Errötend
bei des Holzes Kühnheit stand.
Um
so gestreift zu sein nähm er in Kauf
Tanzender
Schnitze Formung und Befund
Darauf
dein Finger geht mit sanftem Lauf,
Tot
Holz beseligend statt lebendigen Mund.
Da
freches Werkzeug so beglückt sein muss
Gib
ihm den Finger, mir den Mund zum Kuss.
Verbrauch
von Geist in schändlicher Verzehr
Ist
Lust in Tat, und bis zur Tat, ist Lust
Meineidig,
mörderisch, blutig, voll Unehr,
Wild,
tierisch, grausam, roh, des Lugs bewusst.
Genossen
wo gleich drauf Verachtung trifft,
Sinnlos
erjagt und gleich nach dem Empfang
Sinnlos
gehasst wie ein verschlucktes Gift,
Eigens
gelegt dass toll wird wer es schlang.
Toll
im Verfolg und im Besitz zumal,
Erlangt
und im und beim Erlangen wild,
Glück
beim Versuch und wenn versucht nur Qual,
Erst:
freudig Hoffen, nachher: Schattenbild.
Dies
weiss jedweder . . . Doch nicht wie man
flieht
Den
Himmel der zu dieser Hölle zieht.
In
ihrem Aug ist nichts von Sonnenstrahl,
Korall
ist röter als ihr Lippenpaar,
Wenn
Schnee weiss ist so ist ihr Busen fahl,
Sind
Locken Draht, ist schwarzer Draht ihr Haar.
Ich
schaute Rosen zwiefarb, weiss und rot,
Doch
solche Rosen trägt nicht ihr Gesicht -
Und
ich fand Duft der mehr an Reizen bot
Als
jener Hauch der aus dem Mund ihr bricht.
Ihr
Reden hör ich gern, doch muss gestehn:
Musik
hat einen angenehmern Klang.
Ich
sah noch niemals eine Göttin gehn:
Sie
schreitet auf dem Grund bei ihrem Gang . . .
Und
doch ist meine Liebe mir so reich
Als
jede die man fälscht mit Lug-Vergleich.
Wie
Schönheit stolz wird und dann quält zum Scherz
So
geht dirs und so hart ist dein Befehl . . .
Denn
du weisst wohl: Für mein zart liebend
Herz
Bist
du das schönste köstlichste Juwel.
Doch
wahrlich, manche sagen die dich schaun:
Dein
Blick wirkt nicht so stark, dass Liebe klagt.
Dies
Irrtum heissen will ich nicht getraun
Obwohl
ichs unter Eid mir selbst gesagt.
Und
sicherlich: ich schwor nicht falschen Eid,
An
tausend Seufzer, denk ich auch nur dein,
Hintereinander
geben den Bescheid:
Dein
Schwarz muss Schönstes für mein Urteil sein.
Du
bist in sonst nichts schwarz: Nur durch
die Tat -
Woher
dir, glaub ich, diese Lästrung naht.
Ich
liebe deine Augen. Voll Mitleid,
Da
mit Verachtung mich zerquält dein Herz:
Als
Liebe Trauernde in schwarzem Kleid
Sehn
sie, sich lind erbarmend, meinen Schmerz.
Und
wahrlich zieren mit dem Morgenrote
Sich
schöner nicht des Ostens graue Wangen
Noch
schmückt der volle Stern, des Abends Bote,
Den
kahlen Westen mit dem halben Prangen
Wie
die zwei Trauer-Augen dein Gesicht.
O
sei dein Herz nun auch für mich bereit
Zu
trauern - Trauer ja entstellt dich nicht -
Umkleide
so dein Mitleid allerseit.
Dann
schwör ich gern: Schönheit sei schwarz
sogar
Und
alle schlecht die deiner Farbe bar.
Weh
übers Herz durch das mein Herz so klagt!
Es
schafft mir und dem Freund so tiefe Pein.
Ist
nicht genug dass es allein mich plagt?
Muss
süsster Freund ein Knecht dem Knechttum sein?
Dein
grausam Aug hat mich mir selbst entrissen,
Und
mehr hast du mein nächstes Selbst beschwert -
Ich
muss mich selbst und ihn und dich vermissen . . .
O
Drillings-Qual wenn dreifach so versehrt!
Sperr
ein mein Herz in deiner Stahlbrust Schacht,
Lass
so mein arm Herz das des Freunds befrein.
Wer
mich auch hält: Mein Herz sei seines
Wacht . . .
In
meiner Haft kannst du nicht streng dann sein.
Und
doch - du wirst es: Denn ich häng an
dir.
Dein
muss ich sein mit allem was in mir.
So
hab ich zugestanden: Er ist dein
Und
ich bin selber deines Willens Pfand.
Ich
will verwirkt sein . . . Doch die andre
Mein
Gib
mir dafür zum Trost in meine Hand.
Doch
wirst dus nicht und er will Freiheit nicht.
Denn
du bist geizig und er gern bereit.
Er
unterschrieb hier nur für mich aus Pflicht
Zu
der fest bindenden Verbindlichkeit.
An
deiner Schönheit Bürgschaft hältst du dich,
Habgierige,
die nie ihr Hab lässt ruhn -
Belangst
den Freund der Schuldner ward durch mich.
Ich
verlier ihn durch mein unschönes Tun.
Verloren
ist er mir: Du hast uns zwei.
Er
zahlt das Ganze, doch ich bin nicht frei.
Manche
hat ihren Wunsch - du deinen Will
Und
Will dazu und Will noch obendrein.
Ich
überflüssig tu dir die Unbill
Bei
deinem süssen Willen auch zu sein.
Lässt
du nicht, mit dem Willen weit und groß,
Einmal
in deinem meinen Willen ruhn?
Magst
du genehmigen andrer Willen bloss
Und
meinem Willen nicht die Ehr antun?
Die
See ganz Wasser trägt den Regen still
Und
hält, schon voll, den Zufluss noch für wert.
So,
Willen-Reiche, füg zu deinem Will
Meinen
der deinen grossen Will noch mehrt!
Die
freundlich Bittenden verweis nicht schrill,
Nimm
all für eins und mich im einen Will!
Schilt
deine Seele dich: Ich käm zu nah,
So
schwör der blinden Seel, ich sei dein Wille,
Und
Wille, weiss sie, ist mit Rechten da.
Soweit,
mein Lieb, mein Liebessehnen stille!
Will
Will vollfüllen deiner Liebe Schatz.
So
füll ihn voll mit Wills und sei ich einer.
Bei
Dingen grossen Umfangs gilt der Satz:
In
einer Zahl sieht einer aus wie keiner.
Bei
deiner Güterzählung lass mich fern,
Doch
unter deinen Schätzen dulde mich.
Sieh
für ein Nichts mich an, siehst du nur gern
Dies
Nichts als etwas Süsses an für dich.
Lieb
meinen Namen nur, dann bin ist still!
Du
liebst dann mich: Mein Name ist ja
Will.
Du
Liebe, blinder Narr, was schlägst du so
Mein
Aug das schaut und sieht nicht was es sieht,
Das
weiss wie Schönheit ist und sieht auch wo
Und
doch das Beste aus dem Schlimmsten zieht?
Wenn
Auge schlaff durch zu parteiische Schau
Anlegt
am Strand zu dem sich jeder drängt,
Was
hast du dann aus Auges Trug das Tau
Geknüpft
dran meines Herzens Urteil hängt?
Soll
denn mein Herz ansehn für Eigenflur
Was
es erkannt als aller Welt Anteil?
Soll
denn mein Aug dies Sehn und leugnen nur
Und
holde Wahrheit streun aufs Haupt so feil?
Im
Wahrsten fiel mein Herz und Aug in Trug -
Weshalb
die falsche Seuche sie nun schlug.
Wenn
meine Liebe schwört sie sei ganz wahr
So
glaub ich ihr, erkenn ich auch den Lug.
Sie
denke mich als Knaben Wissens bar
Und
unbekannt mit Lebens feinem Trug.
So
glaub ich eitlerweis, sie glaubt mich jung,
Weiss
sie auch meine beste Zeit entrückt.
So
trau ich ihrer lügen-redigen Zung . . .
Zweiseitig
wird was einfach wahr erdrückt.
Doch
was gesteht sie nicht ihr Unrecht ein?
Und
was gesteh ich nicht wie alt ich war?
O
beste Liebesart ist: Traun dem Schein . . .
Und
liebend Alter hört nicht gern sein Jahr.
Drum
lüg ich mit ihr und sie lügt mit mir
Und
voller Schuld durch Lug sind glücklich wir.
Heiss
mich nicht suchen nach der Kränkung Grund
Die
durch dein hartes Herz schwer auf mir ist.
Triff
mich nicht mit dem Aug, nur mit dem Mund,
Üb
Macht mit Macht, erschlag mich nicht durch List.
Sag,
du liebst andre - doch für meine Sicht,
Lieb
Herz, tu keine Seitenblicke mehr.
Was
sehrest du mit Ränken: Dein Gewicht
Ist
mehr als stark für meine schwache Wehr.
Lass
dich freisprechen, Lieb, ach du weisst gut:
Aus
deinen holden Blicken kommt mir Krieg . . .
Drum
wandtest du von mir der Feinde Wut
Damit
ein andrer ihrem Schuss erlieg.
Doch
tu das nicht! Denn ich bin schon halb
tot.
Mit
Blicken morde schnell: Lös meine Not!
Sei
weise wie du grausam bist! Nicht tritt
Mein
schweigsam Dulden zu tief in den Kot
Dass
nicht der Gram mir Wort leiht, das vertritt
Das
Wesen meiner mitleidwürdigen Not.
Darf
ich dich Weisheit lehren, hör den Rat:
Behaupt
es, Liebe, liebst du mich auch nicht!
Wie
mürrischem Kranken, wenn der Tod sich naht
Der
Arzt von nichts als von Gesundheit spricht.
Sonst
werd ich vielleicht aus Verzweiflung toll,
Bring
gegen dich im Tollwahn Böses vor.
Heut
ist schlimm-gläubige Welt so Übels voll
Und
toller Lästerer findet tolles Ohr.
Dass
dies nicht kommt, man dich nicht schmält, so leit
Dein
Aug zu mir, schweift dein wild Herz auch weit.
Ich
liebe dich nicht mit den Augen, Traun!
Da
sie in dir die tausend Fehler spähn.
Was
mit Befriedigung lieb hält trotz dem Schaun:
Es
ist mein Herz das liebt was sie verschmähn.
Mein
Ohr hängt nicht an deiner Stimme Sange . . .
Kein
Fühlen, Tasten - zart noch gar gemein -
Kein
schmecken und kein Riechen das verlange
Nach
einem Sinnen-Mahl mit dir allein.
Nicht
meiner Sinne und Witze Fünfzahl kann
Ein
närrisch Herz von seiner Fron befrein
Das
haltlos lässt den Schein von einem Mann:
Für
dein stolz Herz ein Sklav und Wicht zu sein . . .
Nur
dass ich soweit meine Pein begrüsse
Dass
sie die mich zur Sünde bringt mich büsse.
Mein
Fehl ist Liebe, deine Tugend Hass,
Hass
meines Fehls erbaut auf frevler Liebe.
O
miss an deinem meinen Unverlass:
Und
du siehst nichts was vorzuwerfen bliebe.
Wenn
aber doch, so nicht von deinem Mund
Der
seinen Scharlach-Schmuck bedeckt mit Scham,
Und
oft, gleich mir, schloss falschen Liebesbund,
Von
andrer Bettgut sich den Zins entnahm.
Lass
mich dich rechtlich lieben wie du sie
Um
die dein Auge wirbt wie meins dich quält.
Pflanz
Mitleid in dein Herz dass wenns gedieh
Dein
Mitleid einst auf Mitleid-Finden zählt.
Wie
leicht wenn du einst suchst was du verwehrst
Dass
du durch Eigen-Beispiel dann entbehrst!
Sieh,
wie ein sorgsam Hausweib rennt und fasst
Nach
einem Stück entlaufnen Federviehs -
Sie
sezt ihr Kleines hin, in schleuniger Hast
Eilt
sie dem Ding nach und gern hätte sies.
Und
ihr im Stich gelassen Kind folgt ihr
Und
weint und hascht nach ihr die fangen muss
Mit
emsiger Müh das vor ihr fliehende Tier
Und
nicht bedenkt des armen Kinds Verdruss.
So
rennst du hinter dem was flieht vor dir,
Ich
bin dein Kleines das weit hinten blieb.
Doch
fassest du dein Glück: Kehr um zu mir
Und
spiel die Mutter, küss mich und sei lieb.
So
bet ich gern, es werde dir dein Will -
Kehr
um nur, mach mein lautes Weinen still.
Zwei
Lieben habe ich von Trost und Pein
Gleich
zweien Geistern lenken sie mich ganz:
Der
bessere Engel ist ein Mann hell fein,
Der
schlimmere Geist ein Weib von düstrem Glanz.
Zur
Hölle will mich ziehn das weiblich Böse,
Kirrt
mir den bessern Engel von der Seit,
Wünscht
zum Verderb, mein Heiliger sei der Böse,
Lockt
schnöder Gierde seine Lauterkeit.
Und
dass mein Engel sich verkehrt zum Feind
Vermut
ich wohl, doch weiss ich nicht genau.
Da
beide fern von mir, sich beide Freund,
Deucht
mir der Engel ist des andren Klau.
Nur
zweifl ich immer noch bis ich erkannt
Dass
böser Geist den guten ausgebrannt.
Die
Lippe die der Liebe Hand
Erschuf
haucht aus das Wort "ich hass"
Zu
mir der sich vor Sehnsucht wand.
Sie
aber sah mich kläglich blass
Und
Mitleid flugs ins Herz ihr brach.
Das
schalt die Zunge die nur süss
Von
jeher mildes Urteil sprach
Und
hiess sie: "So wie früher
grüss!"
"Ich
hasse" daran fügt sie an
Was
folgte wie der holde Tag
Der
Nacht folgt die wie ein Satan
Nach
Himmeln in der Hölle lag.
"Ich
hass" und macht durch Hass den Strich
Und
heilt mich durch das Wort: "nicht dich".
Arm Seel! Du
Mitte meiner sündigen Erde,
Erde
voll Frevel-Kräften die dich hüllen:
Was
trägst du Not und leidest drin Beschwerde
Um
deine Aussenwand reich-bunt zu füllen?
Was
wendest du bei also kurzer Pacht
So
grosse Summe auf dein fallend Haus?
Wird
einst der Wurm, der Erbe solcher Pracht,
Die
Last auffressen, geht dein Leib so aus?
Dann,
Seele, leb auf deines Knechts Verlust
Und
lass die Müh, mach deine Hab nicht schwer . . .
Kauf
Götter-Frist für Stunden voller Dust,
Speis
innen dich und aussen glänz nicht mehr!
So
speis am Tod der speist an jedermann . . .
Und
Tod erst tot: Kein Sterben gibt es
dann.
Ich
lebe wie ein Fiebernder der meist
Das
wünscht was seine Krankheit unterhält,
Der
was das Übel weiterführt verspeist
Und
seiner matten kranken Lust gefällt.
Vernunft,
die Ärztin meiner Liebe, war
Dem
bös der sich nicht an die Vorschrift kehrt,
Verliess
mich und mir Tollem wird nun klar:
Die
Gier ist Tod die Arzenein verwehrt.
Mich
heilt nichts mehr, Vernunft hilft ja nicht mehr,
Mir
wütig-toll mit immer mehr Unrast -
Mein
Wort und Plan gleicht dem des Narren sehr:
Aufs
Gradwohl, fern von Wahrheit, hohl gefasst.
Ich
schwor dich schön und hab dich licht gedacht
Und
du bist wüst wie Hölle schwarz wie Nacht.
Weh,
hat mir Liebe Augen eingesteckt
Die
nicht mit wahrer Schau zusammengehn?
Wenn
nicht, wo hält sich mein Verstand verdeckt
Der
falsch beurteilt was sie richtig sehn?
Ist
schön worauf mein falsches Auge ruht,
Warum
lässt Spruch der Welt es nicht so sein?
Ist
es nicht schön, dann zeigt die Liebe gut:
Liebe
sieht nicht so Treu wie jeder, nein,
Wie
auch? Wie säh der Liebe Auge Treu
Wenn
es so schmerzt von Wache und von Zähre?
Kein
Wunder also, wird mein Auge scheu!
Selbst
Sonne sieht nicht bis die Luft sich kläre.
O
Liebes-List, weinend hältst du mich blind,
Dass
mein Klarblick nicht feil und schnöd dich find!
O
Grausame, sagst du, ich lieb dich nicht,
Wenn
ich mich gegen mich für dich verschrieb?
Und
denk ich nicht an dich ganz im Verzicht
Aufs
eigne Ich, ein Wütrich dir zu Lieb?
Wer
ist dein Hasser der als Freund mir gilt?
Wen
schliesst du von dir aus den ich umschleich?
Ja,
schielst du auf mich: Bin ich nicht
gewillt
Zum
Zorne auf mich selbst und Wehruf gleich?
Welch
ein Verdienst halt ich in mir so wert
Dass
allzustolz es deinen Dienst verschmäht?
Wenn
all mein Bestes deinen Fehler ehrt
Und
folgt wohin dein Augenwink mich lädt?
Doch,
Liebe, hasse nur! Die sehend sind
Die,
merk ich nun, liebst du - und ich bin blind.
Von
welcher Kraft hast du die mächtige Kraft
Dass
Unvollkommenheit mein Herz regiert,
Ich
wahres Schaun bezeichn als lügenhaft
Und
schwöre dass das Licht den Tag nicht ziert?
Woher
nimmst du fürs Schlechte Wohlgestalt
Dass
noch sogar im Abhub deiner Tat
Soviel
Gewähr von Kunst ist und Gewalt,
Mein
Geist dein Schlimm mehr als jed Gut bejaht?
Was
ists das mich dich mehr zu lieben zwingt
Je
mehr ich Grund zum Hassen hör und blick'?
Wenn
meine Lieb auch Andren Abscheu bringt
Verabscheu
nicht wie andre mein Geschick!
Wenn
dein Unwert die Lieb erregt in mir
Bin
ich mehr wert geliebt zu sein von dir.
Lieb'
ist zu jung und kennt Gewissen nicht . . .
Doch
heissts, Gewissen ist der Liebe Kind.
Drum,
holde Trügerin, geh nicht vor Gericht
Wo
man dein süss Selbst mit mir schuldig find'.
Denn
du verrätst mich so wie ich verrate
Mein
edler Teil an groben Leibes Trug.
In
mir die Seele sagt zum Leib: Im Staate
Prange
die Liebe . . . Fleisch bleibt nicht
mehr klug,
Ja,
steigt bei deinem Namen auf und zielt
Auf
dich Siegpreis . . . Geziert mit dieser
Zier,
Freut
es sich wenns dein armes Lasttier spielt,
In
deiner Sache steht und fällt bei dir.
Nennt
nicht gewissensleer ihn der lieb hält
Jene
um deren Lieb' er steigt und fällt!
Dass
ich, dich liebend, falsch schwur ist dir kund.
Doch
du schwurst doppelt falsch, mir Liebe schwörend:
Brachst
erst dein Bett-Gelübd, dann frischen Bund,
Gelobtest
frischen Hass, erst frisch erhörend.
Doch
wie an dir zweifachen Eidbruch rügen!
Brach
ich doch zwanzig, tats an Falsch dir vor!
Ich
der nur Schwüre sprach um dich zu trügen,
Und
Treu und Glauben ganz in dich verlor.
Denn
ich schwur tiefen Eid von deiner Lindheit,
Von
deiner Liebe Stäte und Vertraun.
Dass
du hell seist schlug ich das Aug mit Blindheit
Und
hiess es schwören wider bessres Schaun.
Ich
schwur dich schön, um so meineidiger nur
Dass
wider Wahrheit ich so schnöde schwur.
Amor
lag neben seinem Brand und schlief.
Dianas
Maid sah diesen Vorteil schnell
Und
taucht sein lieb-entzündend Feuer tief
In
dieser Gegend kalten Wiesenquell.
Der
nahm von diesem heiligen Liebesbrand
Lebendige
Hitze, und noch blieb die Spur.
Draus
ward ein lindernd Bad, und darin fand
Der
Mensch für seltne Krankheit schönste Kur.
Aus
meiner Liebsten Aug nahm neuen Glast
Der
Knabe der mich nicht erst sengen muss
Zur
Probe - mich der, damit krank, als Gast
Trübselig
herkam zum heilsamen Guss.
Ich
fand kein Heil . . . Das Bad das für
mich tauge
Ist
wo er neues Feuer nahm: Ihr Auge.